Haut, Brüste, Haare, Zähne, Ernährung, Psyche, Sexualität: Die arabische Medizin richtete sich an jeden Teil des weiblichen Körpers.
In Anlehnung an den Text von CAMILO ALVAREZ DE MORALES (School of Arabic Studies (CSIC), Grenada, Spain)”From medical care to body care” aus dem Buch 100.000 Years of Beauty. Bd.4, Gallimard 2009
Die in der arabischen Literatur reichlich vorhandenen und ausführlichen Beschreibungen weiblicher Schönheit helfen uns heute das Schönheitsideal der arabischen Frau zu rekonstruieren: Volle schwarze Haare sollte sie haben, eine weiße glatte Haut und eine hohe Stirn. Über die großen schwarzen Augen sollten sich schwarze Augenbrauen wölben. Als perfekt galt ein möglichst ovales Gesicht auf einem schlanken Hals mit einer schmalen Nase und einem roten Mund mit schönen weißen Zähnen. Weiche Arme, kleine Hände und Füße und eine schlanke Figur rundeten das Schönheitsideal der arabischen Frau ab.
Um diese Schönheitsattribute zu erlangen oder möglichst lange zu behalten, bot man in der arabischen Medizin den Damen nicht nur Gesundheits- und Ernährungsberatungen an, sondern empfahl ihnen auch die Verwendung von Kosmetika und die Durchführung von Operationen.
Körperpflege und Schönheit, eine Angelegenheit der Ärzte
Schönheit wurde nicht nur um ihrer Selbstwillen geschätzt, sie galt auch als Zeichen guter Gesundheit. Somit war es völlig legitim, dass sich die Ärzte auch über die Aufrechterhaltung der Schönheit bzw. einer angenehmen Erscheinung Gedanken machten.
Nicht selten enthielten daher medizinische Werke und Abhandlungen auch Kapitel über die Herstellung von Salben oder gaben Hinweise auf Massagen, Bäder und Körperhygiene. Es wurde nicht nur die therapeutische Wirkung der Öle, Pflaster, Zäpfchen, Tränke und Klistiere beschrieben, sondern auch deren kosmetische Effekte.
Medizinische Abhandlungen inklusive Schönheitstipps
Eine der wichtigsten medizinischen Abhandlungen im muslimischen Spanien waren sicher Avenzoar‘s (Ibn Zuhr) Kitab al-Istiqsad. Die Bücher, des im 11. Jahrhundert lebenden maurischen Arztes, Physikers und Gelehrten, der unter anderem auch als Begründer der experimentellen Chirurgie gilt, beinhalteten praktische Fragen zur Pflege der Haare, der Haut und der Mundhygiene. Zudem gaben sie Hinweise zur Verwendung von Zahnpasta, Deodorants, Parfüm und Enthaarungsmitteln und enthielten Ernährungstipps – sowohl zum Abnehmen als auch zum Zunehmen.
Zahlreiche Rezepte gegen graues Haar.
Größter Wert wurde auf die Haarpflege gelegt: Als erstrebenswert galt eine volle Haarpracht, die möglichst frei von grauen Strähnen sein sollte. Anregungen und Mittel, die Haarausfall und vorzeitiges Ergrauen vermeiden oder verzögern sollten, waren daher besonders zahlreich. Texte zur Augenpflege und Augenkrankheiten enthielten häufig auch Ratschläge zur Änderung der Augenfarbe – insbesondere was blaue Augen betraf, die man scheinbar gern dunkler erscheinen ließ. In diesem Zusammenhang wurden von dem Pharmakologen Ibn Wafid Augentropfen erwähnt, die aus Antimon, Lapislazuli, Perlen-, Moschus, Kampfer und Olivenöl hergestellt wurden. Weiterhin gab es Rezepte zur Beseitigung von Gelbfärbungen und für die Aufhellung zu dunkler Augen.
Minze und Zahnstocher gegen Mundgeruch
Besondere Aufmerksamkeit schenkte man auch der Mundhygiene. Bereits damals enthielten die medizinischen Abhandlungen Tipps zur Kräftigung des Zahnfleisches und zur Aufhellung der Zähne. Neben Ratschlägen zur Vermeidung und Pflege rissiger Lippen, wurden auch Hinweise gegeben, wie man den Lippen zu einem rosigeren Aussehen verhalf. Die größte Sorge galt jedoch dem Mundgeruch. Um diesen zu verhindern und dem Atem mehr Frische zu verleihen, benutzte man neben Minze und Basilikum, auch Quitte, Pfirsich, Rose, Baldrian, Nelken, Muskatnuss, Zimt, Orangen-und Apfelsaft. Auch Zahnstocher wurden empfohlen.
Bäder und Enthaarung gegen Körpergeruch
Generell legte man auf Körperpflege großen Wert. In Büchern diskutierte man nicht nur über den allgemeinen Gesundheitszustand und die Hygiene, sondern auch über Körpergerüche.
Auf Körperpflege legte man großen Wert.
Die Ärzte plädierten für das Baden; empfohlen wurden beispielsweise abwechselnd heiße und kalte Bäder, Dampfbäder, Massagen und Reibungen, um die Poren zu öffnen und Hautunreinheiten zu beseitigen. Anschließend rieb man den Körper mit duftendem Puder, Lotionen oder Salben ein. Darüber hinaus galt auch die Haarentfernung als hilfreiches Mittel gegen unangenehmen Körpergeruch. Das galt vor allem für die Entfernung der Haare unter den Achseln bei gleichzeitiger Verwendung von Deodorants.
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