Welchen Einfluss hat der Nachname auf die Berufswahl? Ist die Schrittgeschwindigkeit des durchschnittlichen Fußgängers ein Indiz für die Hektik der Zeit? Gibt es wirklich Menschen, die einfach mehr Glück haben? Unterscheiden sich Länder darin, wie schnell man an der grünen Ampel angehupt wird? Und wie erkennt man Lügner?

Die Forschung an diesen und vielen anderen Fragen bezeichnet Richard Wiseman, Professor für “Public Understanding of Psychology” in Hertfordshire, als “Quirkology”. Quirks, das sind die Eigenarten des Alltags. Sie begegnen uns also ständig, und sind doch teils mysteriös und teils verblüffend, wenn man denn mal nachsieht. Und genau das, das Nachsehen, betreiben einige Psychologen und Sozialforscher, auch Wiseman, und er stellt in diesem Buch eine muntere Zusammenfassung der interessantesten Ergebnisse vor.

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Wiseman hat als Zauberer angefangen und sich dann immer mehr dafür interessiert, warum seine Tricks denn so funktionieren, und was das über Menschen aussagt. So kam er in die Psychologie und in die Erforschung dieser Phänomene.
Die Zusammenstellung fängt schön an, mit der Erforschung der Astrologie. Und da gibt es natürlich keinerlei Belege, dass irgendeine esoterische Methode mehr als zufällig funktioniert. Man erfährt auch über die klassischen Experimente, z.B. zum Barnum-Effekt (benannt nach dem Zirkus-Besitzer Barnum, der von seinern Vorführungen verlangte, dass ein bißchen was für jeden dabei sei, genau wie es in einem guten Horoskop der Fall ist). Neben diesen Grundwerkzeugen für jeden Skeptiker die gibt es auch interessante Untersuchungen, wie denn tatsächlich Effekte zustande kommen, wie der Mars-Effekt oder die vornehmliche Häufung von berühmten Menschen, die an Nationalfeiertagen geboren sind. Und wie so oft deutet vieles darauf hin, dass es profane Alltagslügen sind, also die bewusste Falschangabe eines Geburtsdatums, weil es eben soziale Begünstigungen haben kann, am Nationalfeiertag oder im Zeichen des starken Kriegsgottes oder in einem günstigen Sternzeichen geboren zu sein. Oder aber auch eine tatsächliche Sache – dass Kinder die so geboren sind, als Jahrgangsälteste in eine Sportliga zu rutschen, Vorteile haben weil sie bereits größer und stärker sind.

Dann beschreibt Wiseman, wie man Lügen erkennt. An den Augen, am Verhalten? Nein. Daran, wie der Lügentext formuliert ist, was er schön am Beispiel von Leslie Nielsen erforscht hat, der einmal eine wahre, einmal eine erfundene Geschichte über seinen Lieblingsfilm erzählen musste. Überhaupt finde ich das spannendste am Buch nicht unbedingt nur die Ergebnisse, sondern die cleveren und teilweise aufwändigen Methoden, mit denen Forschergenerationen versuchen und versucht haben, die Wahrheit herauszukitzeln.
Und damit Aberglauben auflösen! Was Leute alles glauben, das sehen wir hier oft. Aber wo kommt dieser Glaube her und vor allem – was richtet er alles an? Als Unglückstag geltende Wochentage sehen in Japan viel weniger Geburten, und Infraschall löst mysteriöse, quasi-religiöse Gefühle aus.

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Weiter beschäftigte sich Wiseman mit dem lustigsten Witz der Welt, in einer riesigen Internetkampagne. Eine Ausgabe des englischsprachigen Originals des Buches hat dazu auch das Werbefoto mit ihm als Wissenschaftler und einem Studenten im Huhnkostüm auf dem Titelbild, das finde ich wesentlich witziger als die deutsche Ausgabe, wo ein Bild von Einstein drauf ist; oben auf der Umschlagseite ist es nochmal umgedreht, aber mit gedrehtem Augenpaar, und das sieht man zuerst nicht. Aber das ist gar nicht beschrieben im Buch, da scheint der deutsche Verlag wieder selbsttätig kreativ geworden zu sein…

Das Buch ist kurzweilig und schnell zu lesen, und man bekommt eine Menge interessante Dinge mit. Da schließt sich dann auch ein leichter Kritikpunkt an, denn auch wenn man im Großen und Ganzen eine gute Beschreibung der wissenschaftlichen Methode bekommt, zu Nachfolge- oder reproduzierenden Studien erfährt, und nicht verschwiegen wird wenn es Disput gibt; so schließt doch die Menge an Themen aus dass eines genauer beleuchtet wird. Einige Male hätte ich mir dann doch eine genauere Beschäftigung gewünscht, wie sich die These jetzt bestätigt hat oder warum Forscher diese kritisieren. Allerdings betrifft dies nur die Teile, in denen über frühere Forschung berichtet wird, seine eigenen Experimente beschreibt Wiseman gut. Insgesamt ist es wirkliche Populärwissenschaft, man nimmt viel mit, lernt einiges über wissenschaftliche Neugier und Methodik und wird aber nicht mit zu trockener Materie belästigt.

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