Ein kurzes Update zum LHC-Start: Nachdem es ja ursprünglich im September weitergehen sollte, wird das größte Mikroskop jetzt frühestens Mitte November 2009 in Betrieb gehen.
Wie die NZZ meldet und das CERN Bulletin schreibt, gibt es einige Vakuumlecks in zwei der aufgetauten Sektoren.
Ursprünglich war ja das Problem ein Quench in einem Magnet. Die Magneten befinden sich ja im supraleitenden Zustand, wo also kein Widerstand den Strom aufhalten würde. Dazu müssen sie mit Helium bis knapp über dem absoluten Nullpunkt gekühlt werden. Wenn es jetzt zu nur einer kleinen Erwärmung kommt, springt der Leiter aus dem supraleitenden Zustand, und durch den plötzlichen Widerstand erwärmt er sich stark. Das wiederum mag flüssiges Helium nicht und dehnt sich stark aus, tja und dann kracht es halt. Ein bekanntes Problem, und eigentlich war deswegen eine Sicherung eingebaut, die in so einem Fall den Strom ableiten sollte – leider ist die Lötstelle defekt gewesen und der Quench hat den Teil des Beschleunigers ziemlich zerrissen.
Dann hat man ein genaues Prüfvorgehen entwickelt, um fehlerhafte Lötstellen durch Widerstandstests aufzuspüren. Um nicht alle Sektoren auftauen zu müssen, wurde getestet, bei tiefen Temperaturen (80 Kelvin) zu messen. In einem Sektor wurde zum Vergleich bis auf Raumtemperatur zurückgekehrt – und ein vergleichbares Ergebnis erreicht. Man hofft so, wenigstens dieses Jahr noch bis 4-5 TeV kommen zu können.
Natürlich – so ein Segment das repariert wurde, muss wieder ins Vakuum. Und bei so einer riesigen, komplexen Maschine kann es passieren, dass irgendwo eine Stelle nicht 100% dicht ist. Vakuum halten ist eine eigene Wissenschaft, denn man muss sich vorstellen dass nur ein paar Gasmoleküle, die irgendwo hereinkriechen können schon ausreichen, um zu stören. Tja, das ist leider passiert in zwei Sektoren, und zwar da wo die elektrische Zuführung an den jeweils letzten Magneten geschieht. Glücklicherweise muss nicht das supergute Vakuum in der Strahlröhre gestört werden, nur das außen herum.
In den Arbeiten, die jetzt fast ein Jahr dauern, wurden zusätzliche Mechanismen zur Verhinderung weiterer Unfälle dieser Art installiert, z.B. zusätzliche Notventile und bessere Öffner für alle Notventile (die Helium ablassen, falls ein Quench auftritt).
Da alle geplanten Reperaturen und Ergänzungen abgeschlossen wurden und die letzten Tests bis Mitte August passieren, besteht Hoffnung dass es nach Beseitigung der Vakuumlecks Mitte November dann endlich wirklich losgehen kann!
Kommentare (6)