Netzzeitung:

«Ähnlich wie einst die Nationalsozialisten im einzelnen Menschen primär nur den Träger des Erbgutes seiner Rasse sahen, definiert auch der Vorreiter der neuen Gottlosen, der Engländer Richard Dawkins, den Menschen als ‘Verpackung der allein wichtigen Gene’, deren Erhaltung der vorrangige Zweck unseres Daseins sei», sagte der 75-jährige Kardinal in seiner Allerheiligenpredigt im Kölner Dom.

Was für ein kranker, erbärmlicher, menschenverachtender, fundamentalistischer Scheißdreck.

Religion vergiftet alles.

Kommentare (122)

  1. #1 totehose
    11/03/2009

    @ Jörg Rins
    Der Kommentar sagt offenbar mehr über den Schreiber aus, als über das Zitierte:
    “Was für ein kranker, erbärmlicher, menschenverachtender, fundamentalistischer Scheißdreck”.
    Kaum zu glauben, dass ein Physiker, bei dem man gerne etwas Selbstbeherrschung und Differnziertheit voraussetzen möchte, so etwas vom Stapel lässt.

    “Religion vergiftet alles”
    Vielleicht vergiftet Atheismus alles?
    Wer so einen Kommentar postet, sollte damit rechnen, dass man seine Steilvorlage spiegelt. So eine Unbeherrschtheit verstehe ich nicht.

  2. #2 Andrea N.D.
    11/03/2009

    @totehose
    Wenn der Name Programm ist, geht das auch schlecht.
    Inwiefern könnte Atheismus irgendetwas vergiften? Greift er in irgend jemands Leben ein, manipuliert, dogmatisiert, herrscht er? Kommt jemand durch den Atheismus zu Schaden?
    Ansonsten: Lesen hilft. In den Kommentaren wurde alles gesagt.

  3. #3 Georges
    11/03/2009

    @totehose
    Um auf meine vorherige Mail zurück zukommen: Ich glaub Leute dass wir irgendwie( ich glaub eher bestimmt) nicht im selben Bezugsystem diskutieren / überlegen / kommunizieren. Dass nicht gläubige Leute auf eine solche Ansprache verquert oder sogar agressiv reagieren scheint mir als absolut normal.Nun ist es aber so (und ich bin beileiben nicht der einzige der dieser Meinung ist!!!) dass ATHEISTEN auch eine Meinung haben die laut Grundgesetz nicht weniger wert ist.Die Aussage dass ATHEISTEN vergleichbar sind mit dem Nationalsozialismus ich für mich eher ein Anlass die Kirche wegen Diffamierung / etc anzuklagen.Und muss man dazu sagen dass die Form die ein Representant (und auch höherer!) der Kirche gewählt hat eher in den Katakomben menschlichen Denkens zu finden sind.Die Frage die sich nunn stellt ist : Wenn Antwort auf diese ‘überaus intellekruelle Aussage’ (hahaha!) dann kann sie nicht anders ausfallen als dem Niveau entsprechend der initialen Aussage , nämlich AGRESSIV /AUSSFALLEND / NIVEAULOS / MENCHENVERACHTEND …. in einem Wort :
    leider mal nicht die Energie wert dei es braucht zu Antworten.

  4. #4 H.M.Voynich
    11/03/2009

    “Dort, wo die Kultur vom Kultus, von der Gottesverehrung abgekoppelt wird, erstarrt der Kult im Ritualismus und die Kultur entartet.” – Kardinal Meisner

  5. #5 Georges
    11/03/2009

    @H.M.Voymich
    Von der Gottesverehrung abgekoppelt ist im Endefekt die ganze Welt.
    Was der Welt gutes tut……weil sie sich endlich mit sich selbst beschäftigen kann.’ Dictum sapienti sat’.

  6. #6 Pseudonym
    11/04/2009

    Strafanzeigen wegen Volksverhetzung gegen die katholische Kirche und gegen Kardinal Meisner

    In dieser Woche wurde gegen die katholische Kirche und den Kölner Bischof, Kardinal Meisner, Strafanzeige wegen Volksverhetzung auf Grund seiner umstrittenen Allerheiligenpredigt am Sonntag, den 1.11.2009, gestellt.

    Kardinal Meißner stellte in seiner Predigt wissenschaftlich atheistisch denkende Menschen auf eine Stufe mit Kriegsverbrechern und Massenmördern, hieß es unter anderem in der Anzeigenbegründung eines Naturwissenschaftlers aus Sachsen-Anhalt. Die Strafanzeige gegen die katholische Kirche richte sich nicht gegen Menschen katholischer Konfession, sondern allein gegen die Institution der katholischen Kirche. Die Anzeige gegen die katholische Kirche würde nur zurückgezogen, wenn sich Papst Benedikt XVI von den unhaltbaren Äußerungen Kardinal Meisners öffentlich distanziere.

    Die beiden Strafanzeigen wurden im Revierkommissariat Wolmirstedt, nahe Magdeburg, eingereicht.

    Beide Anzeigen wurden per Post an das Revierkommissariat gesendet und werden vermutlich bis spätestens Freitag, den 6.11.2009, der Behörde vorliegen.

  7. #7 Webbaer
    11/04/2009

    @Pseudo:
    Strafanzeigen sind aus liberaler Sicht das Erbärmlischste, das vorgewiesen werden kann. Der Blogmeister tut sich hier auch nicht gerade hervor.
    Aushalten kann hier nur die Devise sein.
    MFG, WB

  8. #8 Anonymous
    11/05/2009

    Kölner Erzbischof, Predigt im Kölner Dom – Pseudo[nym] Strafanzeige in Wolmirstedt, Sachsen-Anhalt. Falscher Ort, falsche Stelle, imaginäre Anzeige?! Möge unser Pseudo doch wieder im Drömling untertauchen. Abgesehen davon -> Hornberger Schießen, Staatsräson. Ist ja nicht das erste Mal.

  9. #9 H.M.Voynich
    11/05/2009

    @Georges:
    Ich wollte nur andeuten, daß jemand, der von “entarteter Kultur” spricht, mit Nazivergleichen möglicherweise im eigenen Interesse etwas zurückhaltender umgehen sollte.

