Im Oktober ist es schon wieder so weit, die Nobelpreise stehen an. Und da ich mich selbst nicht umfassend genug auskenne, bin ich froh dass Thomson Reuters sich alljährlich des Problems annimmt, mögliche Kandidaten herauszufinden. Witzig, wäre es so etwas belangloses wie Fußball-WM, würde jeder und alles was einen Stift halten kann seit Wochen Prognosen und Wetten abgeben…

Thomson Reuters betreibt mit dem ISI-System den Quasi-Standard in der Verwaltung von wissenschaftlichen Journals, bewertet deren Einfluss und erfasst, wie oft Paper von anderen Veröffentlichungen zitiert werden. Darauf basierend werden seit 1989 die Nobelpreise vorhergesagt – ausgehend davon dass bedeutende Arbeiten oft zitiert werden. Der Erfolg der Vorhersage ist nicht überwältigend, aber mit 2 Ausnahmen haben sie immerhin jedes Jahr seit 1989 mindestens einen Preis korrekt vorausgesagt.

Für den Physik-Nobelpreis werden drei Möglichkeiten angeben:

Die erste Gruppe würde für die Entdeckung und Untersuchung von Metamaterialien und negativem Brechungsindex ausgezeichnet werden

Sir John B. Pendry, F.R.S.
Professor of Theoretical Solid State Physics and Head of the Condensed
Matter Theory Group, Imperial College of Science and Technology
London, United Kingdom

-and-

Sheldon Schultz
Research Professor of Physics, Department of Physics, University of
California San Diego
San Diego, Calif., USA

-and-

David R. Smith
William Bevan Professor of Electrical and Computer Engineering and
Director of the Center for Metamaterial and Integrated Plasmonics
Duke University
Chapel Hill, N.C., USA

— For their prediction and discovery of negative refraction.

Über ein Paper von David Smith hatte ich bei meinen Einträgen zu diesem Thema schon berichtet.

Am schönsten für Deutschland und Österreich wären

Juan Ignacio Cirac
Director of Theory Division, Max Planck Institute for Quantum Optics
Garching, Germany

-and-

Peter Zoller
Professor of Physics, Institute for Theoretical Physics, University of
Innsbruck and Scientific Director, Institute for Quantum Optics and
Quantum Information of the Austrian Academy of Sciences
Innsbruck, Austria

— For their pioneering research on quantum optics and quantum
computing.

Cirac und Zoller haben 1995 eine Art Quantencomputer vorgeschlagen, der durch die Manipulation von Ionen in einer Ionenfalle durch Laser funktioniert, eine Idee die erfolgreich für einfache erste Quantencomputer umgesetzt wurde.

Schließlich wäre mein persönlicher Favorit Yakir Aharonov:

Yakir Aharonov
Professor, Department of Physics, Computational Science and Engineering,
Chapman University
Orange, Calif., USA,
Emeritus Professor, Tel Aviv University,
Tel Aviv, Israel
University of South Carolina
Columbia, S.C., USA

-and-

Sir Michael V. Berry, F.R.S.
Melville Wills Professor of Physics Emeritus, Department of Physics,
University of Bristol
Bristol, United Kingdom

— For their discovery of the Aharonov-Bohm Effect and the related Berry
Phase, respectively.

Yakir Aharonov ist einfach ein Physiker, der “Nobelpreis-Kandidat” auf der Stirn stehen hat. Durch große Kreativität schlägt er immer wieder neue faszinierende Quanteneffekte voraus, vor allem den Aharonov-Bohm-Effekt, der mal einen eigenen Eintrag wert sein wird.
Michael Berry ist für die Berry-Phase bekannt, die ich hoffentlich nicht so schnell erklären muss 🙂

Also, ich freue mich wie jedes Jahr tierisch auf die Nobelpreise. Schauen wir, was rauskommt und ob Thomson Reuters Recht hat.

Kommentare (3)

  1. #1 Evil Dude
    09/28/2009

    Witzig, wäre es so etwas belangloses wie Fußball-WM, würde jeder und alles was einen Stift halten kann seit Wochen Prognosen und Wetten abgeben…

    Bei Fussball kann eben jeder mit(fast hätte ich grölen geschrieben)reden, während es für jemand, der da nicht ständig am Ball ist, also Physiker, Fachjournalisten und vielleicht noch “Laien” mit seeeeehr viel Zeit, nicht einmal möglich ist, einen Überblick zu behalten. Ich kannte, offen gesagt, nicht einen von denen.

  2. #2 Alex
    09/29/2009

    Interessantes Verfahren da bei Thomson Reuters. Die schreiben seit 1989 jedes Jahr ein paar Namen mit möglichen Kandidaten auf, und wenn die irgendwann mal den Nobelpreis bekommen, zählt das als Treffer. Auf die Art und Weise könnte ich den Fußballweltmeister in 20 Jahren auch mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit “vorhersagen”. 😉

  3. #3 Ulrich Berger
    10/04/2009

    Jetzt wären doch endlich einmal die Homöopathen dran! “Für die Entdeckung der feinstofflichen Kräfte in geschütteltem Wasser.” Oder?