Natürlich verdeckt der derzeitige Börsenschwachsinn vieles, aber eigentlich sollte es trotzdem spannend sein, wenn die Nobelpreisträger bekannt gegeben werden. Warum verwandelt die Presse das Ereignis nur in ein langweiliges Abschreiben der selbst schon langweiligen Zusammenfassungen, mit denen die Schwedischen Akademien vorstellen, wen sie nach Stockholm einladen? Bei der Literatur ist das anders. Da wagen es einige (mutige) Leute, geeignete Namen ins Spiel zu bringen, um sich anschließend zu beklagen, daß man nicht auf sie gehört hat. Das Kritisieren der schwedischen Entscheidungen mag zwar nicht die feine Art sein, sie ist aber auf jeden Fall unterhaltsamer als das tiefe Verneigen der Wissenschaftsjournalisten vor Leistungen, die sie nicht verstehen und deren Beschreibung sie nur kopieren. Der Nobelpreis zeigt, was uns fehlt – eine Streitkultur in der Wissenschaft, die das Publikum aufmerksam macht. Wie jedes Jahr werden wir vergessen, wer den Nobelpreis bekommt, bevor er (oder sie) ihn tatsächlich bekommt.
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