  10. #10 MoritzT
    11/05/2009

    hmm, jetzt wirds für mich langsam eng … ich bin Mediziner, bin in der molekularbiologischen Forschung, sehe keinen irgendwie rechtfertigbaren Grund, am wissenschaftlich fundierten Weltbild zu zweifeln, finde die Aussagen vom Herrn Meissner und Malter Wixa einfach bodenlos dämlich (naja, sie sind vielleicht sogar strafrechtlich relevant beleidigend) …

    … und bin trotzdem in der katholischen Kirche und werde da auch bleiben.

    Regt Euch ab. In JEDER Organisation gibts Idioten, und wenn sie mal oben angekommen sind, dann kriegt man sie selten wieder weg. Ich sehe das wie mit nörgelnden Kindern: einfach ignorieren.
    Im Übrigen darf man dem gemäßigten Flügel der katholischen Kirche schon ein bisserl Vertrauen schenken. Bei dem Themen Abtreibung und Sexualität braucht man auch da nicht anfangen … aber wer immer nur den Hardlinern zuhört, der kriegt notwendigerweise ein schräges Bild.

  11. #11 Ronny
    11/05/2009

    @MoritzT
    Na ? Kleiner Realistätsverweigerer ?
    Was solls, jeder darf glauben was er will.

    WIe du schon sagst, in jeder Organisation gibt es Idioten, nur, warum sammeln die sich scheinbar immer in den höheren Etagen ? Ignorieren nützt nichts, denn die Oben geben die Richtung vor. Ignorieren funktioniert nur bei ‘Underlingen’.

    Stimmt meine Hypothese doch, dass man ab einem gewissen Level ein A….. sein muss, oder ist das nur der Frust es selbst nicht geschaft zu haben ?

    Klagen bringt aber IMO nichts, damit zeigt man nur seine eigene Unfähigkeit gute Argumente richtig zu platzieren.

  12. #12 Andrea N.D.
    11/05/2009

    @Moritz T.
    Generell würde ich Dir sofort zustimmen.
    Was die katholische Kirche betrifft habe ich da allerdings Probleme. Wenn ein Katholik klare Regeln für seinen Glauben bekommt (Vatikan, Bibel, Kirche, Predigt, etc. etc. etc.) und dann beispielsweise sagt, na ja, aber mit der Abtreibung sehe ich das nicht so, kannst Du ruhig machen, was bleibt dann von seinem Glauben noch übrig? Wird der Glaube durch das “in der katholischen Kirche bleiben” dann angepasst, verbogen, gedreht, wie es einem gerade passt? Also in meinem Umfeld ist bei allen Katholiken die Abtreibung strikt untersagt, das ist quasi glaubensimmanent. Entweder ich bin bei dem Verein dabei, dann halte ich mich auch an die Regeln und ich unterstütze dann auch die Oberen mit meinen (Geld)Beiträgen, mit meinem Stillhalten, mit meiner Bejahung der gesamten Institution oder ich bin eben nicht dabei und halte Abtreibung für erlaubt. Schmalspurkatholizismus nach eigenem Gutdüngen geht meines Erachtens nicht – nicht im Glauben und nicht in der katholischen Kirche.

  13. #13 klauszwingenberger
    11/05/2009

    Sehe ich im Grundsatz genauso. Katholizismus ist ja schon von der Wortbedeutung her umfassend und exklusiv gemeint. Für so einen Instant-Glauben, wo jeder sich herausklaubt, was ihm persönlich passt, ist da eigentlich kein Platz.

    Nur: so funktioniert das schon lange nicht mehr. Würde die Kirche ernst machen und alle nicht vollständig Rechtgläubigen rauswerfen, wäre der Kirchenadel bald unter sich. Tatsächlich sind es aber die niederen Chargen der Priesterschaft, die sich in den Gemeinden um halbwegs lebensnahe Maximen bemühen, auch wenn eine Eminenz mal so geredet hat, wie sie es für richtig hielt.

    Das Auftrumpfen von Meissner, Mixa & Co. halte ich für das Ergebnis einer Wahrnehmungsstörung, die mit dem Ratzinger-Papst zu tun hat: nachdem einer der Betonköpfe es nach ganz oben geschafft hat und sich wie ein Popstar feiern lässt, sieht man eine Bresche geöffnet. Nur: das jubelnde Jungvolk schert sich selbst einen feuchten Schmutz um die konservativen Positionen, wenn es um den eigenen Verhaltenskodex geht. Die Wirkung von Predigten der meissnerschen Art geht deshalb gegen null. Außer den strenggläubigen Kadern einerseits und den Empörten unter uns interessiert sich dafür kaum jemand, wirklich!

    Ich meine deshalb, wie weiland Herbert Wehner: einfach tiefer hängen!

  14. #14 Andrea N.D.
    11/05/2009

    @Klauszwingenberger:
    Schon … aber: kann ich auch als “jubelndes Jungvolk” guten Gewissens diesen Müll unterstützen? Ich kann doch nicht ständig so tun, als fände das nicht statt? Diese “Oberen” setzten beispielsweise in Afrika altertümliche Vorstellungen durch, sie verbreiten Elend mit ihren wahrnehmungsgestörten Ansichten und der steuerzahlende Katholik finanziert dies? Wie unkritisch und unreflektiert darf man sein, wenn man sich diesem Verein zurechnet?
    Darum ging es doch “… und bin trotzdem in der katholischen Kirche und werde da auch bleiben.” Dann sollte man gefälligst auch Verantwortung für die katholische Kirche übernehmen und etwas ändern und sich nicht nur die esoterischen Rousinen herauspicken und maximal über die “Oberen” belustigen.

  15. #15 klauszwingenberger
    11/05/2009

    @ Andrea N.D.:

    Also die absurden AIDS-Kampagnen und ähnliches in Afrika stehen schon auf einem anderen Blatt als die Nazivergleiche eines abdriftenden Kardinals in Köln. Da ist es sicher wichtig, entschieden und sehr ernsthaft zu widersprechen. Deswegen mag man auch die Frage aufwerfen, ob es nicht besser ist, so einer Kirche den Rücken zu kehren. Ich hab’s über 25 Jahre lang jedenfalls nicht bedauert. Und wer es hören will, dem sage ich auch gerne: wenn ihr euch unbefangen über so einen Quatsch amüsieren wollt, dann geht das von draußen besser.

