Steven Weinberg,ein amerikanischer Nobelpreisträger für Physik, hat in der letzten Ausgabe des “New York Review of Books” in einem Beitrag, der von dem Verhältnis der Wissenschaft zu Gott handelt, in einer Nebenbemerkung die Ansicht vertreten, daß heute jeder habilitierte Theoretische Physiker Einsteins Gravitationstheorie besser verstehe als der Urheber selbst. Weinberg meint das so, daß jeder der genannten Physiker mit besseren mathematischen Methoden umgehen kann, um Einsteins Einsichten in den Kosmos zu Papier zu bringen. Aber – sind Verstehen und Rechnen identisch? Ich denke, daß dies nicht der Fall ist. Es gibt zum Beispiel viele Leute, die Einsteins Theorien nachrechnen können und von ihrer Richtigkeit überzeugt sind, die sich aber trotzdem irgendwie die dreidimensionale Oberfäche einer vierdimensionalen Entität nicht so recht vorstellen können, auf der wir leben. Verstehen ist etwas anderes als Rechnen. Was Einstein verstanden hat, ist nicht die Mathematik, sondern das, was er durch sie sieht, was er sieht, wenn er sie durchschaut. Kann das wirklich jemand besser als er?
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