Ich schreibe viele Bücher, die – wie man erwartet – rezensiert werden. Wie viele Autoren freuen mich gute und wurmen mich abwertende Rezensionen. Ich habe mir aber fest vorgenommen, keine Kritik an Kritiken zu üben, und will das auch durchhalten. Dennoch will ich mich jetzt einmal zu einigen Rezensionen meines Buches über Max Planck äußern, dessen 150. Geburtstag im April zu feiern ist, und zwar solchen, die sich – nachdem sie einige zum Teil peinliche und hoffentlich bald zu korrigierende Fehlern angemerkt haben – darüber ärgern, daß ich etwas von der Nachtseite (dem Unbewussten in) der Wissenschaft erzähle, das den Rezensenten zufolge bei Planck nichts verloren hat. Ich will die Kritiker nicht kritisieren, sondern nur wissen, wer den größeren blinden Fleck hat, wobei der erweiterte Text darlegt, was damit gemeint ist.
Wer von Planck erzählt, kommt an der Geschichte nicht vorbei, daß dem Teenager 1874 von einem großen Professor abgeraten wurde, Physik zu studieren. Diese Disziplin biete nur noch wenig Möglichkeiten der Forschung; sie sei so gut wie abgeschlossen und so vollkommen wie die Euklidische Geometrie.
Das ist die Geschichte, und dann wird gelacht, wenn sie erzählt wird, man wundert sich über die Dummheit der Professors und die Weitsicht des Teenagers und geht zur Tagesordnung über. Das geht aber nicht. Denn jetzt hat man eine Aufgabe, nämlich zu erklären, warum sich der Knabe gegen den Meister durchsetzt, und die Erklärung kann nicht sein, daß der Knabe später der Meister wird, weil er den Nobelpreis für Physik erringen kann. Die Frage lautet, was einen Sechzehnjährigen so sicher machte, daß ein Studium der Physik lohnt, und ich habe es riskiert, darauf eine psychologisch grundierte – und keine logisch-rationale – Antwort zu geben. Man kann sie ablehnen (wenn man eine Alternative kennt), aber die Kritiker bemängeln, daß ich überhaupt eine Antwort versuche bzw. eine Ebene betrete, auf der sie liegen könnte. Sie müssen etwas wissen, das mir entgeht. Vielleicht weiss das jemand, der diesen Text liest.
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