Dass die Diskussion um Elevatorgate ausufert, war ja schon von vornherein klar. Und dass ich die Kommentare schließen muss, weil es in Beleidungsarien ausufert, auch. Aber trotzdem war das Ausmaß an männlich-männlichere Empörung in Tateinheit mit Erklären was andere denn zu denken und zu empfinden haben erschreckend. Vornweg ein kleiner Tipp: Wenn ihr ernst genommen werden wollt in euren Empfindungen, wird kein Weg dran vorbeiführen erstmal zu verstehen was andere schreiben, empfinden, und nicht vorzuschreiben was anderen wichtig zu sein hat.
Siehe z.B. dieser Kommentar von “299792458” aus dem Freigeisterhaus-Forum:
Ich halte die ganze Geschichte auch für reichlich übertrieben. Und die Aufregung dreht sich ja ausschließlich um Dawkins Reaktion. Wobei ich da auch keinen Skandal sehe.
Es ist ja auch kein Skandal. Skandale sind etwas, dass die Boulevard-Presse empfindet um mit dem angeblichen Verstoß gegen oberflächlich moralisch wirkende Thesen Geld zu machen. Skandale können meist nur skandalös sein solange man eben nicht versucht, sich in andere Menschen zu versetzen.
Es wird ohne Ende aufgebauscht und als ich auf scienceblogs was von jeder Mann im Aufzug sei ein “Schrödingers Vergewaltiger” gelesen habe, habe ich spontan den Link zur Seite gelöscht. Das war sozusagen der letzte Tropfen, schon zuviele Artikel dort haben in mir Ekelgefühle hervorgerufen.
Wie ein (!) Artikel auf deutsch der die Ereignisse zusammenfasst zusammen mit Links die erklären warum Menschen sich dort engagieren ein “Aufbauschen ohne Ende” sein kann ist mir völlig fremd. Es ist nur mein kleines doofes Blog, keine Wochenserie in BILD.
Dass viele Artikel hier Ekelgefühle hervorrufen kann ich verstehen. Ich will auch kotzen wenn ich sehe wie Homöopathen in Afrika echte Krankheiten mit Zuckerkugeln behandeln oder wie Astrolügner Menschen ausnehmen die echte Hilfe suchen. Oder wie gefühlt anständige Männer den Frauen mal erklären, dass sie sich mal nicht so haben sollen. Mehr zu “Schrödingers Vergewaltiger” gleich.
Ich bin ein Mann und ich habe nicht vor mich als Vergewaltiger zu fühlen. Weil ich kein Vergewaltiger bin.
Repeat after me: It’s not about you.
Es dreht sich nicht um dich. Es geht um andere Menschen als dich selbst. Solange du das nicht einsiehst, ist wenig zu machen.
Und seien wir ehrlich, auch von Frauen kommen dämmliche Anmachen.
Ach wirklich. Seltsam, wenn jemand die Geschichte anonymisiert, mit “Person A” und “Person B”, wäre mir trotzdem ziemlich klar wer von den beiden Personen männlich und weiblich ist. (Verzeiht mir hier meine Heteronormativität, ich weiß dass ich zu sehr vereinfache).
Oft mit dem impliziten Unterton, dass der Mann notgeil ist und es auf ihren unwiderstehlichen Körper abgesehen hat.
Erstmal, mal wieder: Vergewaltigung ist kein Akt der “Notgeilheit” oder welche albernen Begriffe man auch immer für den Wunsch nach sexuellem Kontakt hat. Vergewaltigung dreht sich um Macht und (sexuelle) Gewalt. Da diejenigen, die diese Themen versuchen anzusprechen das im Allgemeinen verstehen ist dieser Unterton definitiv nicht da.
Und zweitens sind diese Personen auch im Allgemeinen diejenigen, die (wie Rebecca) gegen die Reduktion/Objektifizierung auf den Körper sprechen. Daher werden diese eben NICHT implizieren, dass ihr Körper so unwiderstehlich ist.
Merke: Man kann die Sexualität eines Menschen genießen und schätzen, ohne den kompletten Mensch darauf zu reduzieren. Ich würde es andersherum sehen: Durch die Reduktion auf ein Objekt entgeht mir der Genuss eines kompletten Menschen.
Nur in der Regel warten Frauen, bis der Mann die Initiative ergreift.
