Edition suhrkamp – das war eine große verlegerische Idee der 1960 und 1970er Jahre, und ich habe mir viele der in den schönen Spektralfarben angelegten Bände besorgt, wenn ich dabei auch stets verärgert über die Borniertheit des Verlags war, den Naturwissenschaften bestenfalls einen Platz in der zweiten Reihe – sprich: nur ein paar Bände – zuzugestehen. Der Vater der Reihe, Siegried Unseld, ist vor einigen Jahren gestorben, und nun bringt der inzwischen von seiner Frau Ulla Berkéwicz geleitete Verlag eine neue Edition heraus – die edition unseld. Eigentlich ein Grund zur Freude, wie es schien, vor allem, nachdem klar war, daß diesmal auch die Geistesgrößen aus Frankfurt den Stellenwert der Naturwissenschaften erkannt hatten und ihnen die ersten (und nicht die letzten) Bände einräumen würden. Seit einigen Monaten liegen die ersten Büchlein vor – so alle gerade mal mit etwas mehr als 100 Seiten Umfang -, und bei der Durchsicht kommt mit immer wieder in den Sinn, statt edition unseld “edition unselig” zu sagen. Was vorliegt, ist grottenschlecht.
Wer sich von dem, was die Bände bieten, einen Eindruck verschaffen will, braucht sie nicht zu erwerben. Es reicht, Spiegel Online anzuschauen, wo die Autoren ihre wenigen Seiten auf wenige Worte “verdichten”, wie es heißt. Dabei kommt aber nur Stuss heraus (wie in den Büchern selbst). Wir erfahren, daß Menschen Maschinen einstellen (ach ja?), wir lernen, daß die Welt komplex ist (ach ne?), wir lesen, das im Tod Gleichgewicht herrscht (ach so?), wir bekommen in einem Band mitgeteilt, daß wir am Anfang des Informationszeitalters sehen, während ein anderer uns darauf einschwört, eine Wissensgesellschaft zu sein (ach was?), und so weiter und so fort. Es ist ein Grauen und Grausen.
In seinen Maghrebinischen Geschichten lässt Gregor von Ressori das Wissen der Gelehrten von diesen Herren verdichten, bis sie nicht weiter wissen und einen Einsieder um den Satz bitten, in dem dann alles verdichtet ist. “Auch das wird vergehen”, sagt der Weise. Ich denke, daß er damit auch die edition unseld meinte.
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