  16. #16 Sarah
    11/05/2009

    Ich hab auch ne Zeit lang geglaubt, dass es in der Kirche irgendwie wichtig ist, was die Gläubigen gerade über strittige Themen wirklich denken. Das ist es nicht. Ich war nie gläubig, aber ich fand und finde immer noch sinnvoll, was die Kirche in den Gemeinden tut.
    Aber der Kirche ist es vollkommen wurscht, was die Leute denken. Was der Papst gilt, das gilt und aus. Und dem ganzen durch meine Mitgliedschaft zuzustimmen, und zu hoffen, dass es irgendwann mal nen liberalen Papst gibt, ist einfach nur blöd. Ich bin ausgetreten, schon vor Jahren, und habs keine Sekunde bereut, und seit dem muss ich mich nicht mehr so sehr über solche Aussagen ärgern, ich trage sie ja nicht mit.

  17. #17 Thomas J
    11/05/2009

    @Sarah

    und zu hoffen, dass es irgendwann mal nen liberalen Papst gibt, ist einfach nur blöd

    wieso blöd?

    Ich bin ausgetreten, schon vor Jahren, und habs keine Sekunde bereut, und seit dem muss ich mich nicht mehr so sehr über solche Aussagen ärgern, ich trage sie ja nicht mit.

    Darüber sollte sich grundsätzlich jeder ärgern. Meisner ist nebenher auch noch ein Mitgleid unserer Gesellschaft, nicht nur der Kirche, oder?

  18. #18 Bundesratte
    11/05/2009

    @Sarah:
    >Was der Papst gilt, das gilt und aus. Und dem ganzen durch meine Mitgliedschaft
    >zuzustimmen, und zu hoffen, dass es irgendwann mal nen liberalen Papst gibt, ist
    >einfach nur blöd.

    Exakt so seh ich das auch. Und, gesetzt den Fall, es gäbe einmal einen derart liberalen Papst, der sich des ganzen Firlefanzes entledigt und normal wird, dann kann er sich mir gerne anschließen oder auch nicht. Das bleibt ihm überlassen.

    BR

  19. #19 Dirk
    11/06/2009

    Zitiert aus Leipziger Volkszeitung:

    Für Schmidberger kommt Meisners Weckruf gegen “die Verharmlosung Dawkins” genau zur rechten Zeit. “Ich würde mir wünschen, dass andere Bischöfe ebenso die Stimme erheben und hier warnen.” Wenn es zu spät ist, würden viele der Kirche vorwerfen, sie habe nicht rechtzeitig die Stimme erhoben. “Sie sollen jetzt reden, es gilt heute den Feind zu bekämpfen.” Es gebe keinen Grund zur Verharmlosung. “Die heutige falsche Toleranz-Ideologie, schlussendlich auch dem Verbrechen gegenüber, ist sehr bedauernswert und führt zu katastrophalen Folgen.” Solch falsches, menschenverachtendes Gedankengut, wie es Dawkins verbreite, führe zur Ausbreitung einer gottvergessenen Ideologie und zum Wiederentstehen von totalitären Regimen. “Wenn der Mensch nur noch zur Ware degradiert wird, dann geht der Geist unter und die Verpflichtung zum Gottesgedanken. In solchen Ideologien wird die wahre Menschenwürde mit Füßen getreten”, so Schmidberger.

    In anderen Worten: Diese wären nicht liberal, wenn sie wieder über weltliche Macht verfügten. Ungläubige sind für diese der Feind und was macht man mit einem Feind?

  20. #20 Toleranz
    11/06/2009

    Jede Menschenseele, die nicht glaubt, wird als Gefahr und Feind betrachtet, d.h. Nulltoleranz für Ungläubige – wir sind hier nicht auf dem Feld einer freien Debatte sich argumentativ bestreitender Standpunkte mit Rede und Gegenrede um des richtigen Urteils willen. Man stelle sich diese religiösen Fanatiker mit staatlichen Machtmitteln ausgestattet vor. Wie würden diese mit Ungläubigen umspringen?

  21. #21 Dirk
    11/06/2009

    Allen Ernstes, hier grüßt das Mittelalter!

  22. #22 Astrotux
    11/11/2009

    Passend zur ganzen Thematik macht in unserem Nachbarland Österreich der Vizekanzler Josef Pröll gegen die Atheisten mobil. Er bezeichnet in einem Interview mit dem Kurier die Atheisten als pervers.

    Es ist pervers, Religionsfreiheit so zu interpretieren, dass es ein individuelles Recht für Atheisten und Religionskritiker gäbe, im öffentlichen Raum vom Anblick religiöser Symbole “befreit” zu sein.

    https://kurier.at/nachrichten/1953836.php
    Ich bin gespannt wann die religiösen Hetzer hier und anderswo zur Jagd auf religionsfreie aufrufen, in welcher Form auch immer.

  23. #23 Jörg
    11/11/2009

    Der Freidenkerbund fordert eine Entschuldigung:

    https://www.freidenkerbund.at/de/news/get/page/protest-gegen-proell/

    “Pröll muss sich bei zwei Millionen Menschen entschuldigen”

  24. #24 H.M.Voynich
    11/12/2009

    Verstehe ich nicht. Zu fordern, im öffentlichen Raum von religiösen Symbolen “befreit” zu sein, läuft doch darauf hinaus, daß ich mir kein Kreuz um den Hals hängen darf, ich dürfte nicht mal ein Kopftuch tragen, selbst wenn es nur dem Schutz meiner Frisur dienen soll.
    Fordern sowas wirklich zwei Millionen Menschen? Oder hat Pröll etwas anderes gemeint, als er gesagt hat?
    Ich bin Atheist, aber ich fordere von niemanden, religiöse Symbole vor mir zu verstecken, dies würde ich in der Tat als “pervers” empfinden, deshalb fühle ich mich von seinen Worten nicht angesprochen und kann mich ihnen sogar anschließen. Und Ihr?

  25. #25 Andrea N.D.
    11/13/2009

    Na ja, also ich bin kein Freund von großem Geschrei und würde auf derartige Aussagen auch nicht reagieren, obwohl mir der Ausdruck “Kampfkatholik” wirklich gut gefällt.
    Allerdings kann ich mit der Perversität wirklich absolut nichts anfangen. Ich persönlich finde es nämlich extrem pervers, um nicht zu sagen psychopathologisch, wenn ich in Klassenzimmern “Leichen” herumhängen haben muss, um irgend einen Glauben zu bekunden. Da kann wohl von “verstecken” keine Rede sein. In so einem Fall bin ich immer froh, dass die Römer damals diese Hinrichtungsart hatten. Man stelle sich vor, Jesus würde überall mit seinem Kopf in der Hand herumgeistern. Mich als Atheistin deshalb pervers zu nennen, weil ich das anprangere, finde ich doch extrem übertrieben. Insofern würde ich mich keinesfalls anschließen.

