Auch die New York Times hat in einem, wie ich finde eher schlechten, Artikel über die Verzögerung am LHC berichtet.

Der Artikel liest sich wie zusammenkopierte Absätze aus anderen Artikeln, und ein Satz wie

For the immediate future, however, physicists are not even going to get that. Dr. Myers said he thought the splices as they are could handle 4 trillion electron volts.

erweckt nicht den Eindruck als ob der Schreiber verstanden hat was das Problem ist und was die TeV sind. Das Problem ist, dass Lötstellen, die Strom ableiten sollen, fehlerhaft sind. Aber diese müssen natürlich nichts aushalten was man in TeV messen würde. Aus dem Artikel erfährt man, dass es wohl an die 5000 fehlerhafte Stellen sind. Wenn ich das jetzt richtig verstehe, sind die noch nicht alle ausgetauscht, stattdessen fährt man den Beschleuniger jetzt erstmal mit weniger Energie, eben bis zu 4 TeV (je Strahl). Also – der Satz sollte eigentlich ausdrücken, dass man denkt dass die Lötstellen einen Betrieb des LHC bis 4 TeV Teilchenenergie aushalten.

Es gibt auch einige Zitate von Physikern dazu. Da fällt eines besonders auf

But some physicists admit to being impatient. “I’ve waited 15 years,” said Nima Arkani-Hamed, a leading particle theorist at the Institute for Advanced Study in Princeton. “I want it to get up running. We can’t tolerate another disaster. It has to run smoothly from now.”

Ja, da wartet der arme Nima Arkani-Hamed seit er 25 ist auf Daten, und jetzt muss es aber. Was macht Arkani-Hamed nochmal? Richtig, String-Theorie. Was waren die großen Errungenschaften der String-Theorie in den letzten 15 Jahren? Öhhh….
Nicht dass ich sagen würde dass man jetzt der String-Theorie deswegen die Pistole auf die Brust setzen müsste, Grundlagenforschung muss sich nicht jährlich für seine Entwicklungen rechtfertigen. Es ist nur seltsam, wenn jemand, dessen technologischer Bedarf sich auf Papier und Stift beschränkt, anmerken muss dass jetzt alles klappen muss. Denn das wird es mit Sicherheit (!) nicht. Man kann berechtigt hoffen, dass im November die Kollisionen beginnen werden, aber es ist völlig blauäugig, anzunehmen dass es nicht wieder auch größere Störungen geben wird.

Kommentare (10)

  1. #1 Ronny
    08/06/2009

    @Jörg
    Du musst das so sehen. Erstmalig haben die Stringtheoretiker eine Chance mal ihre Theorie vielleicht doch mal experimentell untermauen zu können. Da fällt jemand die Geduld auch schon mal schwer.

  2. #2 Florian Freistetter
    08/06/2009

    @Ronny: Das Problem ist ja, das eigentlich nichts (?) was der LHC entdecken könnte, einen wirklichen Beweis der String-Theorie darstellt. Supersymmetry, Extradimensionen, etc sind zwar notwendig für das Funktionieren der String-Theorie. Aber die String-Theorie folgt nicht direkt daraus; diese Phänomene können alle auch string-frei erklärt werden…

  3. #3 rolak
    08/06/2009

    Wenn ich es richtig verstanden habe, sind Hintergrundabhängigkeit, Supersymmetrie und Extradimensionen nötig für die Mathematisierung der diversen STs bis zur zweiten (oder sind sie jetzt schon weiter?) Näherung. Alles eher Lästigkeiten hervorbringende Vorbedingungen, die fast wie Ergebnisse der STs verkauft werden. Mal ganz abgesehen damit, daß da noch das Endlichkeitsproblem in jeder dunklen Ecke lauert wie Cthulhu persönlich.
    Nicht, daß die jahrzehntelange Arbeit an den STs nichts gebracht hätte (z.B. einiges für die Mathematik), aber die große & neue Erkenntnis aus ihnen kommt wohl nicht vor dem St.Nimmerleinstag, wenn ich mir mal eine Prognose erlauben darf 😉

  4. #4 Jörg
    08/06/2009

    Gravitationswellen! Wenn man die erstmal entdeckt hat, wird alles besser 😉
    Für den LHC erhoffe ich mir insgeheim ja höchstens SUSY, das ist irgendwie ein elegantes Konzept.

  5. #5 rolak
    08/06/2009

    Postulierte Eleganz hat, nachgewiesene ist was Feines, wohl wahr. Oder ist diese Erwartung doch einen Tick zu anthropozentrisch? Egal, mir würde schon reichen, wenn die Ergebnisse zu Fragen führen, deren Diskussion die Physik wieder so richtig in Fahrt bringt.
    Und um auf den anderen Punkt + thread zurückzukommen: einstein@home bekommt ordentlich Rechenzeit (damit der SilverSurfer eine reale Grundlage erhält ;).

  6. #6 CHEYENNE
    08/07/2009

    ja so wie es aussieht wird der lhc wohl leider nie über 5 tev laufen können , das bedeutet doch dann das die stringtheorie nicht mehr (so sie den richtig sein sollte ) so leicht nachweisbar wäre oder???

  7. #7 Jörg
    08/07/2009

    @CHEYENNE:
    EIn wenig wurde das ja schon in den Kommentaren beantwortet.
    Strings wird man eh nicht finden. Vielleicht findet man neue Physik, die sich dann durch einige Teilaspekte der String-Theorie erklären ließe, aber das ist sehr sehr weit da draußen, da etwas zu hoffen.
    Man kann auf eine Bestätigung des Stanard-Modells hoffen, dass das Higgs gefunden wird, auch bei 5 TeV. Und nach und nach wird der Beschleuniger aufgerüstet damit er seine 14 TeV erreichen kann, und in ein paar Jahren kann man dann vielleicht Physik jenseits des Standardmodells finden, es heißt einfach abwarten.
    Wichtiger ist aber, dass jetzt überhaupt Kollisionen passieren können, denn am Anfang geht es vor allem einmal darum, die Detektoren zu kalibrieren.

  8. #8 CHEYENNE
    08/08/2009

    ja nur ist fraglich ob das mit den 14 tev jemals zu erreichen ist ,wie ich in mehreren quellen gelesen habe steht ja noch nicht mal fest ob das mit den 14 tev überhaupt noch zu machen ist .

  9. #9 Jörg
    08/08/2009

    @CHEYENNE: Doch, das wird nur dauern bis die fehlerhaften Kontakte alle ausgetauscht sind. Siehe auch die neue Notiz zur offiziellen Pressemeldung des CERN:
    https://www.scienceblogs.de/diaxs-rake/2009/08/lhc-startet-mit-35-tev.php

  10. #10 CHEYENNE
    08/08/2009

    aha weil in allen artikeln die ich bis jetzt gelesen hatte ,stand das 14 tev wahrscheinlich nicht zu erreichen sind ,und wenn überhaupt dann wohl erst 2011 bzw 2012 .