Der Umgang mit Trollen ist schwierig, und wird in Abhängigkeit von vielen Faktoren schwieriger. Wenn wir eine Blogsoftware haben die nicht bereits mehrere Kriege gesehen hat und wenn ich nicht in einer anderen Zeitzone wäre, würde ich knallhart sagen: Hart moderieren und rauswerfen ist die einzige Methode. Nur ist das eben nicht gegeben, und allzu oft muss es da eben heißen: Don’t Feed the Trolls. Und dann hoffen. Das ist sicher nicht falsch: Aufmerksamkeit schenken ist falsch und animiert die Trolle nur zum Einmisten.
Aber abgesehen davon, dass es eben gegen hartnäckige Kandidaten nicht hilft, dass es die meisten Kommentatoren abschrecken wird, und dass es generell nur schlecht umsetzbar ist, ist es eine Aussage aus einer privilegierten Position. Es ist die Position, in der man nicht selbst betroffen ist, oder die Position desjenigen oder derjenigen, die wenig durch solche Kommentare getroffen wird. Im Grunde ist es nichts viel anderes als “Stell dich nicht so an”. Und das ist immer ein Zeichen, dass jemand nicht zuhört, und das ist immer schlecht.
Nochmal, ich sage nicht dass der Hinweis darauf, dass man Trolle nicht motivieren soll, schlecht ist. Aber er greift zu kurz, und weist Verantwortung für die Gemeinschaft der Kommentatoren oder für das Wohlergehen des Autors/der Autorin von sich.
Denn das ist der Punkt: Ein Autor kann üble Kommentare nicht einfach auf sich sitzen lassen, sondern wird davon mürbe gemacht. Oder fängt erst gar nicht an, zu schreiben. Schade, ich würde seine Stimme gerne hören. Kann ein dickes Fell wirklich eine Voraussetzung sein, ein Blog zu schreiben? In diesem Licht, ist die Aufforderung “Leg dir doch ein dickes Fell zu!” nicht unverschämt?
Oder wie steht es um Autorinnen? Warum wohl gibt es weniger Wissenschaftsblogerinnen? Wie sieht es um das “dicke Fell” aus, wenn das noch tagtäglich mit der großen Sexismusschaufel betatscht wird? Was passiert, wenn eine Frau es einmal wagt den Mund gegen Sexismus aufzumachen? Was ist z.B. mit diesem Artikel? Wie muss das sein, als Antwort feministische Artikel stetig Ströme von Vergewaltigungswünschen zu bekommen? In welchem Licht steht dann ein – einzeln gesehen harmloser – Trollkommentar da? Ich kann es mir nicht vorstellen. Ich meine, mir hat solch geistige Kernschmelze wie im deutschen Brightsblog schon fast gereicht. Ich hab kein dickes Fell, sicher nicht. Muss ich deswegen die Klappe halten?
Nein, wiederum, die Antwort auf Trolle kann nur strenge Moderation sein. Wenn das explizit nicht möglich ist, muss die Gemeinschaft es wenigstens implizit machen. Das ist sowieso besser: Wenn es klar ist, dass sexistisches, xenophobes oder einfach unangebrachtes Verhalten laut angeklagt werden muss. Wer das nicht tut, lässt einfach nur sein Privileg heraushängen, nicht unmittelbar getroffen zu sein.
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