  26. #26 David Bowman
    11/13/2009

    “DAS” Kreuz ist ein Folterinstrument. Es hängen also überall
    lauter kleine Nachbildungen eines perversen Werkzeugs
    herum. Es ist mal jemand (ich weiß leider nicht wer) auf die
    Frage gekommen, was los wäre, wenn man überall kleine
    Elektrische Stühle aufhängen und anbeten würde …

  27. #27 H.M.Voynich
    11/13/2009

    Die Frage, was religiöse Symbole in den Klassenzimmern staatlicher Schulen zu suchen haben, ist für mich völlig unabhängig davon, ob sie Grausamkeiten darstellen oder nur geometrische Symbole oder sonstwas.
    Andersherum sind grausame Darstellungen für mich kein Grund, etwas aus dem Blick der Öffentlichkeit zu verbannen. Oder ist es falsch, Bilder von Auschwitz im Schulunterricht zu zeigen?
    Andrea, David, aus Euren Kommentaren könnte man (fälschlicherweise) folgern, daß Ihr Halbmond oder Davidstern im Klassenzimmer ok fändet.

  28. #28 Thomas J
    11/13/2009

    @Voynich

    Verstehe ich nicht. Zu fordern, im öffentlichen Raum von religiösen Symbolen “befreit” zu sein, läuft doch darauf hinaus, daß ich mir kein Kreuz um den Hals hängen darf, ich dürfte nicht mal ein Kopftuch tragen, selbst wenn es nur dem Schutz meiner Frisur dienen soll.

    Mit öffentlicher Raum sind staatliche Einrichtungen gemeint. Oder willst du, dass die Lehrer Wahlpropaganda machen in der Schule? Oder Werbung für irgend eine Religion?

    @Bowman

    Das Kreuz ist ein Symbol für die angebliche Tat, die dahinter steht. Das sollte man schon differenziert betrachten

  29. #29 H.M.Voynich
    11/13/2009

    @Thomas:
    Solange unsere Bundeskanzler (einzige Ausnahme: Schröder) vor Millionen von Menschen für Gott werben („Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. So wahr mir Gott helfe.“), halte ich Kreuze im Klassenzimmer eher für eine Lappalie.

  30. #30 David Bowman
    11/13/2009

    @Thomas J
    “Das Kreuz ist ein Symbol für die angebliche Tat, die dahinter steht. Das sollte man schon differenziert betrachten”

    Das mit der “differenzierten” Betrachtung ist innerhalb solcher “Schlagwortdiskussionen”
    immer so eine Sache. Eine Portion Polemik ist von mir auch gewollt … Du kannst es
    auch “Provokation” nennen … ansonsten bin ich der Meinung: “Jede Verallgemeinerung
    ist falsch”. Und mein Halbwissen hilft nicht wirklich weiter.
    Nun bin ich durch und durch Atheist – also “Parteiisch”. Und ich mache auch keinen
    Hehl daraus, das ich (wirklich und ernsthaft) Religionen für eines der Hauptübel auf
    diesen Planeten halte (eine Begründung würde Seiten füllen) … und mit dieser
    Aussage sofort in der Falle der Verallgemeinerung tappe. Ich gebe an dieser Stelle
    auch gerne zu, das ich mir mit solchen Äußerungen auch etwas “Luft” verschaffe.
    Ich nutze solche Provokationen auch gerne, um “Religiöse” (Ja – ein blöder Begriff)
    aus der Reserve zu locken. Warum? Weil ich der Meinung bin, das man mit
    Jemanden der an ein – wie auch immer geartetes “Höheres Wesen” glaubt – keine
    Diskussion über die Auswirkungen von Religion und Glauben führen kann. Deshalb
    (wahrscheinlich aus Frust über die Unmöglichkeit solch einer Diskussion) ziehe ich
    ab und zu einfach “vom Leder” … “Über Sinn und Zweck befragen sie bitte ihren
    Pfarrer oder Psychologen”.

  31. #31 David Bowman
    11/13/2009

    @H.M.Voynich
    “Andrea, David, aus Euren Kommentaren könnte man (fälschlicherweise) folgern, das Ihr Halbmond oder Davidstern im Klassenzimmer ok fändet.”

    Also von mir aus können Kreuz, Davidstern, Halbmond und/oder Voodoopuppen an
    den Wänden hängen. Solange den Schülern keine Dogmen in die Hirne “geprügelt”
    werden und “selber denken – selber entscheiden – selber handeln” die Maxime ist!

  32. #32 S.S.T.
    11/13/2009

    @David Bowman

    Also von mir aus können Kreuz, Davidstern, Halbmond und/oder Voodoopuppen an den Wänden hängen.

    Von mir aus nicht. Solche Dinge haben in staatlichen Einrichtungen absolut nichts zu suchen. M.E. fahren alle Staaten, die (ihren Möglichkeiten nach) strickt Religion und Staat voneinander trennen, sehr gut damit. Ein wenig mehr Trennung würde ich mir für Dt. auch wünschen.

    @H.M.Voynich
    Na ja, solange es die Möglichkeit der Anrufung eines Gottes gibt, solange wird sie erfolgen. Bei Einigen aufgrund tatsächlicher Gläubigkeit, bei Anderen aus Kalkül, schließlich gibt es viele Christen im Land. Die stete Berieseling in Klassenzimmern halte ich schon für gravierender.

    Mitunter muss ich auch schon mal einen Eid leisten, da ist es gelegentlich recht putzig anzusehen, wenn die weltliche Formel erst herausgesucht werden muss.

  33. #33 H.M.Voynich
    11/13/2009

    Die strikte Trennung von Staat und Kirche würde ich mir erstmal dort wünschen, wo sich der Staat zum Sachbearbeiter der Kirchen macht, indem er Kirchensteuer einzieht, oder Religionsunterricht für “bekenntnisangehörige Schüler” zur Pflicht macht.
    Menschen schmücken ihre Räumlichkeiten nunmal gern aus, ob nun mit weltlichen oder religiösen Dingen – wenn die Mehrheit der betroffenen Personen dort ein Kreuz haben möchte, betrachte ich das als demokratisch legitimiert. Für meine Kinder sehe ich darin keine Gefahr – ich erkläre ihnen, was es damit auf sich hat, und gut ist.

