…dann stellt sich heraus, dass Wissenschaftler – welch Überraschung – offenbar gar keine ‘Alarmisten’ sind, denn dann beschweren sie sich über die falsche Darstellung der Realität!
Hier ist, was passiert ist: Harper Collins hat vor zwei Wochen eine neue Auflage des Times Comprehensive Atlas of the World herausgebracht. Und in den Pressemeldungen dazu unter anderem behauptet, dass seit einer vorigen Auflage, 12 Jahre zuvor, 15 % von Grönland vom Eis befreit worden seien, als Folge der Erderwärmung durch den Klimawandel.

Ganz so schnell ist der Klimawandel dann doch nicht, und da Holland auch noch nicht geflutet ist mutet diese Zahl doch recht krass an – und dann haben sich auch schnell Wissenschaftler_innen gefunden und die Lage diskutiert, und u.a. vom Scott Polar Research Institute auch öffentlich beklagt:

Dr Poul Christoffersen said: “It is regrettable that the claimed drastic reduction in the extent of ice in Greenland has created headline news around the world. There is to our knowledge no support for this claim in the published scientific literature.”

Die Forscher_innen sagten weiterhin, dass kein Zweifel am Klimawandel und dem Einfluss auf das Grönland-Eis bestehe, dass aber genaues Wiedergeben der Realität entscheidend wichtig sei und starke Aussagen mit Belegen untermauert werden müssten.

HarperCollins hat schnell reagiert und sich entschuldigt, aber erst einmal nur für die 15 %-Behauptung:

“We came to these statistics by comparing the extent of the ice cap between the 10th and 13th editions (1999 vs 2011) of the atlas…. This was done without consulting the scientific community and was incorrect. We apologize for this and will seek the advice of scientists on any future public statements.”…”We stand by the accuracy of the maps in this and all other editions of The Times Atlas”

Es wurden also keine Wissenschaftler_innen gefragt, bevor die Behauptung des Rückgangs um 15 % aufgestellt wurde! Lediglich die eigenen Karten hatte man verglichen, aber behauptete weiter, dass die Karte akkurat sei.
Damit waren die Forscher_innen aber nicht zufrieden und haben nachgelegt:
Warum, wird auf einen Blick klar wenn man sich Satellitenbilder im Vergleich zur Karte ansieht, wie BBC zeigt. Alleine an der Nase in der Mitte rechts im Bild sieht man klar, dass die Karte viel zu wenig Eis zeigt.
Die Meldung vom SPRI erklärt auch, wie das zustande kam: Die Karte zeigt nur Eis, das dicker als 500 m ist! Ein ganz grober Schnitzer der Ersteller_innen des Atlas, das aber anscheinend der Verlag jetzt auch zugibt. In einer neuen Meldung heißt es:

On reflection and in discussion with the scientific community, the current map does not make the explanation of this topic as clear as it should be. We are now urgently reviewing the depiction of ice in the Atlas against all the current research and data available, and will work with the scientific community to produce a map of Greenland which reflects all the latest data.

Das ist natürlich eine wieselige Entschuldung (lest auch den Rest der windenden Erlärung…), die Karte ist schlicht falsch und nicht etwa “nicht so genau wie sie sein könnte”. Aber egal, der Atlas wird korrigiert und eine verbesserte Abbildung – diesmal in Zusammenarbeit von Wissenschaftler_innen und Kartograph_innen – als einliegendes Blatt erhalten.

So geht das, wenn man an ehrlicher Abbildung der Realität interessiert ist, wie Wissenschaftler_innen es sind.



Kommentare (1)

  1. #1 michael
    09/22/2011

    @joerg
    Kleiner Schreibfehler: nicht ‘flasche’ sondern falsche Darstlelung ….