Ich erzähle euch wohl nichts neues, wenn ich feststelle dass Wissenschaft und wissenschaftliches Vorgehen den Einzug in eine Vielzahl von Fernseheserien der letzten 10 Jahre gefunden haben. Und als Auslöser dafür kann man vielleicht den großen Erfolg von CSI und seinen Spin-Offs sehen. In den USA gibt es jetzt eine Einrichtung, die sich noch mehr darum kümmern wird, Wissenschaft und Wissen in Filme und Serien zu bringen: den “Science & Entertainment Exchange”.

Wenn wir Erbsen zählen wollen, werden wir bei CSI reichhaltig fündig: Die Laborratten laufen waffenschwingend durch die Gegend, befragen Verdächtige, haben täglich die neuesten Methoden, die immer sofort funktionieren, zoomen beliebig in Bilder hinein und schaffen DNA-Tests in 2 Stunden. Wenn man aber ehrlich ist, dann muss man zugeben dass dies alle Story-Elemente sind, die daher sein müssen weil es sonst keinen Spaß machen würde, die Serie anzusehen. Wer will denn bitte die halbe Folge über Grissom in Ganzkörper-Schutzkleidung im Schneckentempo herumkriechen sehen?

Das worauf es ankommt, und was man in zahlreichen Serien jetzt schon in der ein oder anderen Form findet, ist zum einen methodisches Vorgehen mit der unbedingten Suche nach Fakten und zum anderen die wissenschaftliche Faszination, ein unbekannten Phänomen systematisch zu erkunden. Und da muss man zugeben, da leisten die Serien durchaus tolle Arbeit! Und es zeigt auch: Die Menschen sind gar nicht so abgestumpft, im Gegenteil lassen sie sich gerne mitnehmen von der Neugier, auf denen diese Serien basieren. Nicht umsonst sind CSI, House, The Mentalist, Bones und einige andere Hitserien geworden.

Im Kino scheint das noch nicht so angekommen zu sein, leider. Was einfach eine Tatsache ist, dass niemals eine spannende Story verbogen werden wird um Fakten des Universums gerecht zu werden. Aber was genauso Fakt ist, dass es oft völlig unnötig zu einer Beliebigkeit kommt, wo genauso gut eine akkurate Darstellung möglich gewesen wäre, oder sogar ein tolleres Ergebnis geliefert hätte – denn die Wunder des Wissens sind immer spannender, ergiebiger und vielseitiger als die Phantasie es für möglich hält. Der Grund für diesen Mangel ist oft, dass einfach kein Wissenschaftler zur Verfügung steht, den man fragen könnte; bzw. sich das Filmteam nicht darum bemüht.

Diesen Missstand will jetzt der Exchange, ein Programm der US-National Academy of Sciences, beheben. Der Exchange möchte Experten finden, die dann der Unterhaltungsbranche beratend zur Seite stehen könnten. Und natürlich wird die Branche durch den Exchange eine schnellen Ansprechpartner haben, um den passenden Experten zu finden.

Als Direktorin des Exchange fungiert die großartige Jennifer Ouellette, die durch ihre Blogs Cocktail Party Physics und Twisted Physics bekannt ist. Großartig ist sie deswegen, weil sie eigentlich Englisch studiert hat und erst später zufällig zur Wissenschaftsschreiberin fand, und seitdem mit größtem Engagement und Begeisterung Wissenschaft vermittelt und jetzt dann auch verkauft.

Im Beraterstab des Exchange finden sich viele bekannte Namen aus Wissenschaft und Entertainment, unter anderem die beiden Zuckers (die von den Nackte Kanone-Filmen) als Vizepräsidenten. Dann Lawrence Krauss, Wissenschaftsminister Steven Chu, Brian Greene, Dustin Hoffman, Leon Lederman, Steven Pinker, Rob Reiner, Craig Venter und Jeffrey Silver, um nur einige zu nennen.

Den Exchange gibt es seit Herbst letzten Jahres, und jetzt kann man auch in einem Gruppenblog, den X-Change Files verfolgen, was dort passiert. Dort geht es jetzt so langsam los, und es sind schon einige vielversprechende Posts, schaut mal rein.

Und wer sich das lieber anhören möchte, der sei auf den aktuellen Podcast #35 von der Skeptic Zone verwiesen, dort wird Jenniffer Ouelette dazu interviewt.

