Au Mann, das ist mal wieder zum Hand-vors-Gesicht-legen. Die Buskampagne, die die frohe atheistische Botschaft rollend unters Volk bringen will stößt auf große Widerstände. Während das benötigte Geld in 4 Tagen sensationell schnell zusammen war, und so eindeutig großes Interesse an der Aktion bekundet wurde, findet sich jetzt kein Verkehrsbetrieb der die Werbung zulassen will.
Naja, im Prinzip kann das ja jeder selbst entscheiden was er zulässt, aber die gehäufte Ablehnung und die teilweise durchsichtigen Ausreden beschämen. Absagen kamen bis jetzt aus Berlin und München, Regensburg, Stuttgart, Dresden, Potsdam, Fulda, Hamburg, Leipzig und Bremen. Andere haben schon vorsorglich abgewunken wie Aachen.
Bremen fürchtet einen Imageschaden vor dem Kirchentag im Mai. In Berlin z.B. hieß es – wir machen keine weltanschauliche Werbung. Aber ach – seltsam was da so alles rumfährt in den Bussen. Achtet besonders auf das letzte Bild aus Dortmund! Den das ist jetzt wirklich die Krönung! Dort fährt doch ein Bus mit einer abgekupferten und nicht sonderlich cleveren, dafür aber umso größer aufgedruckten Botschaft “Keine Sorge: Es gibt Gott. Also schönen Tag!” rum. Und jetzt ist die Anfrage der Atheistenbus-Kampagne abgelehnt worden. Das ist doch einfach nur noch verlogen. In diesem Absatz aus dem Artikel steht ja alles drin:

Ein Passus der Dortmunder Stadtwerke (DSW 21) verbietet neben sexistischer und rassistischer auch „glaubenverachtende” Werbung. Atheistensprecher Möller, der schon mit Scientologen in eine Schublade gesteckt worden ist, findet das diskriminierend.

Au Backe Deutschland, mal wieder ein Armutszeugnis…

Kommentare (14)

  1. #1 Odysseus
    04/03/2009

    Ich dachte, wir würden im 21. Jahrhundert leben. Oder zumindest in einem fortschrittlichen Land.

    Wie würde PZ Myers sagen: Oh. My. Nonexistent. God.

    Zu schade; selbst im katholischen Italien hat es doch mit der Kampagne geklappt, ist Deutschland echt so schlimm? Vielleicht sollte jeder seinen örtlichen Verkehrsbetrieben eine Email schreiben und um Erklärung bitten, warum “Gott liebt dich” okay ist, während “Es gibt keinen Gott” als unzumutbar empfunden wird. Ich lebe in Hamburg: Wenn der HVV nur ein paar Hundert Mails bekommt — was hier doch möglich sein müsste — könnte das schon helfen. Es kann doch nicht sein, dass alle Verantwortlichen aus Angst vor der Kirche oder, wie in Österreich, irgendwelchen Fanatikern den Schwanz einziehen. Gebt Ihnen etwas öffentliches Echo von dem aufgeklärten Teil der Bevölkerung!

  2. #2 Tobias
    04/03/2009

    Ich habe diesen Bus vor kurzem fotografiert:
    https://www.scienceblogs.de/weitergen/bus.jpg

  3. #3 Chris
    04/03/2009

    Ich bin auch schwer enttaeuscht von den ganzen Versagern in Entscheiderposition. Entweder fuerchten die sich vor eine nicht mehr existierenden Masse an Glaeubigen, die irgendwie wuetend sein koennte und glauben, politisch korrekt handeln zu muessen, oder vielleicht noch schlimmer, sie setzen lediglich ihre eigene, begrenzte Wertevorstellung als Massstab an…

  4. #4 Jörg
    04/03/2009

    Ich glaube, die Niederlande waren bisher das einzige Land, in denen sich auch kein Buse dafür gefunden hat. Naja, Schweiz ja scheinbar auch jetzt. In den Niederlanden hat man ein Riesenplakat am Flughafen aufgestellt, auch schön.

    Hier ist das Bild dabei:
    https://www.buskampagne.de/?page_id=30

    @Tobias Das ist großartig, sollen wir einen Spendenaufruf starten?

  5. #5 Ronny
    04/06/2009

    Man sollte vielleicht anders vorgehen. Man könnte sich ja eine große Stadt suchen die Busse betreibt die religiöse Werbung machen. Diese fragt man an und holt sich eine schriftliche Abfuhr.
    Danach strengt man am besten beim Europäischen Gerichtshof eine Antidiskriminierungsklage an. Auch wenn man den Prozess selbst verliert, erreicht man über die Medien das ganze Land anstatt nur in einer Stadt mit einem Plakat herumzufahren.

  6. #6 Jörg
    04/06/2009

    Na gut, der Fall liegt ja in Dortmund vor. Aber kann nicht jeder Betrieb wild entscheiden, welche Werbung er zulässt oder auch nicht? Hat er irgendeine gesetzliche Bindung, die Diskriminierung bei Werbevergabe verhindert?

  7. #7 Ronny
    04/06/2009

    @Jörg
    Sorry, ich bin kein Jurist, war nur so eine Idee. Aber es gibt doch ein Gesetz welches besagt, dass man aufgrund seiner Religion nicht diskriminiert werden darf. Es geht ja prinzipiell nicht darum, dass die Firma bestimmt WAS sie bewirbt, sondern dass sie eine Selektion aufgrund der relligiösen Einstellung vornimmt und das ist IMO diskriminierend.

