John Archibald Wheeler ist gestorben, ohne den Nobelpreis bekommen zu haben. Eine größere Blamage haben sich die Herren der Stockholmer Preise bisher nicht geleistet (wenn man davon absieht, daß sie es in all ihren viele Spesen verschlingenden Sitzungen ebenfalls nicht geschafft habe, den Biologen Seymor Benzer zu ehren, der im letzten Jahr gestorben ist).
John Archibald Wheeler ist 96 Jahre alt geworden und in der Physik von seinem 21. Lebensjahr an aktiv gewesen. Wir verdanken ihm große Einsichten – unter anderem in die Natur der Raumzeit – und wunderbare Wortschöpfungen wie etwa das “schwarze Loch”, das Wheeler an die Stelle des Ausdrucks “gravitationsbedingt instabile stellare Materie” setzte, für die sich nur eine Handvoll Spezialisten interessierten. Daß Wheeler ohne Nobelehren bliebt, ändert nichts an seiner Einschätzung, wohl aber an der der Schwedischen Akademie. Sie zeichnet längst nur noch Leute aus, die nichts mehr zu sagen haben. Oder kennt jemand noch die Preisträger vom vergangenen Jahr?
John Wheelers Größe kann sich jemand, der Angst vor großer Physik hat, daran klarmachen, daß er fünf Fragen formuliert hat, die es in sich haben und die Menschen noch länger beschäftigen werden. Wheeler nannte sie “really big questions”, und sie lauten:
- How come existence? (Wie kommt es zu dem, was existiert?)
- Why the quantum? (Warum gibt es Quanten?)
- A participatory universe? (Haben wir teil am Universum?)
- What makes meaning? (Was führt zur Bedeutung?)
- It from Bit? (Das Seiende aus Informationen?)
Es ist vor allem die letzte Frage, die provoziert. Gab es am Anfang nicht die Welt (it), sondern ihre Idee (in Form von Bits)? Mir gefällt der Gedanke. Was soll denn auch sonst gewesen sein?
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