Bleichungsmittel und Aufheller für die Haut sind in China sehr beliebt; Asiatinnen sind Anhänger der vornehmen Blässe. Sonnenstrahlen werden gemieden wie die Pest -oder ihnen zumindest mit Sonnenschirm und hohem Lichtschutzfaktor der Kampf angesagt.
Mittelalter, Rokoko, Barock: Eine reine, weiße Haut war (und ist) in vielen Zeiten und Epochen ein begehrtes Schönheitsattribut. Zeugte sie doch von einem müßigen Leben und einer vornehmen Herkunft. Nur Menschen niedrigen Standes, die gezwungen waren ihren Lebensunterhalt mit körperlicher Arbeit im Freien zu verdienen, hatten eine dunkle Haut.
In Europa oder zumindest in Deutschland ist es heute eher umgekehrt. Kommt da jemand mit einer „schönen” weißen Haut daher, wird meist mitfühlend bemerkt: „Du siehst ja ganz schön blass aus”. Diese eher mitleidige Äußerung basiert im Grunde auf zwei Vermutungen: Entweder sieht der Ärmste so käsig aus, weil es ihm nicht gut geht, sprich er krank ist oder er viel zu lange im Büro sitzen muss und arbeitet. Beides doch irgendwie keine wirklich erstrebenswerten Zustände.
Weiß und sonst gar nichts
Doch während wir Europäer in aller Regel eine gepflegte Bräune einer Leichenblässe vorziehen, hat sich vor allem in den asiatischen Ländern an dem Ideal der weißen Haut praktisch nichts geändert. Schon seit Jahrhunderten gilt dort der blasse Teint als absolutes Schönheitsideal -und das ist auch heute noch so. “Bihaku”, werden in China die Frauen mit dem begehrten Porzellanteint genannte, was übersetzt so viel bedeutet wie schöne, reine, weiße Haut. Und ein altes chinesisches Sprichwort lautet: “Yi bai zhi bai chou” – “Wer weiße Haut hat, dem werden hundert Makel verziehen”.
Und auch in Japan steht eine helle Haut mit ganz oben auf der „Schönheitswunschliste” – und das seit vielen Jahrhunderten. Früher schminkten sich beispielsweise die adligen Damen ihre Gesichter so weiß wie möglich, damit diese zusammen mit ihren seidenen Kimonos schön leuchteten, wenn sie in der Dunkelheit des Hofes auf ihren Mann warteten.
Solarien und Selbstbräuner sind Mangelware
Während wir in Deutschland gern ein Sonnenbad genießen, uns fleißig mit Selbstbräuner einreiben, um nicht weiß und unattraktiv wie ein Käse zu sein oder in den Wintermonaten mangels Sonnenlicht ab und an mal ein Solarium besuchen (auch wenn das von den
Dermatologen aufgrund der Hautkrebsgefahr nicht so gern gesehen wird), versuchen die Asiatinnen eine braune Haut mit allen Mitteln zu verhindern. Solarien und Selbstbräuner? Fehlanzeige! Bei Einrichtungen dieser Art wäre ein Konkurs vermutlich vorprogrammiert und Selbstbräuner würden zum Ladenhüter werden.
Wer in China schön gebräunt aus dem Urlaub zurückkehrt, kann dort von seinen Mitmenschen keine neidischen Blicke erwarten, die fänden das allenfalls bedauernswert. Und auch der Versuch vieler Europäer, mit den ersten Sonnenstrahlen des Frühlings eine „gesündere” Gesichtsfarbe zu ergattern, würde wohl nur ein Kopfschütteln ernten.
Möglichst schnell hell
Asiatinnen mieden und meiden die Sonne wie die Pest, denn eine helle Haut suggeriert Anmut, Wohlstand und Weiblichkeit. Um dieses Ideal zu erreichen, versuchen sie sich nicht nur vor jedem Sonnenstrahl mit einem hohen Lichtschutzfaktor, langärmeligen T-Shirts oder Sonnenschirmen zu verstecken, sondern helfen auch gerne mit hautaufhellenden Mitteln nach. Bleichmittel und Aufhellungskosmetik sind somit absolut im Trend.
Schätzungen von Marktforschungsinstituten zur Folge machen diese Mittel rund 60 Prozent des Umsatzes von Gesichtspflege-Produkten in China aus. Dank der Vorliebe der Chinesinnen für helle Haut ist die Palette der angebotenen Bleichungsmittelchen groß und in den unterschiedlichsten Preisniveaus zu haben. Und natürlich möchte man das Ergebnis am liebsten sofort sehen. Dementsprechend gefragt sind deshalb vor allem Produkte, deren Wirkung man gleich vor Augen hat.
Wer fürchtet sich vorm schwarzen Mann (Frau)?
In Japan hat sich inzwischen eine Jugendkultur entwickelt, die gegen dieses bleiche Schönheitsideal rebelliert. Die meist jungen Mädchen, die sich gegen den Mainstream stellen indem sie ihre Haut bewusst bräunen, werden als Ganguro bezeichnet, was frei übersetzt so viel wie „Schwarzes Gesicht” bedeutet.
Offenbar liegt es in der Natur des Menschen, dass man immer das schöner findet, was man nicht hat: Wer braun ist will weiß sein und wer weiß ist will braun sein. Am Ende zeigt die ganze Sache aber nur: Schönheit liegt eben doch im Auge des Betrachters.
Quellen:
Heinze, U.: Japanische Bruchkanten. Konturen der kankei nai-Kultur: Konturen Der Kankei Nai-Kultur. Lit Verlag, Berlin 2006
Coulmas, F.: Die Kultur Japans: Tradition und Moderne. Beck, München 2005
Calderin, J.: Die Modebibel- Alles, was Modedesigner wissen müssen. Stiebner, München 2010
Japanisches Generalkonsulat Düsseldorf
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