Rote Lippen besitzen einen Hauch von Extravaganz, wirken verführerisch und machen, wie Studien zeigen, zudem noch attraktiver. Kein Wunder also, dass der Lippenstift zu einem unverzichtbaren Accessoires der Damenwelt geworden ist.
Will Frau auf ihre Mitmenschen attraktiver wirken, sollte sie anscheinend hin und wieder doch einmal zu Make-up greifen. Verschiedene Studien zeigen, geschminkte Frauen werden nicht nur als gesünder, klüger und umgänglicher beurteilt, sondern auch attraktiver und sexuell anziehender (Osborn 1996). Welche Faktoren beim Make-up eine besondere Rolle spielen, darüber gibt die Studie von Hergovich (2002) Auskunft. Demnach haben vor allem Augen-Make-up und Lippenstift eine positive Wirkung. Letzterer primär dann, wenn er von dunkelroter Farbe ist.
Hell versus dunkel
An der Untersuchung nahmen 180 Versuchspersonen teil, deren Aufgabe darin bestand anhand von Fotos auf einer Skala von 1 bis 10 (1= sehr unattraktiv, 10= sehr attraktiv) die Attraktivität zweier Frauen mit unterschiedlichen Make-up zu beurteilen. Als Modelle wurden zwei Frauen unterschiedlichen Typs gewählt -eine mit blonden und eine mit schwarzen Haaren. Für jede Frau gab es 18 Fotos, auf denen jeweils das Augen-Mak-up (ohne, hell, dunkel), das Lippen-Make-up (ohne, hellrot, dunkelrot) und das Wangenrouge (ohne, mit) variierten.
Es zeigte sich, dass sowohl das Augen-Make-up als auch das Lippen-Make-up Einfluss auf die Attraktivitätseinstufung hatten. Beide Frauen wurden mit Augen-Make-up und Lippen-Make-up deutlich attraktiver eingestuft als ohne. Positive Effekte zeigten sich vor allem beim dunklen Augen-Make-up und beim dunkelroten Lippenstift. Keine Effekte konnten hingegen bei dem hellroten Lippenstift und dem Wangenrouge festgestellt werden.
Rot wie Blut
Demnach also kein Wunder, dass Rot ist in Sachen Lippenstift die unbestrittene Lieblingsfarbe ist; sie hat Signalwirkung, sticht ins Auge, wirkt lebendig und verführerisch und macht zudem offenbar noch attraktiver. Schon immer hatte diese Farbe für den Menschen eine besondere Bedeutung und verkörpert eine ganze Reihe von Symbolen. Rot ist die Farbe der Liebe, der Macht, des Glücks aber auch der Abschreckung.
In der hebräischen Sprache haben die Worte Rot und Blut den gleichen Ursprung. Und dem Blut verdanken wir schließlich auch die rote Farbe unserer Lippen: Die Lippen besitzen nicht nur eine hohe Anzahl an Blutgefäßen, sondern mit einer Stärke von etwa 0,02 Millimeter auch eine extrem dünne Haut. Es ist also das Blut, das durch die Haut schimmert und den Lippen so ihr rosiges Aussehen verleiht.
Königliches Rot
Den rötlichen Farbton der Lippen noch zu intensivieren, versucht man schon seit vielen tausend Jahren. Die bisher älteste gefundene Lippencreme stammt etwa aus dem Jahr 3500 vor Christus und wurde in der sumerischen Stadt Ur bei Ausgrabungen entdeckt. Auch Königin Nofretete (um 1350 v. Chr.) färbte bereits ihre Lippen rot. Die Ägypter verwendeten dafür eine Zinnoberpaste, die auf die Lippen aufgetragen wurde. In Rom und Japan wurde das Färben der Lippen von den höhergestellten Frauen nicht nur aus Schönheitsgründen, sondern auch als Zeichen der Abgrenzung gegenüber dem einfachen Volk benutzt.
Gern und ausgiebig schminkte sich die englische Königin Eliesabeth I. (1533-1603). Sie soll sogar schon eine Lippensalbe in der Form eines Stiftes benutzt haben. Eine ganz eigene Methode ihren Mund zu einem sinnlich roten Farbton zu verhelfen hatte dagegen die Zarin von Russland, Katharina die Große (1729-1796). Sie ließ sich angeblich ihre Lippen von ihren Dienerinnen ansaugen und anbeißen, um sie möglichst prall und leuchtend erscheinen zu lassen.
Vom “Würstchen” zum unverzichtbaren Accessoires
Kein Freund des Lippenrots war indessen Königin Victoria. Sie verbannte 1860 alles was als Kosmetik betrachtet werden konnte kurzerhand vom Hofe. Den Siegeszug des Lippenstifts konnte aber selbst die Königin nicht aufhalten. 23 Jahre später, im Jahr 1883, stellte ein Pariser Parfümeur auf der Weltausstellung in Amsterdam unter dem Namen “Zauberstab des Eros” den ersten (modernen) Lippenstift vor.
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