Dies ist auch eine Geschichte darüber, dass die Erderwärmung real ist. Es ist keine Geschichte darüber, dass eine neue Bestätigung ein gewaltiger Schritt wäre. Aber ist vor allem eine kleine Respektbekundung für Richard Muller, der als einer der wenigen ein echter Skeptiker ist. Er hat das volle Maß der Arroganz des Physikers an den Tage gelegt, sich für besser gehalten und die Erderwärmung aus Temperaturmessungen an der Erdoberfläche angezweifelt. Aber dann hat er sich hingesetzt, ein Projekt mitbegründet und die ganze Sache nachgerechnet. Und dazu auch unter anderem von den Koch-Brüdern, den Financiers der Leugner-Agenda, Geld bekommen. Aber dann hat er sich überraschend statt als echter Skeptiker herausgestellt, und im Angesicht der Ergebnisse seine Meinung geändert: Die Erde erwärmt sich, die Temperaturdaten, die andere Gruppen vor ihm ausgerechnet hatten stimmen mit den Ergebnissen seiner Gruppe prächtig überein.
Damals, als ich sein Buch besprach, war mir sein Klimawandelskeptizismus gar nicht so stark unangenehm aufgefallen, Georg schon. Sein Projekt, Berkeley Earth, versammelte unter anderem auch den frischen Nobelpreisträger Saul Perlmutter und Judith Curry, die sich mit gewaltigen Aussagen gegen die Klimaforschung, aber ganz wenigen Belegen dafür (zurecht) sehr unbeliebt gemacht hat. Den Hauptteil der wissenschaftlichen Arbeit hat Robert Rohde erledigt.
Berkeley Earth brüstet sich damit, als erste alle Temperatur-Messstationen einbezogen zu haben, um einen Auswahl-Bias zu vermeiden. Ob das jetzt eine gewaltige Neuerung ist, oder tatsächlich etwas ausmacht kann ich nicht beurteilen; und Mullers Arroganz des Physikers scheint nicht verschwunden zu sein wenn man seine Aussagen liest. Aber zugute halten muss man Berkeley Earth, dass sie eine schöne Seite aufgesetzt haben, auf der man nicht nur die Daten, sondern auch die Software zur Auswertung und die eingereichten vier Paper ansehen kann. Außerdem fasst dieses Video die Ergebnisse zusammen:
In der Zusammenfassung hat man gefunden, dass der “urban heat island”-Effekt sehr klein ist, dass nur in der Übersicht aller Stationen das globale Bild entsteht, da einzelne Stationen alle möglichen Einflüssen unterlegen sein können die lokal die Interpretation erschweren. Profileugner Anthony Watts hatte Temperaturstationen in den USA bewertet. Berkely Earth konnte aber (wieder mal) zeigen, dass als schlecht eingestufte Stationen den gleichen Erwärmungstrend zeigen. Watts selbst zweifelt die Berkeley Earth-Ergebnisse natürlich an, dafür wird er ja schließlich bezahlt. Muller wird dann jetzt mal feststellen, wie es auf der anderen Seite aussieht. Oder, wie es auf der einen, existierenden, echten Seite aussieht. Wenn man mit Daten, Analysen und echter Arbeit nichts ausrichtet, weil Lügner lügen und Betrüger betrügen.
Lässt sich zusammenfassend schreiben: Es ist nett, dass ein echter Skeptiker im Angesicht seiner Nachprüfung seine Meinung geändert hat. Mehr aber auch nicht. Reproduzierung ist immer gut, aber die Selbstdarstellungs-Show durch Muller jetzt braucht es nicht. Noch ist es gut, da es vielleicht ein paar Zweifler überzeugt. Aber was passiert wenn Muller weitergehende Fragen gestellt werden. Gilt er jetzt plötzlich als Autorität, nur weil er etwas hat nachrechnen lassen? Muller ist und bleibt kein Klimawissenschaftler. Fein, dass jemand unabhängig bestätigt hat dass diese richtig arbeiten, aber ehrlich gesagt ist dieser letzte Satz des Editorials schon wieder ein Schlag unter die Gürtellinie:
Global warming is real. Perhaps our results will help cool this portion of the climate debate. How much of the warming is due to humans and what will be the likely effects? We made no independent assessment of that.
Herrgott, wie schwierig wäre es denn zu sagen: “Für die Wissenschaftler, deren Ergebnisse hervorragend gestimmt haben, ist es ein alter Hut, dass der Mensch die Hauptursache ist. Daher wird das schon stimmen, ich möchte es aber trotzdem einmal gerne transparent nachvollziehbar überprüfen, weil Reproduktion immer gut ist.”. Das gehört auch zum guten Skeptiker oder zur guten Skeptikerin, dass er/sie in Ermangelung ordentlicher Gegenbeweise den Stand der Wissenschaft kommuniziert.
Bleibt nur noch die Frage: Wer hilft den Science Busters, ein Klimaprojekt aufzusetzen?
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