Das Spiel um die Suche nach Kandidaten für leichte Dunkle Materie, die sogenannten WIMPs (Weakly Interacting Massive Particles) ist längst ein Streit geworden, aber im Sinne von wissenschaftlichem Hin und Her. Eine ganze Menge Experimente wetteifern um die Entdeckung oder Widerlegung der Existenz dieser fürchterlich interaktionsfaulen Teilchen. Und da das Problem statistisch so schwierig ist, gibt es eben unterschiedliche Ergebnisse. Das ist nicht etwa schlecht, das ist der ganz normale wissenschaftliche Prozess, aber wenn man als Beobachter mittendrin steckt, eben manchmal frustrierend zu sortieren.

Da hat z.B. CDMS angeblich solche Teilchen gesehen; und so lief die statistische Auswertung dazu. Andere Experimente aber wie XENON100 oder das neuere CDMS-II halten dagegen, und sagen dass sie die Bereiche, in denen die Experimente wie CDMS, DAMA und CoGeNT etwa sehen möchten, ganz ausschließen können. Wer hat also recht? Da bleibt nur eines: Wir wissen es noch nicht.

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Und da kommt ein weiterer Spieler an, diesmal ein deutsches Experiment vom Max-Planck Institut und TU München und der Uni Tübingen. CRESST-II befindet sich wie so viele Experimente in der Gran Sasso-Mine in Italien.
Im Mittelpunkt eine Cryostat, bis auf winzige 15 mK gekühlt, befindet sich der Detektor. Falls so ein Dunkles Materie-Teilchen, so es denn existiert, dann doch einmal ein Atom in einem Bauteil des Detektors anrempeln würde, würde es dadurch eine Welle anregen die durch das Molekülgitter des Detektors an den Rand wandert. Dort würde man die sehr geringe Temperaturänderung durch die zusätzliche Energie über eine Änderung im elektrischen Widerstand detektieren können.

Die Aufgabe bei der Auswertung ist, statistisch auszurechnen wieviele andere Prozesse sich als solch ein Ereignis tarnen könnten. Die Forscher_innen haben in ihrem jetzt vorveröffentlichten Paper vier verschiedene Hintergrundereignisse ausgemacht und einbezogen, und können mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit 67 Ereignisse ausmachen, die sich nicht dadurch erklären lassen. Nur ist die Frage: Gibt es ein weiteres Hintergrundereignis dass man bislang nicht beachtet, und kann dies Teile oder gar alle der beobachteten Ereignisse wegerklären – oder hat man doch Dunkle Materie gesehen?

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Reproduziert aus: Angloher et al. 2011

Spannende Frage, zumal der gefundene Bereich (die blauen Flächen im obigen Plot) alle innerhalb der von anderen Experimenten ausgeschlossenen Bereichen liegen (Linien im obigen Plot – alles oberhalb dieser Linien ist ausgeschlossen). Die Lösung? Ruhe bewahren, flach atmen und Geduld bewahren. Als Engländer optional Tee trinken.



Kommentare (7)

  1. #1 tom
    09/09/2011

    “Tuhe bewahren” und “Tree trinken”? 😉

  2. #2 Frank Wappler
    09/09/2011

    Jörg Rings schrieb (09.09.11 · 06:15 Uhr)

    > Falls so ein Dunkles Materie-Teilchen, so es denn existiert, dann doch einmal reagieren würde, würde es ein Atom in einem Bauteil des Detektors anrempeln und dadurch […]

    > Die Forscher_innen […] können mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ausschließen, dass 67 Ereignisse übrig bleiben, die sich nicht dadurch erklären lassen.

  3. #3 rolak
    09/09/2011

    Mitteilen wollend und damit eher hastig getippt => blöde Fehler 😉

  4. #4 Jörg
    09/09/2011

    Ohje, ja, gestern zu hastig getippt und veröffentlicht, habs mal korrigiert 😀 Danke!

  5. #5 SCHWAR_A
    09/10/2011

    @Jörg:

    …dann doch einmal ein Atom in einem Bauteil des Detektors anrempeln würde…

    Wie ist so ein “Anrempeln” zu verstehen, da doch die Wirkung “rein” gravitativ erfolgt, also auch noch nahezu unendlich schwach?

  6. #6 Jörg
    09/10/2011

    Die Wechselwirkung erfolgt über die Schwache Kraft, also doch deutlich mehr als die Gravitation. Es ist aber ein Stoß durch den Impulsübertrag der den Atomkern im Gitter auslenkt und eine Schwingung anregt!

  7. #7 Frank Wappler
    09/11/2011

    Jörg schrieb (10.09.11 · 22:28 Uhr):
    > Die Wechselwirkung erfolgt über die Schwache Kraft

    Aus Messungen betreffend “Z-Bosonen” (Stichwort “invisible width”) lässt sich folgern, dass es (höchstens) 3 Arten von neutralen Teilchen gibt, die “schlicht über die (elektro-)schwache Kraft” wechselwirken und leichter als die halbe Masse von Z-Bosonen sind (d.h. leichter als ca. 45 GeV/c^2);
    also nur jene Teilchen, die als die 3 Arten von “Neutrinos” schon bekannt sind (und die alle erheblich leichter als 1 GeV sind).

    Dazu gehören offenbar nicht “WIMP”s von 25,3 GeV bzw. 11,6 GeV Masse, die nach Aussage der besagten “Forscher_innen” (G. Angloher et al.; die CRESST-Kollaboration?) in der genannten Vorveröffentlichung als zusätzliche Quelle (neben abgeschätzten Hintergrundereignissen aus anderen, bekannten Gründen) für Einträge in die Signalregion geeignet wären.

    Diese “WIMP”s im Sinne von G. Angloher et al. sollten demnach nicht “schlicht über die (elektro-)schwache Kraft” wechselwirken.

    Jörg Rings schrieb (09.09.11 · 06:15 Uhr):
    > Die Forscher_innen haben in ihrem jetzt vorveröffentlichten Paper vier verschiedene Hintergrundereignisse ausgemacht

    Nein — G. Angloher et al. haben beim Abschätzen der wahrscheinlichen Anzahl von “Signalereignissen” vier weitere, schon bekannte Prozesse berücksichtigt; und die tragen zusammen wahrscheinlich (etwas) mehr als die Hälfte der 67 Ereignisse in der Signalregion bei (vgl. u.a. Table 4. Results of the maximum likelihood fit.).