  34. #34 H.M.Voynich
    11/13/2009

    Ich meine – seht’s doch mal so:
    wenn ich in unser Rathaus gehe, fühle ich mich von Raumschmuck ästhetisch beleidigt, der wohl irgendwo offiziell als Kunst ausgegeben wurde, und der auch noch eine hübsche Stange Steuergelder gekostet hat.
    Woanders hängt dort stattdessen ein kleines Kreuz. Es ist unaufdringlicher, hat weniger gekostet und erfüllt darüberhinaus eine praktische Funktion, als international lesbares Warnschild: “Achtung, Christen kreuzen”.

  35. #35 Thomas J
    11/14/2009

    @Voynich

    “Solange unsere Bundeskanzler (einzige Ausnahme: Schröder) vor Millionen von Menschen für Gott werben („Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. So wahr mir Gott helfe.“), halte ich Kreuze im Klassenzimmer eher für eine Lappalie”

    Das unterschreib ich glatt. Nur sollte man ja immer gerade das anstreben, was auch realistisch zu erreichen ist, oder?

    @Bowman

    “Nun bin ich durch und durch Atheist – also “Parteiisch”. Und ich mache auch keinen
    Hehl daraus, das ich (wirklich und ernsthaft) Religionen für eines der Hauptübel auf
    diesen Planeten halte”

    Bin auch Atheist. Glaube aber eher, dass der Mensch hinter der Religion das Übel ist. Die Religion selber ist für mich ein intellektuelles Problem, kann aber unterm Strich durchaus positiv bewertet werden.

    Dass du dir Luft verschaffen willst mit dem Elektrostuhlvergleich… das versteh ich natürlich. Finde es aber von einem intelligentem Menschen doch schwach, da der Vergleich eben schon sehr stark hinkt.

    Gruss

    Thomas

  36. #36 bundesratte
    11/14/2009

    @Thomas: wo hinkt der Vergleich?
    Vielleicht ist der Tod durch den elektrischen Stuhl gegenüber dem am Kreuz nicht qualvoll genug? Das kann sein. Das Kreuz ist ein Instrument mit dem auf eine Weise hingerichtet worden ist, wie man sie sich schlimmer kaum vorstellen kann. Anders als bei der Tötung durch Guillotine oder Galgen ging es nicht um einen schnellen Tod sondern in erster Linie um möglichst langes Leiden. Als Hinrichtungsart ist die Kreuzigung daher wohl am ehesten mit dem Pfählen oder dem Rädern vergleichbar.

    Es ist erstaunlich, an was sich ein Christ gewöhnen kann:
    Er hat zu seiner religiösen Erbauung Gebäude errichtet, auf denen dieses Tötungswerkzeug weithin sichtbar auf dem Dach befestigt ist. Ein Südamerikaner hätte zur Abschreckung der anderen Stämme einen Schrumpfkopf aufs Dach geschraubt- bei den Christen nimmt man das Mordwerkzeug, das schreckt sicher. Sobald eine Glocke bimmelt, strömen er und seine Mitchristen in dieses Gebäude. Sofort tupft sich jeder einer E-Coli- Urtinktur die Konturen des Mordwerkzeugs auf den Körper und man setzt sich und beginnt zu brabbeln: erst einer, dann alle zusammen im Wechsel.
    Während des Gebrabbels blicken alle in Richtung des Bildes von dem jungen Mann, der dort Sonntag für Sonntag vor sich hinkrepiert. Ein krepierender Jude, festgenagelt an einem Lattenkreuz. Währenddessen erzählt einer der Geschworenen, dass der junge Mann “für uns”, also für die Christen gestorben sei, und niemand findet was dabei. Keiner, der aufschreien wollte “Nicht in meinem Namen!”. Nein, seltsamerweise unterschreiben alle, dass dieser junge Jude in ihrem Namen umgebracht worden ist. (Sollte in diesem Moment ein kleiner Simon oder eine Rahel in die Kirche treten, würde ihnen vermutlich schlecht. Sie wüssten sofort, dass sie hier mal wieder am falschen Ort sind. Soviel zur gegenseitigen Toleranz)

    Also gut, ich wollte gar nicht soviel schreiben, aber es widert mich einfach an. Ich kürze ab: Zu guter Letzt wird der junge Mann aufgegessen. Die Einzelteile seines Leibs werden an die Zuhörerschaft verteilt und jeder bekommt einen Schluck Blut zu trinken. Danach tapsen alle freudig hinaus in die Sonne und werfen dem Geschworenen ein paar Cent in die Büchse und zuhause gibt’s Rhabarberkuchen (wenn’s ganz schlimm kommt, in Verbindung mit Stachelbeeren und Baisers)

    Wir haben uns an den Anblick des Mordwerkzeugs gewöhnt.
    Wir haben uns an den Anblick eines jämmerlich krepierenden jungen Mannes gewöhnt.
    Wir haben uns an Kannibalismus gewöhnt.

    Im Ernst: Kann es eigentlich noch schlimmer kommen?

    Das Kreuz gehört nicht in Klassenzimmer. Es gehört, wie die Shoa, in den Geschichtsunterricht.
    https://www.kreudenstein-online.de/Helauluja/images/jesus_am_galgen.gif

    Bundesratz (katholischer Atheist)

  37. #37 H.M.Voynich
    11/14/2009

    @ratz:
    Das wollte ich auch schon fragen: welche Rolle spielt denn die Art der Hinrichtung? Und wieso? Die Christen wollen zeigen, daß ihr Heiland hingerichtet wurde, und daß dies für sie das wichtigste Ereignis in der Geschichte der Menschheit ist. So what?
    Und geht es denn wirklich darum, ob das schön aussieht? Ist das nicht ein Nebenschauplatz?
    Wenn die Christen anstelle des Kreuzes immer noch den Fisch als Symbol hätten, so wie ganz am Anfang – gäbe es diese Diskussion dann nicht trotzdem?

  38. #38 bundesratte
    11/14/2009

    Zum einen Teil der Diskussion:
    Warum hängen wir nicht dieses Bild in Grundschulen auf?
    https://bagnewsnotes.typepad.com/bagnews/images/vietnam-execution.jpg
    Ich denke, die Begründung “Das hat doch nichts mit Religion zu tun” wäre vorgeschoben.

    Zum anderen Teil:
    (in öffentlichen Einrichtungen) Welchen Mehrwert haben religiöse Symbole gegenüber einer weltanschaulich neutralen Umgebung? Einen sie, und wenn ja: wen?

