Heute mal zwei kurze Hinweise zum Thema Kleidung. Eine Ausstellung zur Königin Luise und ihrer Garderobe und der Hinweis auf eine Untersuchung, die zeigen soll, dass Rot den Männern gut steht, egal ob als T-Shirt oder als Bilderrahmen ;-), fanden zumindest die befragten Frauen.

Rot, Gentlemen, rot ist angesagt

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Blogkollege Gunnar Ries fasst auf seinem Blog Amphibol eine im Journal of Experimental Psychology veröffentlichte Untersuchung zusammen, die zeigen soll, dass die Farbe Rot nicht nur Frauen attraktiver macht (Wir erinnern uns schaudernd an Chris de Burghs “WomanLady in Red”), sondern dass diese Farbe auch Männer besser aussehen lässt:

“Der Gentleman in Rot ist für Frauen also mindestens ebenso interessant wie für Männer die Dame im roten Kleid. Und dies ist den Frauen offenbar noch nicht einmal bewusst. Alleine die Farbe gibt den Männern in den Augen der betrachtenden Frauen einen höheren gesellschaftlichen Rang und damit verbunden eine höhere Attraktivität für das andere Geschlecht. Dabei reichte in einem Experiment alleine ein roter Rahmen um das Foto des Mannes aus.

Dieser unbewusste Vorgang scheint neben einem kulturellem auch einen biologischen Hintergrund zu besitzen. Denn in verschiedenen Kulturen wie in Japan, China und bei afrikanischen Völkern wird die Farbe Rot mit Macht und hohem Status in Verbindung gebracht. Auch im alten Rom trugen die mächtigsten Männer gerne Rot. Diese Farbe war ausschließlich ihnen vorbehalten. Und auch heute noch wird beispielsweise der rote Teppich für hochgestellte Persönlichkeiten ausgerollt.”

Wenn das so ist, frage ich mich natürlich gleich, warum dann Männer nicht viel öfter rot tragen?

Die University of Rochester hat die Studienergebnisse in einer ausführlichen Pressemitteilung zusammengefasst. Es gibt sogar ein Videointerview mit Studienleiter Andrew Elliot.

Sowohl im englischsprachigen Bereich als auch im deutschsprachigen haben die Journalisten sich auch gerne bei dieser Pressemitteilung bedient. Einschätzungen anderer Wissenschaftler habe ich keine gefunden.

Den Fachartikel gibt es hier als pdf.

Der Königin Klamotten

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Auf sueddeutsche.de weist uns Gustav Seibt auf eine Ausstellung über Königin Luise von Preußen hin, die gerne auch schon mal als die Lady Di des 18./19. Jahrhunderts bezeichnet wird (das nur, damit man sich ein wenig ihren Popularitätsgrad vorstellen kann).

Die Ausstellung (hier gibts die Infos) anlässlich des 200. Todestages Luises im nördlich von Potsdam gelegenen Dörfchen Paretz konzentriert sich voll auf Luises Garderobe. Warum ist das interessant? Weil es die Zeit um die französische Revolution war und sich dieses auch in einem Wechsel des Kleidungsstils ausdrückte. Mit der politischen Freiheit kam auch die modische Freiheit:

“Die liebevoll gestaltete Schau behandelt dabei intelligent und vielseitig ein beachtliches historisches Thema: Den Übergang der Bekleidung von höfischer Repräsentation zur bürgerlichen Mode. Die erstere ist nach Rang und Anlässen streng kodifiziert, sie signalisiert Majestät und Abstand, sie stuft die Kleidung mindestens vierfach, von der Staatsgala, der eigentliche Hofkleidung, über die Grande Parure fürs Halboffizielle und Festlichkeiten und die Parure, also Halbgala für Tag und Abend, bis zum Negligé, der bequemeren Kleidung fürs innere Haus, für Reisen und Spaziergänge.

Doch innerhalb dieses höfischen Systems, vor allem in den niederen Rängen, wird die Bekleidung bereits zum Gegenstand ästhetischer und sittlicher Erörterung; die Dinge werden also verhandelbar. Kurz vor der Französischen Revolution entstand überall in Europa eine international rezipierte Modepublizistik, deren Hauptorte natürlich Paris und London waren, in Deutschland bezeichnenderweise aber Weimar, wo der Verleger Friedrich Justin Bertuch jenes reich illustrierte “Journal des Luxus und der Moden” herausbrachte, das alle Fragen des erlesenen Geschmacks behandelte (…)”

Auch Königin Luise mochte es lieber etwas lockerer und nicht so verschnürt wie es zuvor im Rokoko üblich war, aus ganz praktischen Erwägungen:

“Dass die Königin bald jene “griechischen”, knapp unter den Brüsten gebundenen, locker fallenden Gewänder bevorzugte, die die Schnürmode des Rokoko ablösten, hat auch mit ihren Schwangerschaften zu tun: Zehn Mal in sechzehn Jahren Ehe entband Luise Kinder, die freilich nicht alle überlebten.”

Die Ausstellung läuft noch bis zum 31. Oktober 2010.

Kommentare (5)

  1. #1 Jens
    August 10, 2010

    Es hieß doch aber “Lady in Red” von Chris de Burgh 😉

    Argh .. oute ich mich nun als CdB-Hörer? Naja, früher tat ich das durchaus. Aber man wird ja älter und Weiser.

  2. #2 Marcus Anhäuser
    August 10, 2010

    @Jens
    erwischt ;-). Ich habe CdB nicht so ausgiebig gehört, daher der Fehler. Danke, hab’s korrigiert.

  3. #3 Wb
    August 10, 2010

    Männer in Rot haben schon etwas, Wb auch mal seinerzeit, das war dann aber noch Punk, BTW, wie wird sowas heute interpretiert?

  4. #4 Marcus Anhäuser
    August 10, 2010

    kommt, glaube ich, wieder auf den Zusammenhang an? Rotes T-Shirt unter Kumpel, okay. Aber roter Anzug? Da muss man sich schon was trauen.

  5. #5 Wb
    August 10, 2010

    John Travolta hatte seinerzeit ein rotes Hemd unter dem Sakko, kam nicht schlecht, er hat dann aber in Pulp Fiction nicht mehr rot getragen.