Der in Seidenpapier gewickelte und aus gefärbtem Rizinusöl, Hirschtalg und Bienenwachs bestehende Stift wurde zunächst eher argwöhnisch betrachtet und oftmals eher respektlos als “Würstchen” bezeichnet. Er galt in der Damenwelt als unschicklich und war zudem noch unsagbar teuer. Populärer machten ihn erst die sich entwickelnde Filmindustrie und mit dieser, Schauspielerinnen wie Sarah Bernhardt (1844-1923).
Doppelte Verführung
In den 20er Jahren erhielt der Stift sein Metallkleid, damals noch mit einem einfachen Schiebemechanismus versehen. Erst 1948 wurde in Amerika der heute übliche Drehlippenstift konzipiert. Inzwischen benutzen den kleinen Stift mehr als 80 Prozent der deutschen Frauen und es gibt wohl kaum eine Damenhandtasche, in der er nicht zu den wichtigsten Utensilien gehört. Der kleine -meist rote- Stift ist für Frauen offenbar unwiderstehlich; denn er gehört wohl nicht nur zu den meist verwendeten Make-up Artikeln, sondern angeblich auch mit zu den am häufigsten gestohlenen Produkten.
Der Lippenstift, quasi eine Verführung der doppelten Art …
Quellen:
- Osborn, D.(1996): Beauty is a beauty does? Make-up and posture effects on physical attractiveness in judgements. Journal of Applied Social Psychology, 26, 31-51
- Froböse, G. & Froböse, R.: Lust und Liebe – alles nur Chemie? Wiley-VCH Verlag, Weinheim 2004
- Hergovich, A.: Psychologie der Schönheit: physische Attraktivität aus wissenschaftlicher Perspektive. Facultas Universitätsverlag, Wien 2002
- Umbach, W.: Kosmetik und Hygiene von Kopf bis Fuß. Wiley-VCH Verlag, Weinheim 2004
- Enfield, J.: Am Anfang war der Kuss. Moderne Verlagsgesellschaft, München 2004
- Geiger, A.: Der schöne Körper: Mode und Kosmetik in Kunst und Gesellschaft. Böhlau, Wien 2008
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