  39. #39 H.M.Voynich
    11/14/2009

    (sorry, Jörg, wir haben uns wohl weit von dem herrlichen Gag von Pispers entfernt – gib Bescheid, wenns nervt 😉

    @bundesratte:
    “Warum hängen wir nicht dieses Bild in Grundschulen auf?”
    Genau. Warum nicht?
    “Das hat doch nichts mit Religion zu tun” ist tatsächlich egal, die Auftrennung in religiöse und säkulare (und kommerzielle und folklorische etc.) Bilder/Symbole ist nebensächlich.
    Darf der Bürgermeister sich aussuchen, welche Farbe die Wand im Rathaus hat? Darf er aussuchen, welche Bilder aufgehängt werden? Darf er eine Darwin-Büste ins Foyer stellen? Darf er ein Kreuz aufhängen?
    Wenn Du dreimal ja und dann nein gesagt hast: wieso? Weil letzteres religiös ist?
    Oder weil darauf ein leidender Mensch auf einem Folterinstrument detailreich dargestellt wird? Kennst Du einen solchen konkreten Fall? Und wenn ja, hast Du mal gefragt, ob man dies nicht durch eine weniger realistisch gestaltete Version ersetzen könnte? Selbst in vielen Kirchen wird das Kreuz heute nur noch sehr abstrakt dargestellt.

    Zurück zur Frage:
    Wir zeigen unseren Kindern Bilder von Buchenwald. “Und das ist auch gut so.” Die Dringlichkeit, zu begreifen, daß es so etwas gibt, und wie es dazu kommen kann, überwiegt gegenüber kleinkarierten Befindlichkeiten. Natürlich hängen wir diese Bilder nicht als Wandschmuck auf. Man kann aber auch nicht behaupten, die Christen wären darauf aus, uns mit besonders grausamen Kreuzigungsdarstellungen zu penetrieren.

    “Welchen Mehrwert haben religiöse Symbole gegenüber einer weltanschaulich neutralen Umgebung?”
    Mein Vater wurde (in der DDR von einer “Bewertungkommission”) ernsthaft gefragt, wo denn der Mehrwert seiner künstlertischen Darbietung für die werktätige Bevölkerung läge … (kleine Anekdote am Rande)
    Wenn Du ein religiöses Symbol siehst, kannst Du davon ausgehen (dies ist der Mehrwert für Dich, wie ein Hinweisschild; Du kannst es Dir gerne als “Toolwut-Zone”-Analogon vorstellen, wenn es Dir dann leichter fällt), daß da ein paar Leute (um nicht zu sagen: eine demokratische Mehrheit) herumlaufen, die sich gut fühlen, wenn das Ding dort hängt (das ist der Mehrwert für die).
    Das ist doch schön! Wenn die Leute sich besser fühlen, wenn da ein Spongebob hängt, dann häng ich dort einen Spongebob hin. Und Leuten, die sich darüber aufregen, daß dies womöglich ein schwules Symbol sein könnte, sag ich: ätschebätsch. (Jesu’ Kreuzigung ist ein hoffnungsverkündendes Symbol für die Gnade Gottes, auch wenn es für Außenstehende nicht danach aussieht.)
    Mal im Ernst: in einem Land, in dem alles verboten wird, was irgendjemandes Befindlichkeit stört, möchte ich nicht leben.
    Aber, um mein eigentliches Anliegen auf den Punkt zu bringen: wie kann eine Umgebung “weltanschaulich neutral” sein? Du verlangst Unmögliches.

  40. #40 Thomas J
    11/14/2009

    @Voynich und bundesratte

    papperlapapp 🙂
    Es wurde ja nicht hingerichtet, er ist ja freiwillig (!) gestorben. Darum hinkt jeglicher Hinrichtungsvergleich, die Botschaft mit dem Kreuz ist die freiwillige Aufopferung.

    Wir sollten das später gebaute und erdachte Lehrgebäude des Christentums nicht an den geschichtlichen Fakten bewerten. Wobei das Martyrium so ja schon ziemlich schnell in den Evangelien aufgeschrieben wurde.

    Und die Sache mit dem Kannibalimus… jo, das kann schon seltsam anmuten. Ist aber eigentlich ne tolle Sache, wenn man daran glaubt.

    Religionskritik per se find ich schon ok, aber dieses ewige Rumgehacke auf dem Katholizismus…

  41. #41 David Bowman
    11/14/2009

    “ICH” kann nur für mich selbst sprechen: ICH brauche kein “höheres Wesen”!

    “ANDERE” – ca. 90% der Weltbevölkerung – brauchen für ihr Leben eine
    übergeordnete Instanz. Das ist eine “eindeutige” Mehrheit. Ob jetzt aus
    Evolutionsbiologischer (Selektionsdruck) oder aus Kulturell-Geschichtlicher
    Sichtweise betrachtet, spielt eigentlich nur eine sekundäre Rolle. Das ist
    auch nicht “Trennscharf”.

    Diese “übergeordnete Instanz” schafft Freiräume:
    “Ich” bin nicht verantwortlich für mein Handeln. “Ich” habe eine Erklärung
    für alles. “Ich” habe meine Existenzfrage geklärt. “Ich” mache das Richtige.
    “Ich” bin auf der sicheren Seite. “Ich” will nur das Beste. “Ich” werde dafür
    belohnt”. Das klingt doch gut. “Ich” brauche mich nicht zu “kümmern” …
    das macht alles das “höhere Wesen”. Da bin “Ich” aber fein raus.
    Das ist doch ein WORT. 90% können sich doch nicht irren … oder?

    Die Frage ist nicht “ICH oder GOTT”, sondern welchen NUTZEN habe “Ich”.
    Der Nutzen – Pro Gott – scheint größer zu sein, als der Nutzen – Kontra Gott.
    Das – und nichts anderes – sagt die Zahl “90%”. Es ist eine Quantität. Eine
    mit hohem Nutzwert. Und dieser (nicht sichtbare) Nutzwert, wird (mit sichtbaren)
    Symbolen (Kreuzen etc.) untermauert. Denn das ist das Dilemma aller “Gläubigen” –
    es gibt keine greifbaren Fakten für den Beweis eines “höheren Wesens”. Wie
    komme ich aus dieser “Erklärungsnot”? Durch RITUALE und SYMBOLE. Und
    die teile “Ich” mit möglichst vielen. Das verschafft dem “Ich” Sicherheit.

