Es gibt ja nun wahrlich genug Irrsinn aufzuzeigen in den USA; und da haben wir es hier in Kalifornien noch ganz gut, und außerdem können wir immer auf die Südstaaten verweisen, da wird garantiert irgendwo immer ein dickes Ding ausgebrütet. So wie gerade in Florida.
Wie The Atlantic berichtet, ist dort gerade eine Kommission dabei, letzte Hand an einen Gesetzesvorschlag anzulegen. Das Gesetz soll erlauben, dass Studiengebühren an den Universitäten teilweise einzufrieren. Dazu sollte man jetzt wissen, dass Studiengebühren in den USA richtig weh tun, und ständig steigen weil öffentliche Mittel fehlen. Da kann man sich so richtig toll verschulden, um einen schälen Bachelor oder gar Master einzusammeln. Klingt also zunächst mal gut, wenn da wenigstens keine Erhöhung ansteht. Nur: Der Vorschlag sieht vor, nur bei wirtschaftlich besonders aussichtsreichen Fächer, wie den MINT-Fächern, die Hand nicht weiter aufzuhalten. Wer aber so extravagant ist und Literatur studieren möchte, oder Gender Studies, der oder die wird die Studiengebührenerhöhungen mitmachen müssen.
Jetzt nennt der Artikel einige gute Gegenargumente.
First, you need to take it on faith that the government is capable of divining which majors are going to be the most marketable year after year. Second, you need to believe that there are a large number of talented undergrads who could hack it in these subjects, but are choosing easier majors instead.
Es wäre also zum Gelingen des Planes, zum Wohle der Wirtschaft in Florida, erforderlich dass der Staat tatsächlich vorhersagen kann wo denn später die Stellen fehlen. Das aber ist längst nicht so einfach. Weiter setzt es auch voraus, dass im Moment Studenten und Studentinnen andere Fächer wählen, weil sie einfacher sind, obwohl sie doch etwas technisches studieren könnten. Auch sehr fragwürdig – im Gegenteil könnte man erwarten dass Studierende aus Kostengründen Fächer beginnen, die ihnen nicht wirklich liegen und daran scheitern, sei es aus mangelnder Motivation oder Begabung (vor allem im Bundesstaat der USA mit der schlechtesten Mathe-Vorbildung aus der Schulzeit).
Aber der Artikel verschweigt den Stein meines Anstoßes. Es ist nicht, dass die Ursache dass niemand aus technischen Studiengängen dort arbeiten möchte vielleicht daran liegt, dass Florida hauptsächlich von weißen Renter_innen und Rassist_innen bevölkert wird (oft in Personalunion). Nein, den Hauptpunkt fasst Dale Brill, Leiter der Kommission, schön zusammen:
Brill sees it otherwise. First, he said, tax dollars are scarce, and the public deserves the best possible return from its investment in education.
Steuergeld ist rar (klar, versackt alles im Militär), deswegen verdient die Öffentlichkeit den bestmöglichen Profit aus der Investition zu schlagen.
Und das ist der Kern – in einem der reichsten Länder der Welt sind alle Ideale von Bildung und Interesse verschwunden. Steuergelder sind eine Investition, und Universitäten nur noch die Fabriken, um aus dem oder der Studierenden den größtmöglichen Profit zu schlagen.
Und wenn ich jetzt nicht so tue, als ob es in Kalifornien viel besser wäre, tut ihr nicht so als wäre Deutschland weit davon entfernt…
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