Das schöne Wort SEX hat im Englischen zwei Bedeutungen. Eine ist die langweilige, und um die geht es hier, und zwar höchst langweilig. Es geht genauer um den Faktor, der das Geschlecht (sex) bestimmt und der vor Jahren große Aufregung verursachte, bloß weil er entdeckt wurde. Gemeint ist das Sry Gen, das unter anderem so heißt, weil es auf dem Y Chromosom sitzt, also bei Männern wirksam wird (und hier die Hodenproduktion auf den Weg bringt). Als das Gen 1990 kloniert werden konnte, rauschte die Lästerlust im Blätterwald, und die damals so berühmten kritischen Journalisten lauerten erneut auf manipulative Tricks der Gentechniker. Das Sry Gen brachte es sogar auf die Titelseiten überregionaler Blätter. Aber wenn man einen der Macher bzw. Berichterstatter heute fragen würde, was denn das Gen macht, würde er mit den Schultern zucken, falls er sich überhaupt erinnert (obwohl es um seine Hoden ging und geht). Die Biologen wissen auch nicht so genau, was das Sry Gen macht, aber sie haben jetzt einen Hinweis gefunden. Dazu mehr im erweiterten Text.
Ganz langsam: Das Sry Gen sorgt – wie alle normalen Gene – für ein Protein, das die Fachwelt SRY (mit großen Buchstaben) bezeichnet. Dieses Produkt ist der Faktor, der die Hodenproduktion einleitet, aber wie? Er sucht und findet ein anderes Genprodukt, den als SF1 bezeichneten Rezeptor (was an dieser Stelle ein nichtssagendes Wort ist; ein Rezeptor rezipiert – fast wie bei Heidegger, wo die Welt weltet und das Nichts nichtet). Also: Der Rezeptor SF1 rezipiert den Faktor SRY, und das molekulare Paar verbindet sich mit einem Verstärker, der die Expression eines Gens namens Sox9 verstärkt (ein Verstärker verstärkt eben), und von dem Gen bzw. seinem Produkt weiß man, daß dadurch andere Gene reguliert werden, die mit den Vorgängen zu tun haben, die die Entwicklung einleiten, an deren Ende ein männliches Wesen steht.
Mit anderen Worten – man weiß immer mehr, was den Fachmann interessiert, ohne etwas sagen zu können, was mich erfreut. Sex der Reihe nach – schön langweilig, aber aktuelle Wissenschaft. Und darum die ganze Aufregung?
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