Die Augenpartie spielt bei der Wahrnehmung eines Gesicht eine wichtige Rolle. Die Augen, so sagt man, sind die Spiegel der Seele. Sie verraten uns die Gefühle unseres Gegenübers, ob er zornig ist, traurig oder fröhlich. Betrachten wir ein Gesicht, schauen wir meistens dem anderen in die Augen, denn die Augenpartie spiegelt den emotionalen Zustand eines Menschen am deutlichsten wider.

Nicht dabei vernachlässigt werden dürfen die Augenbrauen: Sie “verleihen uns nicht nur Ausdruck” und machen uns einzigartig, sondern entscheiden auch mit über die Atrraktivität eines Menschen.


Verschieden Studien haben gezeigt, dass ein Gesicht bestimmte Kriterien erfüllen muss, damit wir es als schön empfinden. Dazu gehören neben hohen Wangenknochen, langen und dichten Wimpern, schmaler Nase und vollen Lippen auch die Farbe und Form der Augenbrauen.

Im Grunde alles Kleinigkeiten, die insgesamt aber wohl einen großen Einfluss auf unser Schönheitsempfinden haben. Bei den Augenbrauen sind es offenbar vor allem die dunkleren, die (erwachsene) Gesichter attraktiv machen. Während sie beim Mann auch etwas kräftiger sein dürfen, sollten die der Frau jedoch eher schmal sein.

In manchen Zeiten, zum Beispiel dem späten Mittelalter, galt eine hohe Stirn als Schönheitsideal. Um diesen Ideal zu entsprechen, wurden die Augenbrauen oft vollständig ausgezupft oder abrasiert, was den Gesichtern mitunter einen künstlichen, maskenartigen Ausdruck verlieh. Augenbrauen machen ein Gesicht lebendig und sind quasi untrennbar mit den Augen verbunden. Schon die kleinste Bewegung der Muskeln kann ihre Position und die Form verändern und uns wütender oder erstaunter aussehen lassen. Und nicht nur das: Wie Studien zeigen, spielen sie auch der der Wiedererkennung eines Gesichts eine wichtige Rolle. Theo Waigel wäre ohne seine Augenbrauen eben “nicht” Theo Waigel bzw. für uns jedenfalls wesentlich schwieriger als dieser erkennbar.

Auf die Form kommt es an

Dass die Augenbrauen nicht einfach nur ein paar Haare sind, sondern auch bei der Beurteilung eines Gesichts in Bezug auf seine Attraktivität ein Rolle spielen, zeigt zum Beispiel die Untersuchung von Dominik K. Feser und Martin Gründl. Die Wissenschaftler veränderten mit Hilfe eines Morphing-Programms bei sieben Frauen die Form der Augenbrauen und ließen deren Gesichter anschließend von insgesamt 357 Versuchspersonen im Alter zwischen 12 und 85 Jahren hinsichtlich ihrer Attraktivität bewerten.

Jede Frau wurde dreimal abgebildet, jeweils mit einer anderen Augenbraunform. Folgende Brauenformen standen dabei zur Wahl:

1. Die bogenförmige Augenbraue, mit der höchsten Höhe in der Brauenmitte

2. Eine hoch über dem Auge angesetzte Braue, die über die ersten zwei Drittel ansteigt und im letzten Drittel abfällt.

3. Die Form ist gleich der zweiten Variante, aber die Brauen befinden sich näher am Auge, wurden also nach unten verschoben.

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Die gewölbte Augenbraue galt vor allem in den 30er Jahren bis in die 70er Jahre als ideal. Ein besonders schönes Beispiel dieser Brauenform findet sich im Gesicht von Greta Garbo.

Ein prominente Vertreterin der zweiten Augenbrauenvariante, die auch als die klassische Form bezeichnet wird, ist Marilyn Monroe. Die dritte, sich flacher über den Augen befindliche Variante, kann man beispielsweise bei Top Model Heidi Klum bewundern.

Schönheit ist in diesem Fall eine Frage des Alters

Die klassische Augenbraunform heißt wohl nicht umsonst “Klassische Form”. Offenbar unabhängig von Mode und Zeit und in diesem Fall auch von Alter und Geschlecht der Studienteilnehmer, wurden die Gesichter mit dieser Brauenform bei der Untersuchung am attraktivsten eingestuft. Glück also für den, der sie von Natur aus besitzt.

Bei den anderen beiden Formen war die Einschätzung der Attraktivität vor allem eine Frage des Alters. Während die älteren Teilnehmer (primär die über 50-Jährigen) den bogenförmigen Brauen -also den Brauen à la Greta Garbo- den Vorzug gaben, beurteilten die jüngeren Teilnehmer (bis 29) die Gesichter mit den flacher über den Augen befindlichen Brauen, wie bei Heidi Klum, als deutlich attraktiver.

Ideale wandeln sich

Offenbar gibt es also nicht die ideale Braue an sich, sondern verschiedene “ideale Formen” in Abhängigkeit des Alters, die parallel nebeneinander existieren. Und noch etwas anderes zeigen die Ergebnisse der Studie: Die Veränderung von Idealen im Laufe der Jahre.

So befindet sich anscheinend auch das Schönheitsideal der Augenbrauen derzeit in einem Wandel, denn während die Älteren offenbar noch an einer Form festhalten, die in ihrer Jugend als schön galt, bevorzugen die Jüngeren bereits ein neues Ideal.

Quellen:

  • Feser, D., Gründl, M.; Eisenmann-Klein, M. & Prantl, L. (2007). Attractiveness of eyebrow position and shape in females depends on the age of the beholder. Aesthetic Plastic Surgery, 30, 1-6.
  • Tipples, J.; Atkinson, A.P. & Young, A.W: The eyebrow frown: A salient social signal. Emotion 2:288-296, 2002
  • Roth, J.M. & Metzinger , S.E.: Quantifying the arch position of the female eyebrow. Arch Facial Plast Surg 5:235_239, 2003
  • Sadrô, J.; Jarudi, I. & Sinhaô, P.: The role of eyebrows in face recognition. Perception, 2003, volume 32, pages 285- 293

Bilder:

  • Azoulay, E.: 100.000 Years of Beauty. Gallimard, Paris 2009
  • Kommentare (2)

    1. #1 MartinB
      November 22, 2010

      Wie wichtig die Augenbrauen sind, wurde sehr schön im Making Of zum Film Spirit erzählt: Der Zeichner der Pferde musste den Pferden Augenbrauen verleihen, weil es sonst nicht möglich war, ihre Stimmungen zeichnerisch darzustellen.

    2. #2 Skepsis
      November 24, 2010

      Dieser Artikel war überfällig. Für mein Wohlbefinden: Ich befürchtete nämlich schon, Fetischist zu sein :-D.

      Gruß