Gestern ist der russische theoretische Physiker Vitaly Ginzburg im Alter von 93 Jahren gestorben. Als Physiker bekannt wurde er vor allem für seine phänomenologische Beschreibung der Supraleitung zusammen mit Lev Landau und als einer der Väter der sowietischen Wasserstoffbombe. Außerdem hatte er sich als Atheist in den letzten Jahren entschieden gegen den zunehmenden Einfluss der Kirche in Russland positioniert.
Die eigentliche Erklärung der Supraleitung ist die BCS-Theorie (siehe hier), die 1957 von Bardeen, Schrieffer und Cooper entwickelt worden war. Bereits vorher, 1950, hatten Landau und Ginzburg ihre Theorie, die die makroskopischen Phänomene der Supraleitung korrekt beschrieb, und einige interessante Konzepte aufwies. Besonders bemerkenswert ist, dass sich eine Eindringtiefe magnetischer Felder in den Supraleiter errechnen ließ. Das ist gleichbedeutend mit der Ansicht, dass das elektromagnetische Feld im Leiter eine Masse erhält und daher so bemerkenswert, weil genau diese Idee die Grundlage des Higgs-Mechanismus ist, um die sich am LHC bald die Teilchenphysik-Welt drehen wird!
2003 erhielt Ginzburg den Nobelpreis für Physik.
Erst letzte Woche hat Physics World ein Interview mit Ginzburg gebracht, in dem er auch zu seiner Rolle bei der Entwicklung der Wasserstoffbombe befragt wurde. Er hatte ab 1948 daran gearbeitet und musste die Arbeit 1951 wieder verlassen.
Das Interview ist sehr lesenswert, es spricht auch noch seinen Atheismus an, und die letzten Worte sollen daher diese sein:
But I am convinced that the bright future of mankind is connected with the progress of science and I believe it is inevitable that one day religions (at least those existing now) will drop in status to no higher than that of astrology. When that will happen is, of course, is difficult to say.
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