Der französische Philosoph Descartes hat als Grundprinzip seiner Philosophie den Zweifel eingeführt. Man soll bei allen Behauptungen, die jemand aufstellt, erst einmal Zweifel anmelden, um so besser zu verstehen, ob sie stimmt. An allem soll gezweifelt werden – nur am Zweifel selbst nicht. Der ist unbezweifelbar.
Die modere Philosophie hat – etwa in Form der Frankfurter Schule – als Grundprinzip der Philosophie die Kritik erhoben. Alles muss kritisiert werden – vor allem die sogenannten Verhältnisse, nur die Kritik selbst natürlich nicht.
Mir leuchet ja ein, daß man die Kritik von der Kritik ausnimmt. (Es ist auch zu komisch, wenn ein Autor seinen Rezensenten rezensiert). Aber was jetzt im Umfeld des kritischen Philosophen Jürgen Habermas passiert, ist komisch bis beschämend, wie weiter unten erläutert wird.
Die deutsche Kultur nähert sich dem 80. Geburtstag des Philosophen Jürgen Habermas, und die Denker gehen schon einmal in Anbetungshaltung. Bereits ein Jahr vor dem Fest teilen sie uns mit, daß sie ihr Nachdenken aufgeben, wenn er vorgedacht hat. “Ich würde mir alles sechsmal überlegen, wenn das, was ich denke, von dem differiert, was Haberman denkt.” So der Intellektuelle Alexander Kluge, und das FAZ Feuilleton klatscht begeistert in die Hände.
Wer schon mal mit einem Flugzeug geflogen ist, wird wissen, daß kurz nach der Landung alle wichtig aussehenden Männer (und Frauen) ihre Handys rausholen. Sie können offenbar ohne Anweisungen nicht weiter. Die bekommen sie jetzt per Telefon, und so stehen sie da, unsere kritischen Denker – ratlos ohne Habermas am Handy, der ihnen sagt, was sie sagen sollen. Im Augenblick warnt er vor dem Renditedruck von Finanzinvestoren. Das muss einem ja erst einmal gesagt werden.
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