    Das verstehe “ICH” … aber ich bin nur ein “A” … wie Atheist oder Arschloch oder
    Abtrünniger oder Ausgeschlossener oder Andersdenkender oder … “Perverser”.
    Bestenfalls werde “Ich” von den 90% geduldet … “aber halt die Klappe … wir
    wollen deine Scheiße nicht hören”. Und wenn du nicht die Klappe hältst, dann
    wird dieses “höhere Wesen” dich bestrafen … zur Sicherheit können “wir” das
    aber auch selbst übernehmen …

    ICH Entscheide! Entscheide DICH! Sonst Entscheidet ein “HÖHERES WESEN”!
    bla bla … bla bla … bla bla … bla bla … bla bla … bla bla …

    PS: @Thomas … wer behauptet ich sei “Intelligent” – der lügt!

  42. #42 Andrea N.D.
    11/14/2009

    @H.M.Voinich
    Dein Vergleich ist absolut unpassend – hat Dir das noch niemand gesagt? Gibt es eines, nur ein einziges Klassenzimmer in Deutschland, in dem der Leichenberg von Auschwitz ununterbrochen als Bild an der Wand hängt? Ich finde diesen Vergleich ätzend und den Opfern des Nationalsozialismus gegenüber extrem unpassend. Eigentlich fehlen mir die Worte für Derartiges. Vielleicht gehörst Du aber auch nur einfach zu denen, die meinen, wie der nette Herr vom Artikel, dass, wenn Du die Nazikeule auspackst, alle anderen damit mundtot sind. Nein, sind wir nicht. Im Gegensatz zu ach so katholischen Kindern in der Klasse meines Sohnes, war er der Einzige, der sich bisher mit Dachau beschäftigt hat und dort war.
    Als Konsequenz Deiner seltsamen Argumentation müsstest Du nicht nur genauso gestatten, dass alle anderen Religionen (Religionsfreiheit?!? Freiheit VON Religion?!?) ihre Symbole in jedem Klassenzimmer aufhängen – nein, nach DEINER Logik müssten dort nun ständig die Symbole sämtlicher Hinrichtungsmethoden und Völkermordarten hängen (vielleicht kleine Modelle von Gaskammern?). Wie bist Du eigentlich drauf? Und derartige Zurschaustellungen können in keiner Weise mit irgendwelchen Bildern in einem Rathaus verglichen werden. Was symbolisiert denn ein hässliches Bild in einem Rathaus außer Verschwendung von Steuergeldern und schlechtem Geschmack? Was symbolisiert eine Gaskammer oder ein Kreuz? Verschone uns mit derartigen unpassenden Vergleichen. Das tut einfach nur weh.

    @Bundesratte:
    Köstlich. Kannibalismus. Diese Stelle muss ich mir merken :-).

    @Thomas J.
    Kannibalismus ist eine tolle Sache, wenn man dran glaubt? Das macht mich sprachlos. Eine komplett irrationale Sache wird um so toller je doller man daran glaubt? Ähem …

  43. #43 Andrea N.D.
    11/14/2009

    @bundesratte:
    Dein Bild (das mit dem Galgen) hat mich zum Nachdenken gebracht. Besonders interessant ist es ohne baumelnden Menschen. Ich denke, dass ALLE Christen empört darüber wären/sind. Das zeigt, wie sehr wir uns an die Grausamkeit und Unsinnigkeit des Kreuzes (als Symbol) gewöhnt haben, wie normal dieses Symbol ist. Ich könnte mir gut vorstellen, dass es die ersten Jahre nach Christi Tod undenkbar gewesen wäre, mit einem Kreuz und einer Leiche daran beispielsweise als Kette herumzurennen. Es wäre pietätslos, grausam gegenüber den derartig zu Tode Gekommenen gewesen, geradezu eine Verhöhnung. 2000 Jahre später ist es so selbstverständlich, dass ein Aufschrei durch die Christenheit geht, wenn vernünftige Menschen dieses ekelhafte Relikt der Religion aus den Klassenzimmern verbannen wollen. Religion/Glaube ist sonderbar.

  44. #44 bundesratte
    11/14/2009

    @H.M.Voynich:
    >Darf der Bürgermeister sich aussuchen, welche Farbe die Wand im Rathaus hat?
    Keine Ahnung, ob er das darf, da kenne ich mich nicht aus. Ich schätze für Renovierungsarbeiten wird es im Stadtsäckel ein Budget, sowie jede Menge Vorschriften geben, die ich nicht kenne. Das Rathaus ist Eigentum der Gemeinde und dient u.A. Repräsentationszwecken. Daher kann ich mir vorstellen, dass z.B. ein Antrag auf eine Bibi- Blocksberg- Tapete abgelehnt würde.

    >Darf er aussuchen, welche Bilder aufgehängt werden?
    Auch keine Ahnung. Das weiß nur seine Frau.

    >Darf er eine Darwin-Büste ins Foyer stellen?
    Keine Ahnung, wieso nicht? Der Bürgermeister von Shrewsbury hat vielleicht sowas.

    >Darf er ein Kreuz aufhängen?
    Keine Ahnung. Der Bürgermeister repräsentiert die Bürgerschaft, nicht die Kirche. In rein- katholischen Gemeinden kann beides zusammenfallen. Dürfte ein jüdischer Bürgermeister dort eine Menora auf seinen Schreibtisch stellen?

    >Wir zeigen unseren Kindern Bilder von Buchenwald. “Und das ist auch gut so.”
    Ja, im Geschichtsunterricht, wie ich oben schrieb. Und wir bemühen uns- notgedrungen mehr schlecht als recht- unseren Kindern das Unbegreifliche zu erklären und sie für das maßlose Leid zu sensibilisieren. Die Analogie zum Kreuz an der Wand ist, wie Andrea schrieb, wirklich sehr unpassend. Wir machen unseren Kindern nämlich nicht weis, dass die vielen Menschen in Buchenwald für uns ihr Leben gelassen haben… Ich mag es nicht weiter ausführen; denke auch nicht, dass Du das mit der Analogie hast aussagen wollen. Aber es steckt drin.

    @Thomas J:
    >papperlapapp 🙂

    >Es wurde ja nicht hingerichtet, er ist ja freiwillig (!) gestorben. Darum hinkt
    >jeglicher Hinrichtungsvergleich, die Botschaft mit dem Kreuz ist die freiwillige
    >Aufopferung.

