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In einem neuen Paper, das vorgestern bei den Physical Review Letters akzeptiert worden ist, berichten russische Forscher vom Flerov Laboratory of Nuclear Reactions in Dubna über die erfolgreiche Erzeugung des Elementes 117, das mangels Namen jetzt erstmal Ununseptium heißt. Nachdem Element 118 schon entdeckt wurde, ist so also das noch fehlende Element aus sorgfältig durchgeführten Kollisionen zwischen beschleunigten 48Ca-Kernen und einem 249-Bk-Target erzeugt worden.

Das letzte benannte Element 112 ist Copernicium, und auch das letzte das zuerst am GSI in Darmstadt gebildet wurde. Hier wurden viele der superschweren Elemente entdeckt, nicht umsonst heißen 108 Hassium und 110 Darmstadtium. In Dubna saß sozusagen die Konkurrenz, die z.B. Ende der 60er das Element 105 (Dubnium…) entdeckt hat. Seit diesem Jahrtausend haben die russischen Forscher die Nase vorn. 2002 konnte dort zum ersten Mal der Zerfall von Element 118 nachgewiesen werden.
Sieht man sich den Plan des Beschleunigers U400 in Dubna an, sieht man dass die Entdeckung genau vorbereitet wurde. 7 Monate lang arbeitete der Beschleuniger für diese Ziel, bis zum Februar 2010:

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Interessant ist die Erzeugung immer schwererer Atome, weil man denkt dass die Lebensdauern wieder höher werden müssten, wenn die Atomkerne sich wieder Kernen mit magischen Zahlen an Nukleonen nähern. Man spricht von der Idee der “Inseln der Stabilität”, und tatsächlich scheint diese Idee zu stimmen, die Forscher schreiben jedenfalls laut Wired, dass die Analysen des Zerfalls “represent an experimental verification for the existence of the predicted ‘Island of Stability’ for super-heavy elements.”

Nach Glenn Seaborg, der die Idee zu den Inseln der Stabilität hatte, ist übrigens Element 106 benannt.
In Darmstadt ist man wohl auch dabei, aus anderen möglichen Kollisionen Kerne von Ununseptium zu erzeugen. Im Plan oben sieht man, dass in Dubna gerade versucht wird, das Element 113 chemisch zu untersuchen. Das ist möglich, weil es immerhin Isotope hat die bis zu 20 Sekunden leben.

Kommentare (11)

  1. #1 Anhaltiner
    04/07/2010

    20 Sekunden stabil, klingt nich nach technisch verwertbar. Gibt es wenigstens die theoretische Möglichkeit Isotope zu finden die sich für technische Anwendungen eignen. So mit Halbwertszeiten von einigen Tagen bis Wochen (würde ja für die Medizin reichen)

  2. #2 Bullet
    04/07/2010

    Immer noch besser als 20 Millisekunden, was bei Transuranen ja auch gern vorkommt.

  3. #3 schlappohr
    04/07/2010

    Erwartet man für diese Inseln nur Isotope mit längeren Halbwertszeiten, oder auch wirklich stabile Elemente? Wenn letzteres zutrifft, könnte man doch erwarten, dass die Elemente bei einer SN erzeugt wurden und lange genug überlebt haben, dass man sie heute noch irgendwo findet (Isotope wären wohl längst verfallen).
    Aber die Suche wäre wahrscheinlich beliebig langweilig 🙂

  4. #4 Ender
    04/07/2010

    Interessante Forschung. Mal sehen, wie weit man das Periodensystem noch ausbauen kann. *händereib*

    Übrigens dürfte es wohl ein Bk-Target sein. Beryllium mit so vielen Neutronen wäre schon ein Paper für sich wert. ^^

  5. #5 Carl
    04/07/2010

    Tippfehler: Dubnium ist nich 108, sondern 105 😉

  6. #6 Jörg
    04/07/2010

    @Ender, Carl: Au da hab ich ja wieder aufgepasst. Danke für die Hinweise, ist korrigiert.

    @schlappohr: Ne, stabil werden die nicht mehr. Dafür ist die Starke Kraft einfach zu kurzreichweitig, die reicht da nicht mal quer über den Atomkern bei den großen Kernen. Aber bei magischen Zahlen sind immerhin die Kerne stabiler da energetisch günstiger ausgefüllt.

  7. #7 Ronny
    04/08/2010

    Gibts eigentlich auch eine Begründung warum gerade bei Technetium, welches ja ein relativ kleiner Kern ist, keine stabilen Isotope gibt ? Ist das eine ‘Insel der Instabilität’ ?

  8. #8 Thomas J
    04/08/2010

    @Jörg

    Kann man hier eigentlich noch von “entdecken” reden? Du brauchst in deinem Text beide Wörter, erzeugen und entdecken.

  9. #9 ilona
    04/08/2010

    Oh, ich hab deinen Eintrag tatsächlich aus lauter Freude über ein neues Element übersehen.
    Ich finde den Begriff “entdecken” durchaus passend, weil man ja der praktische Beweis der Existenz erst dann erbracht ist, wenn das Element hergestellt wurde. Oder?

  10. #10 Jörg
    04/08/2010

    Ronny: Also wenn ich das bei Wikipedia richtig verstehe, sind die Nukleonenzahlen gerade so, dass der Zerfall in stabile andere Elemente immer günstiger ist und so kein stabiler Technetium-Zustand existiert. Wirkliche “Inseln der Instabilität” gibt es eher nicht, weil hauptsächlich die energetisch günstigen Zustände zählen. In diesem Sinne ist da Technetium eher eine Ausnahme da alle möglichen Zerfallsprodukte stabil sind.

    Thomas: Naja, erzeugen ist mir erstmal lieber, da es ja keine große Überraschung ist und vom geplanten Prozess her eher einer Fertigung gleicht. Auf der anderen Seite weiß man natürlich nicht, dass die Gesetze der Physik dort auch gelten, und außerdem muss man dort auch aus einem Wust Daten das passende finden, also entdeckt man schon das Ununseptium in den Daten, und man entdeckt dass alles wie erwartet dort ist.

  11. #11 Jörg
    04/08/2010

    @Ilona: Und quasi gleichzeitig kommentiert 🙂
    Ja, ist ja nicht schlimm, neue Elemente sind ja schließlich die Schnittstelle zwischen Chemie und Physik. Auch wenn man 117 noch nicht chemisch untersuchen können wird…aber immerhin 113