Ich habe heute mit der Post die Aufforderung bekommen, mich einer Initiative anzuschließen, die sich BILDUNGSLÜCKENGEGNER nennt und zu der – was auch sonst – ein paar Prominente gehören – eine Schaupielerin namens Furtwängler, ein Professor namens Nida-Rümelin, ein Manager namens Kluge, ein Multitalent namens Henkel und so weiter. Sie sind sicher für Bildung und wahrscheinlich auch gebildet. Aber dann müsste Ihnen eingefallen sein, daß Bildung als offener und dialogischer Vorgang von Lücken lebt. Wie können sich zwei Menschen ohne Bildungslücken unterhalten. Wir sind alle voller Bildungslücken, und warum soll ich mein eigener Gegner sein?
Vermutlich wollen die BILDUNGSLÜCKENGEGNER etwas Hübsches, nämlich die Bildung ihrer Zeitgenossen verbessern. Nur – was heisst das? In Hamburg triumphieren jetzt die Grünen, weil sie den Schwarzen abgetrotzt haben, daß alle Kinder länger die gleiche Schulunlust erdulden müssen. Man betrachtet das als Beitrag zur Bildung, auf die man im politischen Denken ein Recht hat. Ich denke das Gegenteil. Wer die Fähigkeit zur Bildung hat, der wird diese Gabe als Verpflichtung betrachten und sich um sie kümmern. Daß sich dabei bis zum Ende seiner Tage Lücken auftun, sollte ihn weder entmutigen noch dazu verführen, mit dem Finger auf andere zu zeigen. Bildung stellt ein offenes Abenteuer dar, bei dem man nur einen Gegner hat – sich selbst. Wenn die BILDUNGSLÜCKENGEGNER diesen Kampf meinen, dann bin ich dabei. Sonst bin ich weg.
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