Wenn wir also bald aus dem Kino kommen und uns weniger oft die Hand vors Gesicht schlagen mussten (Illuminati, ich schau DICH an!), dann liegt es vielleicht am Science & Entertainment Exchange.

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Kommentare (7)

  1. #1 fatmike182
    06/19/2009

    gute Sache!
    War letztens bei einer Diskussion über die ebrechtigung technischer Museen in der heutigen Zeit, auch der Chef vom münchner Techn. Museum war dort.
    Ein Hauptpunkt zu neuen Technologien war allerdings (neben dem Fakt, dass schnellebiger & teurer & leichter außerhalb von Museen zugänglich), dass neue Methoden/Geräte nicht spannend aussehen und sich auf kleineren Dimensionen abspielen. Kann mich noch erinnern, wie ich das 1. Mal von einer PCR gehört habe und mir ein großes spannendes Steampunkkasterl vorgestellt hab (in der Chemie gibts ja gottseidank noch solche Geräte!) & dann letztendlich enttäuscht vor einem grauen 20x20cm Heizblock mit Deckel gestanden bin.

    Der Chef des Museums in München hat aber was recht spannendes dort laufen: ein Open Lab. Sprich (korrigieren wenn falsch bitte), da gibts einen Bereich im Museum, in dem ein echtes Labor von einer echten Forschungsgruppe im Betrieb ist, vom Publikum durch eine Scheibe etrennt, aber offen für thematische Interaktionen.
    Um welchen Bereich es sich handelt weiß ich nicht, Genetik & co evtl weniger, ich hätte auf Nanotech/Physik oder so getippt.

    Kurz gesagt: Forschung/Technologie ist für das menschliche Auge eines Außenstehenden nicht so spannend. Keine Frage der Aufbereitung, sondern des Maßstabes und der Vorbildung.
    Vermutlich wird durch Exchange viel mehr Realität einzug finden, ob es dann aber noch so funky, fresh & fly ist bezweifle ich mal

  2. #2 blu ray
    06/19/2009

    ja wenn das alles wie in echt wäre, wäre es doch langweilig.
    Aber in der Zukunft wird es bestimmt mal so schnell gehen.

    Schau dir mal Star Trek an, das war auch mal zukunftsmusik oder Total übertrieben.
    Heute gibt es schon einige Sachen oder es wird dran gearbeitet.

  3. #3 JörgR
    06/19/2009

    Star Trek ist ein gutes Beispiel, da hat man mit einer Astronomin gesprochen und die hat gesagt, hey die Enterprise könnte direkt in den Titannebel springen und über den Ringen auftauchen. Das ist eine der coolsten Szenen, und ohne die Wissenschaft wären die nie auf die Idee gekommen. Es wird nur das im Film bleiben was fresh&funky ist. Die Position der Ringe zum Mond stimmt z.B. nicht aber es sieht besser aus.
    An anderen Stellen in Star Trek sieht man dann, was passiert wenn man nicht nur nicht mit Wissenschaftlern spricht, sondern sich nicht einmal Mühe gibt, etwas interessantes auszudenken. Der Red Matter/Schwarzes Loch-Kram ist einfach nur peinlich und sehr faul von den Skriptschreibern…

  4. #4 tammy
    06/20/2009

    Streiche bitte “The Mentalist” aus deiner Positivliste.
    Danke.

  5. #5 Schlattan
    06/20/2009

    In diesem Zusammenhang empfehle ich die Site http://www.instituteforhumancontinuity.org. Sie zeigt die “wissenschaftliche” Untermauerung für Emmerichs kommenden Blockbuster “2012”!

  6. #6 Gluecypher
    06/22/2009

    Na endlich jemand, der sich auskennt und auch gleich die richtigen Links setzt! Der führt auf eine Seite mit “Copyright 2009 Sony Entertainment”. Und die hochgelobten Wissenschaftler dort müssen ja an etwas wahnsinnig geheimen forschen. Google kennt keinen von den 4 Herren im Boardf of Directors.
    Ich kann nur hoffen, dass Ihr Link satirisch gemeint war °_°

  7. #7 Doris
    02/07/2010

    Schade bei mir funktioniert die Seite nicht, bekomme nur eine schwarze Seite angezeigt scheint also sehr sehr geheim zu sein 🙂
    Aber wartet mal 10 Jahre und dann könnt Ihr hier noch mal lesen. Vor 15 Jahren hätte auch nie einer gedacht das heute alle mit Handys duch die gegend laufen.