Die Verwendung von Kosmetik war nicht immer ungefährlich. Wollte man dem gängigen Schönheitsideal entsprechen, musste man mitunter unschöne Nebenwirkungen in Kauf nehmen. Nicht selten gingen diese auch zu Lasten der Gesundheit, wie beispielsweise das in der Renaissance so beliebte Bleiweiß zeigt.
Als begehrtes Schönheitsideal fand die vornehme Blässe ja schon öfter Erwähnung in unserem Blog. Darum sollte sie auch im Zeitalter der Renaissance nicht fehlen. Eine besondere Schwäche für die weiße Haut hegte in dieser Zeit offenbar die Königin von England; Elisabeth I (Regierungszeit: 1558 bis 1603).
Eine Vorliebe, die Ihr auch den Beinamen die “Elfenbein-Regentin” einbrachte. Ihren schneeweißen Teint erhielt sie vor allem durch die großzügige Verwendung von Bleiweiß (basisches Bleicarbonat), das zusammen mit Essig und Eiweiß zu Puder oder Pasten verarbeitet wurde. Diese Paste wurde Schicht für Schicht auf Gesicht und Dekolleté aufgetragen; ein beträchtliches Gesundheitsrisiko zu Gunsten der Schönheit, denn Bleiweiß ist hoch giftig. Seine strake toxische Wirkung war auch damals durchaus nicht unbekannt, wurde aber scheinbar im Namen der Schönheit in Kauf genommen.
Deckkraft garantiert
Bleiweiß gehört nicht nur zu den ältesten, künstlich hergestellten Pigmenten, sondern war auch lange Zeit das wichtigste Weißpigment für wasser- und ölhaltige Farben. Geschätzt wurde es -und offenbar nicht nur in der Malerei- vor allem wegen seiner guten Deckkraft und seinem seidigen Glanz; Eigenschaften, die die gesundheitsschädigenden Nebenwirkungen anscheinend zur Nebensache werden ließen. Am beliebtesten und teuersten waren die Produkte aus Italien, allerdings enthielten sie auch einen besonders hohen Anteil des gefährlichen Bleis.
Schleichendes Gift
Die ständige Anwendung dieser Schönheitsmittel führte zu einer schleichenden chronischen Vergiftung, die sich in schweren Gesundheitsschäden, wie beispielsweise Lähmungen, Blutarmut oder Funktionsstörungen der Nieren äußern konnte. Für das Ideal des hellen Teints wurde das Bleiweiß zudem häufig noch mit Quecksilber versetzt. Quecksilber besitzt eine bleichende Wirkung, kann aber unter anderem zu Hautschäden, Haarausfall und Verfärbungen von Zahnfleisch und Nägeln führen.
Auch für die Königin von England blieb der jahrelange verschwenderische Umgang mit der gefährlichen weißen Paste nicht ohne Folgen. Ihr Gesicht soll derart von Narben und Geschwüren durchzogen gewesen sein, dass sie am Ende, so heißt es, alle Spiegel im Palast entfernen ließ, um den Verfall ihres Gesichtes nicht ansehen zu müssen.
Quellen:
- Jung, E.G.: Kleine Kulturgeschichte der Haut. Steinkopff 2007
- Geiger, A.: Der schöne Körper: Mode und Kosmetik in Kunst und Gesellschaft. Böhlau, Wien 2008
- Dane, G.: Die heilsame Toilette: Kosmetik und Bildung in Goethes ‘Der Mann von fünfzig Jahren. Wallenstein, Göttingen 1994
- Neumeister, B. & Besenthal, I.: Klinikleitfaden Labordiagnostik. Elsevier, München 2008
- Soukup, R.W. & Mayer, H.: Alchemistisches Gold: Paracelsistische Pharmaka. Laboratoriumstechnik im 16. Jahrhundert. Böhlau, Wien 1997
- Wietig, C.; Williams, S.; Davids, M. & Kerscher, M.: Kulturgeschichtliche Aspekte heller Haut . Aktuelle Dermatologie 2004; 30: 425-428, Thieme, Stuttgart
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