Gestern und vorgestern hat u.a. Netzpolitik Remixe des RWE-Greenwash-Spots verbloggt, und die haben sich auch ziemlich verbreitet in der Blogosphäre. Und ich kann nur denken: Ernsthaft? Das soll die Kritik am RWE-Spot sein? Mehr haben Kritiker nicht zu bieten?
Zunächst dieser einfache “Remix”, der eigentlich nur aus einer Untertitelung des Spots mit ein paar tweetgroßen Schlagzeilen ist:
Zuerst zum Spot selbst: Das ist natürlich Greenwash und eher peinlich, aber ziehen wir die offensichtlichen Marketingmaschen ab, dann würde ich jetzt erstmal folgende Botschaften mitnehmen: RWE bemüht sich, die Energieproduktion aus Wind-, Wasser- und Gezeitenkraftwerken auszubauen (fragt sich, wo Solarkraft ist). RWE setzt aber auch weiterhin auf Kohle und möchte die Abbaustellen renaturieren. Wahrscheinlich basierend auf der Illusion von schneller Kohlenstoff-Sequestrierung, fliegen dann auch Ballons herum. Und RWE hat das alles im Griff.
Ok, da gäbe es viel zu kritisieren. Aber an der Art der hier realisierten Kritik hier lässt sich auchso einiges bemängeln:
Zunächst pflanzt der Energieriese Windräder. Wir sollen also mitgeteilt bekommen: RWE will mehr Windkraft. Dazu ist die Botschaft des Remix: “Nur 0,1% der Energie wird bei RWE aus Wind bezogen”. Tja, das sagt nichts darüber aus, ob und wieviel RWE an WIndenergie ausbauen möchte. Wenn z.B. der Plan wäre, in 10 Jahren 5-10% aus Wind zu beziehen, wäre das eine tolle Sache. Also: Kritik am Thema vorbei.
Zweite Kritik: RWE habe gar keine Gezeitenkraftwerke. Naja, deswegen pflanzt sie der Riese ja auch. “Sie existieren lediglich auf dem Reissbrett”. Das wäre doch prinzipiell ok, aber was heißt das genau? Es gibt also Pläne, aber wie weit sind diese fortgeschritten? Sind es Pläne für Probekraftwerke oder echt Kraftwerke, die bedeutende Mengen Energie liefern? Oder eben nicht?
Könnte man die Antwort auf diese Fragen nicht auch in 1-2 Sätzen zusammenfassen? Also wiederum: Die Kritik trifft nicht die Botschaft. Es scheint mir, als ob hier ein Strohmann aufgebaut wird. Ist das nötig, so viel Angriffsfläche wie der freundliche Riese mit den bebaumten Schultern bietet?
Dritte Kritik: Viele Strommasten sind aus der Vorkriegszeit und altersschwach. Ja deswegen kontrolliert sie der Riese ja? Ehrlich gesagt, hier weiß ich weder so richtig, was der Spot noch was die Kritik mir eigentlich sagen will.
Vierte Kritik: RWE produziert 20% des jährlichen deutschen CO2-Ausstosses. Abgesehen davon dass ich die Zahl gefühlt für viel zu hoch halte, ist das auch wieder keine Kritik an den Bildern des Spots, sondern lediglich ein Fakt mit dem man etwas suggerieren will. Genauso, wie der Film suggeriert, dass Kohle ja so grün werde jetzt, suggeriert die Kritik dass RWE eine Umweltsau ist. EIne echt Kritik hätte sich doch mit den Kohleplänen der RWE auseinandersetzen können und bestimmt etliche wirkliche Kritikpunkte zeigen können. Aber so, wiederum: Der Spot zeigt eine mutmaßlich geplante Entwicklung, die Kritik zeigt irgendein Faktum des Jetzt. Thema verfehlt, wieder.
Und dann am Schluss der ganze dicke Hund: “RWE besitzt 5 Atomkraftwerke. Wo sind die in diesem Film ???”. Mal abgesehen von a) Unterhose auf dem Kopf und b) OH GOTT ATOMKRAFTWERKE WIR WERDEN ALLE STERBEN!:
Das ist ein Werbefilm, der die Zukunft von RWE anpreisen soll, mutmaßlich. Aus dem Fehlen von Atomkraftwerken schließe ich also, dass diese in Zukunft auslaufen sollen und ja auch müssen und daher natürlich nicht vorkommen. Sollte dies anders sein, hätte die Kritik es ja eigentlich leicht, darauf zu antworten, aber nicht so dümmlich wie hier. Ey, Leute, es ist kindlich-naive Werbung, nein da zeigen die nicht so etwas ideologisch belastetes wie Atomkraftwerke, und ihr liefert die besten Argumente warum nicht.
Das war also schonmal gar nichts.
Aber Greenpeace hat etwas mehr im Angebot, nimmt den ersten Teil des Originalspots und bastelt dann seine eigenen Animationen ans Ende:
Oh – mein – Gott. Was ist das? Wir nehmen einen peinlichen Werbefilm, der eigentlich genug anbietet um als ordentliches Fettnäpfchen für den Ruf von RWE dienen zu können. Wenn man sich Mühe gäbe. Was macht Greenpeace stattdessen? Sie nehmen sich den Fettnapf und schmieren sich richtig doll überall damit ein. Lachend.
Die Kritik am Spot ist also eine Landschaft mit toten Bäumen, brennenden Atomkraftwerken, brennenden Kühltürmen (!), Alarmsirenen, abgeknickten Windrädern und dem Fuß von Monty Python’s Flying Circus. Dazu wiederum ein Statement des aktuellen Zustandes der erneuerbaren Energien, was wiederum keine Kritik an der Botschaft des Films ist, das sind nämlich die Plänen für die Zukunft.
Das, Greenpeace, ist so richtig primitiv schlecht.
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