Im vermutlich letzten Akt um die nicht-so-ganz-überlichtschnellen Neutrinos am OPERA-Experiment in Gran Sasso, Italien, sind Dario Auterio als Korrdinator der Physik und Sprecher Antonio Ereditato am 29. März zurückgetreten, nachdem die Versammlung der Leiter der verschiedenen Gruppen ihnen das Vertrauen entzogen hat.
Die Erklärung scheint einigermaßen das zu bestätigen, über was ich mich bereits mehrmals geärgert habe: Dass man auch intern sehr unzufrieden war mit der Art und Weise, wie die vorläufigen Ergebnisse veröffentlicht wurden: Zu schnell und mit zu wenig qualifizierender Kommunikation.
Some collaboration members believe that the results, when first announced at a symposium at CERN on 23 September 2011, should have been presented more clearly as preliminary. They are also unhappy that more experimental checks weren’t carried out before the announcement.
Die Abstimmung ging 16:13 aus, mit zusätzlichen Enthaltungen, was nicht genug war um die beiden rauszuwerfen, aber sie zogen die Konsequenzen und traten freiwillig zurück.
Ich sehe das als logischen und richtigen Schritt. Die Aufgabe der Führung ist es, dass die Integrität der Resultate richtig wiedergegeben wird. Dass eine solche Bekanntgabe Wellen schlagen kann, die sofort unkontrollierbar werden, muss man einfach vorhersehen und mit aller möglicher Vorsicht vorgehen. Dies war hier nicht der Fall. Eine Pressekonferenz wurde bekannt, bevor das Paper öffentlich einsehbar war, und selbst nach der Pressekonferenz dauerte es noch lange, bis es endlich verfügbar war. In Interviews konnte man Dinge lesen wie “Wir haben alles technisch mögliche ausgeschlossen.”
Aber das hatte man nicht, denn letztendlich war ein “nur” ein fehlerhaftes Kabel.
Der Kern der Sache ist aber nicht, dass dies nicht rechtzeitig entdeckt wurde, sondern dass sich die Projektleitung nicht vor die Mitforscher_innen stellen konnte und sagen: Schaut, wir haben das durchdacht und von Anfang an dies und dies getan um zu standhaft zu sagen: Vermutlich ist alles nur ein technisches Ding irgendwo, denn die Physik ist viel viel robuster. Der Entzug des Vertrauens bestätigt das, soweit man das im Rahmen der sicherlich auch vor sich gehenden politischen Dimension beurteilen kann.
Denn letztendlich ist der Rücktritt auch ein Schritt um wieder die Hauptaufgabe der Long-Baseline-Neutrinoexperimente in den Vordergrund zu rücken: Die Oszillationen von Neutrinotypen genauer zu untersuchen. Und wenn die Aufmerksamkeit, die den Neutrinos jetzt zugute kam, wenigstens zu einem Prozent zur echten, guten Physik gelenkt werden kann, ist das ja auch schon etwas.
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