In der Tat, das ist eine kulturelle Übereinkunft, die mir nicht gefällt und die sich ändern sollte.
Der Punkt jedoch ist, dass Rebecca ausdrücklich vorher erkenntlich gemacht hat, dass sie im Moment nicht wartet, dass jemand die Initiative ergreift, weil sie müde ist und schlafen gehen möchte.
Nicht Alle sind aber “Frauenversteher” oder Gentlemen.
Zu kapieren, wenn jemand “nein” sagt, muss man kein “Versteher” sein, was immer das ist. “Frauenversteher” ist so ein abwertender apologetischer Term wie “Gutmensch”.
Aber in der Regel kriegen aggressive Männer “es” häufiger, auch ohne körperliche Gewalt. Warum bloß?
Wirklich? Kriegen aggressive Männer “es” häufiger? Wie ist häufiger definiert, als “mehr verschiedene Chicks abzuschleppen”? Ansonsten würde ich doch denken dass eine stabile Langzeitverbindung mehr…aber das zählt im Männerversum wahrscheinlich nur einmal.
Aber das ist auch völlig egal: Es ist kein Wettbewerb. Kriegt das mal klar.
Und es ist auch kein Krieg: Die Männer gegen die Feminazis.
Und jetzt zu “Schrödingers Vergewaltiger”, der ja besonders große Empörungsstürme hervogerufen hat. Niemand will sich als “potentiellen Vergewaltiger” gesehen wissen, Sexismus wird beklagt, Vergleiche zu Terrorismus-Verdacht gezogen als ob sämtliche Hirnzellen in Sommerurlaub seien.
Vorweg erst einmal:
Wie oft muss ich es eigentlich in einem PHYSIKBLOG erklären (Achtung, das war Sarkasmus)?? Schrödingers Katze ist nicht “potentiell tot”. Sie befindet sich in einer Überlagerung zweier Zustände gleichzeitig, nämlich “tot” und “lebendig”. Und erst mit Öffnen der Kiste erfolgt die Messung, nämlich in welchen Zustand die Wellenfunktion der Katze schließlich kollabiert.
Und genau das will das Bild von “Schrödinger Vergewaltiger” sagen: Dass man solange nicht wissen kann, wer ihr seid, nämlich Zustand a: Ihr selbst, nämlich kein Vergewaltiger, oder Zustand b: Euer gewissenloser Zwilling aus einem Paralleluniversum, der seine Gewaltphantasien nicht im Griff hat.
Und der Punkt ist: Nachts um 4 alleine auf der Straße oder alleine im Aufzug möchte niemand die “Messung” durchführen.
Dann: Ich habe den Begriff in “…” gesetzt und den passenden Artikel dazu verlinkt. Wenn ihr es nicht schafft, diesen wirklich guten Artikel durchzulesen und zu verinnerlichen, dann hab ich echt keine Lust euren Kommentar dazu zu lesen. Und ich erlaube mir mal für die meisten Menschen zu sprechen die eure Meinung nicht teilen: Unsere Zeit ist es nicht wert, eure Kommentare zu lesen solange ihr nicht bereit seid Zeit zu investieren, den Begriff zu verstehen.
Daher hier nochmal, der Artikel, lest den!!
—> Schrödinger’s Rapist: or a guy’s guide to approaching strange women without being maced <---
Es geht darin um Signale und um Risikowahrnehmung. Und um Einfühlungsvermögen. Um Zuhören.
Wenn ihr immer noch empört seid, denkt mal durch das hier: Männer, wieviele (lose) männliche Freunde habt ihr? So 100 und nochwas sicher? Dann ist die Chance ganz gut, dass sich ein Vergewaltiger darunter befindet. Jemand, der sexuelle Gewalt gegen eine Frau ausgeübt hat. Die Chance ist höher, wenn ihr US-Amerikaner seid, ok, aber auch in Deutschland ist sie sehr real. Also, wer ist es? Könnt ihr nicht sagen? Eben.
Ihr könnt natürlich auch weiterhin Recht behalten wollen, erklären warum nichts an der Sache dran war und die Scheiße aus allen Weibern prügeln die es nicht kapieren. Nur bleibt mir dann aus meiner Sonne raus, ich mag eure Schatten nicht.
Kommentare (149)