Gestern hat Thorsten Wirth, der politischer Geschäftsführer der Piratenpartei Deutschland ist, folgendes getwittert:
Kopenhagen – 15000 Teilnehmer Fliegen zum Klimagipfel um was gegen die CO2 Emissionen zu tun. *OH MAN*
Das habe ich als Schwachsinn bezeichnet, aber statt den folgenden Streit wiederzugeben habe ich Thorsten gefragt, ob er nicht ein paar Absätze dazu schreiben möchte. Die poste ich im folgenden, und danach schreibe ich auch ein Kontra dazu (aber ohne vorher gelesen zu haben was Thorsten schreibt):
Thorsten schreibt:
Ich glaube das es um unsere Welt besser bestellt wäre, wenn die Menschen
die Möglichkeiten der globalen Kommunikation besser nutzen würden.
Wer dieses “miteinander Reden” ganzjährig beobachtet, der stellt fest,
dass es auch ganzjährig funktioniert. Wir haben Internet und Telefon,
warum also nun 15000 Menschen an einen Ort bringen und diese miteinander
Konferieren, wobei das Problem so gewaltig ist das ganzjährige und
globale Kommunikation eigentlich notwendig wäre?
Das Indien, China, USA, Japan und Europa die CO2 Produzenten NR 1 auf
dieser Welt sind, ist bekannt und ihr Haltungen auch. Wenn also die
Bevölkerungen dieser Länder aufgeklärt werden würde, würde in diesen
Staaten auch mehr Druck entstehen und das wäre doch mal ein Anfang,
zumindest in den demokratischen Staaten dieser Erde. Und letztlich kann
der Verbraucher auch selber etwas gegen diesen Treibhauseffekt tun, in
dem er Wahren aus der Region kauft und nicht aus Übersee. Aufklärung tut
Not.
Ob Kopenhagen unsere Welt vor dem globalen Klimakollaps retten kann,
wird die Geschichte zeigen aber wenn der CO2 Irrsinn eine Manifestation
findet, dann auch durch den Umstand, dass Niemand bereit ist zu
verzichten. So fahren oder fliegen 15000 Menschen nun auf eine Konferenz
nach Kopenhagen und tragen ihren Teil dazu bei das die Welt ein bisschen
wärmer wird. Die Tragik des Notwendigen oder das Unvermögen des
technisch Möglichen? – Von beidem etwas würde ich meinen, den Treffen
und über das, was unsere Welt zerstört, zu reden, ist wichtig aber ist
es im Zeitalter der globalen Vernetzung in dieser Form überhaupt noch
nötig?
Und nun wieder von mir:
Ich denke dass Thorsten und ich völlig übereinstimmen, dass Maßnahmen gegen den Klimawandel von höchster Wichtigkeit sind, und dass mehr als 2°C Erwärmung vermieden werden müssen. Das ist ein Problem globaler Skala und eine Vereinbarung muss sich über Bündel gegenläufiger Interessen durchsetzen und Kompromisse finden wo nur auf andere gezeigt wird. Die Vorbereitungen für Kopenhagen liefen erwartungsgemäß miserabel, und es steht zu befürchten dass selbst ein überraschend positiver Abschluss in Kopenhagen weit unter dem eigentlich Notwendigen bleibt. Angesichts dieses Problems, und der Tatsache das es jetzt angegangen werden muss, ergibt sich dass es auch von den Vertretern der Länder, wie sie jetzt im Amt sind, gelöst werden muss.
15000 fliegen nach Kopenhagen – ja und? Angesichts der Größe der zu bearbeitenden Probleme und angesichts der Menge der Teilnehmer ist es lächerlich zu denken, das dies im Moment anders lösbar wäre. Angesischts des tatsächlichen CO2-Ausstoßes wäre ein Verzicht ein so kleiner Anteil, dass er höchstens symbolisch wäre.
Neben der Tatsache, dass es eben Volksvertreter gibt die jetzt für uns einstehen (sollen), twitterte Thorsten dass die Piraten schon international Konferenzen online abgehalten haben. Das ist ja schon Technikverklärung! Die Piraten sind allesamt technikaffin, ja sogar -begeistert und haben natürlich keine Probleme mit Online-Konferenzen. Wichtiger aber ist: Sie halten Konferenzen weil sie gemeinsame Linien finden wollen. Das ist ein Problem, das um Klassen kleiner ist als internationale Diplomatie. Heute existiert kein anderer Weg, als dass die Vertreter persönlich aufeinander treffen und handeln und verhandeln können.
Außerdem twitterte Thorsten, dass diese Konferenz eigentlich aus Tausenden Konferenzen von der Basis aus bestehen müsste. Das ist eine schöne Träumerei, und ich habe mein Kreuz bei den Piraten gemacht weil sie das in der Partei auch wirklich leben. Aber zu denken, dass so etwas bald, geschweige denn jetzt, auf ein Problem solch globaler Skala anzuwenden wäre ist völlig unrealistisch. Und Klimawandel ist real – deswegen braucht er reale Lösungswege, auch wenn sie nicht viel hässlicher sind als eine Vision. Selbst wenn es organisatorisch möglich wäre, die Konferenz so durchzuführen glaube ich feste, dass unsere Mitmenschen zu oft weder Wissen noch Fähigkeit noch Wille habe, sich Wissen und Fähigkeit anzeignen, um dieses Problem angemessen angehen zu können.
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