  8. #8 Ronny
    04/06/2009

    Noch eine Anmerkung.
    Es wäre ja schon ein Gewinn, wenn öffentlich diskutiert wird, warum man einer Religion einen höheren Stellenwert gibt als einer anderen Weltanschauung wie zum Beispiel Atheismus oder Humanismus. Das beginnt bei Gesetzen, geht über das Steuerrecht und endet bei medizinischen Problemen.

    Jeder sollte doch gleich behandelt werden, wieso haben dann religiöse Institutionen Vorteile ? Das ist eindeutig diskriminierend.

  9. #9 Ronny
    04/06/2009

    Ok, mir ist noch was aufgefallen.
    Zitat Joerg: Ein Passus der Dortmunder Stadtwerke (DSW 21) verbietet neben sexistischer und rassistischer auch „glaubenverachtende” Werbung.

    Damit muss aber auch religiöse Werbung verboten sein, da Werbung für Katholizismus eindeutig ‘glaubensverachtend’ für z.B. alle Moslems ist und umgekehrt. Das gilt natürlich auch für Atheismus, denn was unterscheidet uns von Katholiken: wir glauben halt an keinen Gott, aber auch wir glauben.

  10. #10 Christian Reinboth
    04/06/2009

    @Ronny:

    Das gilt natürlich auch für Atheismus, denn was unterscheidet uns von Katholiken: wir glauben halt an keinen Gott, aber auch wir glauben.

    Das ist mal eine interessante Definition von Atheismus, der sich aber vermutlich nicht jeder anschließen würde. Obwohl es natürlich gewisse Vorteile hätte, den Atheismus als Religion zu begreifen – insbesondere wenn es um Diskriminierungsgesetze geht… 😉

  11. #11 Christian Reinboth
    04/06/2009

    Laut idea gab es übrigens schon 12 Absagen für die Initiatoren der Buskampage – damit dürften bald alle größeren deutschen Städte “durch” sein:

    https://www.idea.de/index.php?id=181&tx_ttnews%5Btt_news%5D=74017&cHash=92d3397715

    Dass es nicht in einer einzigen Stadt geklappt hat, erstaunt mich ehrlich gesagt ein wenig – mit dem Ergebnis hätte ich nicht gerechnet.

  12. #12 Ludmila Carone
    04/06/2009

    @Ronny und Christian:

    Das ist mal eine interessante Definition von Atheismus, der sich aber vermutlich nicht jeder anschließen würde.

    Äh ja ich hier. Sorry Ronny, “Unglauben= Glauben”? Ich glaub da wird sogar die Mehrheit der Atheisten widersprechen.

    Diese “Ihr seid auch nur Gläubige”-Schiene wird außerdem gerne von religiösen Dogmatikern verwendet, um ein argumentatives Patt zu postulieren. Dagegen wehre ich mich ganz entschieden. Dann muss man aber auch konsequenterweise der Versuchung widerstehen, diese “Argumentation” zu nutzen, um sich wie hier Vorteile zu verschaffen.

    Die Sache mit dem “Unglauben= Glauben” funktioniert alleine deswegen schon nicht, weil auch Atheisten im Grunde Agnostiker sind. Kaum ein Atheist stellt sich hin und sagt “Ich bin sicher, es gibt keinen Gott”. Wir stellen uns hin und sagen “Es gibt für mich keinen Grund anzunehmen, dass es einen Gott gibt. Sicher ausschließen kann ich es nicht, aber was kann ich schon sicher ausschließen? Noch nicht mal den Osterhasen. Und dennoch glaube ich nicht an ihn.”

    Das ist alleine deswegen kein Glaubensbekenntnis, weil es viel zu lang ist 😉

    Das katholische Glaubensbekenntnis ist da z.B. viel kürzer “Ich glaube an Gott …”. Ja, ich weiß dahinter geht es ellenlang weiter. Als ehemaliger Katholik kenne ich natürlich das Glaubensbekenntnis. Aber das ist eigentlich Redundanz, was dahinter folgt. Das Wesentliche wird direkt am Anfang gesagt.

  13. #13 Ronny
    04/07/2009

    @Ludmilla
    Nun gut, aber ich finde trotzdem, dass Atheismus (oder auch Agnostik) eine Weltanschauung ist. Warum darf eine Weltanschaung Werbung machen und die andere nicht ? Ich bin übrigens ein Atheist des Typs: Wozu Gott ? Diese These ist unnötig um das Leben zu erklären. Damit stellt sich für mich die Frage nach der Existenz nicht.

    Du hast Recht in Bezug auf den Glaubensumkehrschluss, aber du musst zugeben es ist schon sehr verlockend und oft auch zielführend jemand mit den eigenen Waffen zu schlagen (jeder der mal beim Militär war wird mir zustimmen dass man die Jungs total aus der Fassung bringt wenn man Befehle minutiös befolgt 🙂

    Genau diese Diskussion hier hätte ich gerne offen in den Medien. Menschen neigen dazu ihr Hirn abzuschalten und Ideologien nachzulaufen. Vielleicht beginnen einige bei einer öffentlichen Diskussion wieder darüber nachzudenken 🙂 Warum man zum Beispiel Theologen einlädt wenn es um Menschenrechte geht ? Was können die dazu beitragen ? Dass alle Menschen von ihrer Fantasiegestalt gleich geliebt werden ?

  14. #14 Bert Steffens
    04/23/2009

    Ich würde es doch schätzen, meine Kommentare nicht für Copy&Paste Pamphletverteilung zu nutzen, auch wenn sie atheistischen Inhalts ist