Außerdem können einige Fledermausarten sogar ultraviolettes Licht sehen. Für Entfernungen über zehn Meter wird die Echoortung ungenau. Das UV-Sehen erleichtert die frühzeitige Erkennung von Raubvögeln vor allem während der Dämmerung und hilft den vegetarischen Fledermäusen auf der Suche nach Blüten, die zum Teil ultraviolettes Licht verstärkt reflektieren.
Lang lebe das Fledertier
Und das tut es auch. Und auch damit sticht es unter der Säugetieren deutlich hervor. Es gibt eine Art Daumenregel: je größer das Säugetier, desto länger die Lebenserwartung. Elefanten werden so um die siebzig Jahre alt; Mäuse so zwei bis drei Jahre. Große Arten wiederum bekommen relativ selten Nachwuchs; kleinere Arten produzieren in der Regel weit mehr Nachkommen. Und Fledermäuse? Die sind mal wieder die Ausnahme von der Regel. Sie bekommen meist nur ein Baby pro Jahr und sind damit im Größenverhältnis die Säugetiere mit der langsamsten Fortpflanzung der Welt. Die durchschnittliche Lebensdauer von Fledermäusen variiert, aber einige Arten können dreißig Jahre alt werden. 2006 stellte eine winzige Fledermaus aus Sibirien mit 41 Jahren den Weltrekord auf. Die Gründe dafür sind noch nicht ganz verstanden. Bei den meisten Tierarten ist das Sterberisiko kurz nach der Geburt hoch, danach längere Zeit eher niedrig und im Alter steigt es wieder deutlich an. Bei Fledermäusen konnte man bei älteren Tieren jedoch keine erhöhte Sterblichkeit oder Krebsanfälligkeit messen. Sie werden alt und bleiben dabei kerngesund. Verschiedene Gründe könnten die Ursache sein, zum Beispiel der Winterschlaf und/oder die im Flug erhöhte Körpertemperatur.
Es gibt kein Entkommen
Falls ihr Fledermäuse nicht so cool findet wie ich und euch eher von ihnen fernhalten wollt, dann kann ich euch die Antarktis als einzigen fledertierfreien Kontinent empfehlen. Fledertiere sind auf fast allen Teilen der Erde anzutreffen (außer in extremen Wüstengebieten und Polarregionen), vom nördlichen Polarkreis bis nach Argentinien und an die südlichste Spitze Südafrikas. Auf Neuseeland waren zwei Fledermausarten sogar die ersten Säugetiere vor der Ankunft des Menschen. Besonders weit verbreitet sind die Mausohrfledermäuse (Myotis), die Bulldoggfledermäuse (Molossidae) und die Sackflügelfledermäuse (Emballonuridae).
So weit verbreitet die Fledertiere sind, so vielfältig sind sie auch. Besonders ihre Größe variiert stark; von der Schweinsnasenfledermaus (mit etwa dreißig Millimetern und zwei Gramm auch das kleinste Säugetier überhaupt) bis zu den größten Flughunden (mit etwa dreißig Zentimetern, Flügelspannweite über 1,5 Meter und etwa einem Kilo Körpergewicht).
Glück, Gesundheit und gleichgeschlechtliche Liebe
In China gelten Fledermäuse als Glücksbringer. Das chinesische Zeichen für Fledermaus (蝠, fú) klingt genauso wie das für Glück (福, fú) und Reichtum (富, fù); und die vollständige Bezeichnung 蝙蝠 (biānfú) klingt wie 变福 (biàn fú), was so viel heißt wie “glücklich/wohlhabend werden” beziehungsweise “gesegnet sein”. Mehr noch: Ornamente aus fünf Fledermäusen symbolisieren die fünf Glückseligkeiten (Gesundheit, langes Leben, Reichtum, Tugendhaftigkeit und ein schneller natürlicher Tod).
Die einzigartigen Fähigkeiten der Fledertiere inspirieren auch die Forschung. Nicht nur, weil man die Tiere besser verstehen möchte, sondern natürlich auch, weil man sich ihre Fähigkeiten zu Nutze machen möchte. So hat zum Beispiel die Untersuchung der Echoortung geholfen, um Navigationshilfen für Blinde zu entwickeln und aus der Spucke von Vampirfledermäusen gewinnt man Medikamente zur Hemmung der Blutgerinnung zur Behandlung von Schlaganfallopfern und Herzpatienten.
Gleichgeschlechtliche Liebe ist keine Seltenheit im Tierreich. Affen, Libellen, Fische, Elefanten, Giraffen — nachweislich gibt es über 1500 Tierarten, bei denen Homosexualität ausgelebt wird. Auch bei mehr als zwanzig Fledertierarten wurde bereits dokumentiert, dass sie sich in unterschiedlicher Form homosexuell verhalten.
Ein Quell der Viren
Nachdem ich euch nun so viel darüber erzählt habe, warum ihr Fledertiere unbedingt cool finden solltet und sie ihr negatives Image als heimtückische, hässliche und schädliche Kreaturen gar nicht verdient haben, erzähle ich euch jetzt, warum von ihnen trotzdem eine große Gefahr ausgeht. Und dabei geht es — wie sollte es auch anders sein — natürlich mal wieder um Viren.
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