    Na, so papperlapapp finde ich das nicht. Der angeblich “freiwillige” Tod ist ja Teil der “er- starb- für- uns”- (Um)deutung. Selbst in Theologenkreisen ist diese nicht unumstritten:
    https://www.welt.de/kultur/article3429266/Warum-starb-Jesus-Christus-am-Kreuz.html
    Ich hänge der naiven Vermutung an, dass kein Mensch sich freiwillig ums Leben bringt/bringen lässt, so lange sein Wille nicht durch Depression, Glauben o.Ä. getrübt ist. Interessant an der Sühne- Deutung ist, dass die Gründe, bzw die Motivation für die Tötung Jesu (Menschen waren ihm auch am Sabbat wichtig, er verzieh ihnen, er hielt sich für Gottes Sohn) aus dem Blickfeld gewischt wurden, und an ihrer Stelle eine teleologische Deutung die Überhand gewann, also eine nach dem Ziel (von mir aus auch eine “finale”): Er starb damit
    Bei zielorientierter Tötung kann man wohl nicht mehr von Freiwilligkeit sprechen.

    @Andrea N.D.: ja, diese Gewöhnung ist es auch, die mich eigentlich an dem Kreuz als Symbol, und der ritualisierten Leichenfledderei erschüttert. Bin ja selbst getauft und kenne sowohl das Zeichen, als auch die Riten Zeit meines Lebens. Ich habe als Kind das pappige Brot gegessen, mich bekreuzigt,… eben das ganze Brimborium mitgemacht. Und ich habe mir nichts dabei gedacht. Ich war anscheinend nie sensibel genug. Aber ich hab mal ein Kind vor dem angenagelten, aus der Brust blutenden Jesus weinen sehen: “Papa, ist der tot?” Ich war nicht der Papa, aber was soll man darauf antworten?

    Es gibt sie also, die sensiblen Kinder. Mag sein, dass denen mit dem abgespeckten Kreuz (also dem ohne Leiche) geholfen ist. Das Ausblenden des sterbenden Opfers ist aber ein ziemlicher Verdrängungsakt.

    Ja, Jörg: Falls diese Diskussion zu off-topic ist, sag Bescheid. Dann schreib ich “Meisner” in meine Kommentare 🙂

    Bundesratte

  45. #45 Jörg
    11/14/2009

    Ja, Jörg: Falls diese Diskussion zu off-topic ist, sag Bescheid. Dann schreib ich “Meisner” in meine Kommentare 🙂

    Nein nein, diskutiert, das ist völlig ok, auch wenn ich nicht mitdiskutiere, da brauch ich Ruhe für weil ich mich sonst zu schnell aufrege 🙂

  46. #46 Thomas J
    11/14/2009

    .@Andrea N.D.

    @Thomas J.
    Kannibalismus ist eine tolle Sache, wenn man dran glaubt? Das macht mich sprachlos. Eine komplett irrationale Sache wird um so toller je doller man daran glaubt? Ähem ..

    Ich darf mich selbst zitieren:
    “Und die Sache mit dem Kannibalimus…”
    Das war auf den post von bundesratte bezogen. Also, nicht Kannibalismus ist toll, sondern die Vorstellung von diesem “Teilhaben an Jesu Auferstehung” ist eine tolle Sache, wenn man denn daran glauben würde.

    @bundesratte

    “Ich hänge der naiven Vermutung an, dass kein Mensch sich freiwillig ums Leben bringt/bringen lässt, so lange sein Wille nicht durch Depression, Glauben o.Ä. getrübt ist.”

    Ja, nun ist meine Vermutung aber, dass dieser Jesus schon sehr von sich überzeugt war. Würde er heute leben, wäre er eine Mischung aus krassem Esofritz und Öföf. Das heisst, er hat geglaubt, dass er etwas Besonderes ist. Mit deinen Worten also “im Willen getrübt”.

    Und nochmals ja, bundesratte, Theologie ist Deutung von Ungewissheit. Jesu Tod wird vielleicht missbraucht, zurechtgedeutet. Nichtsdestotrotz bin ich ein Fan des Christentums.
    Wir sind nicht verantwortlich für das Handeln unserer Vorfahren, können aber die Zukunft gestalten.
    Mit oder ohne Kirche? Tja… 🙂

  47. #47 bundesratte
    11/15/2009

    >Mit oder ohne Kirche? Tja… 🙂

    Ab wievielen Mitgliedern ist “Kirche”? ;o)

  48. #48 Thomas J
    11/15/2009

    @bundesratte

    hm… versteh die Frage nicht 🙁
    Mit Kirche ist hier “Vereinsmässig organisierte Gläubigkeit” gemeint.

  49. #49 bundesratte
    11/15/2009

    @Thomas J:
    Dein Kommentar endete ja beinahe wie eine phoenix- Doku :o), wäre da nicht dieses “tja”:

    >Wir sind nicht verantwortlich für das Handeln unserer Vorfahren, können aber die
    >Zukunft gestalten.
    >Mit oder ohne Kirche? Tja… 🙂

    Da schwebte der Hinweis in der Luft, ganz ohne Kirche ließe sich die Zukunft dann doch nicht gestalten. Das forderte mich wiederum heraus, bei dem heutigen Mitgliederschwund zu fragen, wie sich die Kriche ihre Zukunft vorstellt, und ab welcher Personaldicke/Schäfchendichte sie ihren gesellschaftlichen Vertretungs- und Gestaltungsanspruch überdenkt. ;o)

    >Ja, nun ist meine Vermutung aber, dass dieser Jesus schon sehr von sich überzeugt
    >war. Würde er heute leben, wäre er eine Mischung aus krassem Esofritz und Öföf.
    >Das heisst, er hat geglaubt, dass er etwas Besonderes ist.

    So sehe ich das auch. Und mal im Ernst: dem läuft man hinterher?? Wir haben hier- da wo früher der Woolworth war- auch so einen. Der brüllt den ganzen Tag seine Erlösungsphantasien durch die Fußgängezone. Aber ich glaube nicht, dass man derzeit plant, ihn deswegen zu kreuzigen, um ihm kurz darauf geistig hinterherzudackeln. Das ist doch absurd.
    Der kann sich Montags ne Depotspritze abholen und bekommt für den Rest der Woche frei.
    o geht das.
    Bundesratte

  50. #50 bundesratte
    11/15/2009

    tss,tss: “Kriche”…
    das passiert, wenn ich morgens keinen Kaffee bekomme…