Aus aktuellem Anlass wieder zurück in die Gegenwart: In Dresden gibt es derzeit einen Ausstellung zur Frage: “Was ist schön?” Ein Rundumschlag zum Thema, ich war schon drin ….
… bin aber ganz schlecht im Beschreiben solcher Dinge. Außerdem war ich mit Frau und meinen beiden Kindern (2 und 5 Jahre) drin. Das ist man dann froh, wenn es überhaupt mal ein Exponat gibt, vor dem man verweilen kann. Aber aktuell gib es gerade in der SZ eine treffende Zusammenfassung des Ganzen, auf die ich hier verweisen möchte.
Zwei Dinge sind mir ganz besonders in Erinnerung geblieben. Im Eingangsraum gibt es große, krispe Portraitfotos von Schauspielern, keine Schminke, schien mir, kein Photoshop. “Come as you are” beschreibt es wohl am besten (von Herlinde Koelbl?, ich weiß es nicht mehr). Ich habe Robert de Niro fast nicht erkannt. Cate Blanchet hat ein ganz schiefes Gesicht und Paris Hilton Pickel. Ich hätte gerne noch länger drauf geschaut, aber die Kids …
Ich erlaube mir mal zwei Screenshots dieser Portraits aus dem Werbefilm zur Ausstellung zu posten (hier und unten):
Einen Aha-Effekt hatte ich bei einer Statistik über die meist verkauften Kosmetikartikel. Und? Ratet …
Mascara, Wimperntusche ist es. Das passte ganz gut zu folgender Beobachtung: Wer Mittwochabends auf Pro 7 die üblichen Serien schaut, “Sex and the City”, “Grey’s Anatomy” , “Desperate Housewives” etc. der sollte mal zählen wie viele Mascara-Spots er sieht. Erstaunlich. Die neueste Innovation: Jetzt mit Elektroantrieb um per Mikroschwingungen und Wimperntusche noch besser zu verlängern (400%).
Aber egal. Es gibt viel sehenswertes in der Ausstellung und ich werde sie auch noch mal besuchen (alleine;-)). In der SZ beschreibt Sarina Pfauth ihren Blick auf die Ausstellung. Sie schreibt zum Beispiel sehr richtig, im Zusammenhang mit beeindruckenden Portraits einer alten, wirklich faltigen Frau:
“Und bei näherem Hinsehen stimmt das ja auch: Dass Menschen schön sind, wenn sie im Frieden mit sich und ihrer Umgebung leben. Wenn sie Ruhe und Versöhnlichkeit ausstrahlen. Allzu oft bleibt diese Schönheit jedoch verborgen, weil die andere, die offensichtlichere Schönheit, lauter ist. Lange Beine, volles Haar, glatte Haut, große Brüste. Oder eben Waschbrettbauch.”
Ein Begriff ist mir in der Ausstellung zum ersten Mal begegnet: “Lookism“. Was es damit auf sich hat, das erkläre ich dann irgendwann später (wer es jetzt schon wissen will, folgt eben dem Link).
Dass es in punkto Schönheit durch das weltweite Mediennetzwerk längst zu einer Globalisierung von Schönheit gekommen ist (oder des westlichen Schönheitsideals), zeigt folgende Beobachtung:
“Verstärkt wird dieser Druck noch durch das weltweit immer einheitlicher werdende Bild von idealer Schönheit, das in erster Linie durch die Massenmedien transportiert wird. Ein imposanter Beleg für diese These: Auf Fidschi traten nach Einführung des Fernsehens im Jahr 1995 fünfmal häufiger Essstörungen auf als zuvor. Der einzige Sender zeigte vor allem amerikanische, englische und australische Programme – nach kurzer Zeit hatte sich das Schönheitsideal der Bewohner komplett verändert. Früher hatte es als schön gegolten, stämmig zu sein. Nun fühlten sich fast 75 Prozent der Mädchen zu dick.”
Wer also noch einen Grund sucht Dresden zu besuchen – es braucht eigentlich keinen Extra-Grund – diese Ausstellung könnte einer sein. Da kann man sich auch gleich die Daueraustellung des Hygiene-Museums ansehen.
Die Ausstellung “Was ist schön?” geht noch bis zum 2. Januar 2011. Für Schulklassen bietet das Hygiene-Museum thematische Führungen und Projekttage an.
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