Man muss auf diesem Blog nicht zwischen den Zeilen lesen: ich bin ein großer Fan von Wissenschaftskommunikation und kommunizierenden Wissenschaftler*innen – ich sehe mich selbst als jemand aus der letzten Kategorie. Ich war in den letzten Jahren immer mal wieder auf dem Forum Wissenschaftskommunikation zu Gast, dass manchmal als “Klassentreffen der institutionalisierten Wissenschaftskommunikator*innen” gesehen wird. Dort habe ich, unter anderem, im Jahre 2015 mal eine Session gemacht unter dem Titel “Der kommunizierende Wissenschaftler – das unbekannte Wesen”, die man hier auch nachhören kann. Auf dem Forum Wissenschaftskommunikation (kurz FWK) und in dessen Umfeld hört man immer wieder, dass eigentlich viel zu wenig Wissenschaftler*innen dieses Forum besuchen, und das unterschiedliche Stimmen und Auffassungen der aktiven Wissenschaftler*innen fehlen. Sowohl aus den Reihen der FWK-Finanzierer, wie Stifterverband und Deutsche Forschungsgesellschaft (DFG) hört man dies, aber auch von vielen institutionalisierten Wissenschaftskommunikator*innen, Wissenschaftsjournalisten und anderen.
Wenn man die Ohren spitzt, hört man die oben genannte Forderung schon eine ganze Weile, nicht unbedingt als ersten, wichtigen Punkt, aber – nach meinem Gefühl – beständig und immer wieder. Aber es hat sich nicht wirklich viel getan, was das Thema “mehr Wissenschaftler*innen auf dem FWK” an geht. Dazu hatte ich eine Idee, schon vor einer Weile, und ich habe sie versucht beim FWK 2016 umzusetzen. Aufgrund von Zeitknappheit hat das leider nicht geklappt. Der Versuch sie beim kommenden FWK 2017 in Braunschweig umzusetzen, dass übrigens am 27.11.2017 bis 29.11.2017 statt finden wird, hat leider auch nicht geklappt. Wegen Zeitmangel auf meiner Seite und wegen Mittelknappheit beim Veranstalter. Da ich diese Idee aber für eine gute halte, will ich, ganz im Sinne von open sciene, sie einfach mal hier umreißen und darauf hoffen, dass dies Anstöße in der Wissenschaftskommunikations-Community geben kann. Feedback ist auch herzlich willkommen, entweder hier in den Kommentaren oder direkt an mich unter andre.lampe{ät]fu-berlin.de.
Die Wissenschaftskommunikationspat*innen
Ich habe mir die Chaospat*innen und Podcast Pat*innen zum Vorbild genommen, denn ich finde die jeweiligen Konzepte sehr gut und der Erfolg gibt ihnen recht. Meine Idee für das FWK war es, Wissenschaftler*innen in der Stadt anzusprechen, in der das FWK statt findet, und einzuladen einen Tag auf das Forum zu kommen. Diese Forschenden hätten Orientierung und Ansprechpartner an die Hand bekommen. Morgens ein kleiner Workshop, lediglich 15 Minuten, in denen es so etwas wie ein “Vokabelheft” gibt, ein bisschen Einordnungshilfe, was denn im Kontext des FWK Begriffe wie “Wissenschaftskommunikation” bedeuten sollen, und was es bei den Begriff allein schon Schwierigkeiten in der Definition gibt, nur um ein Beispiel zu nennen. Ein bisschen Hilfe eben, dass man Diskussionen besser einordnen kann, wenn man als Wissenschaftler*in in eine Session auf dem FWK wandert. Damals, als ich mit Wissenschaftskommunikation als Promotionsstudent angefangen habe, hätte ich mir des öfteren genau so eine Orientierung gewünscht.
Aber meine Idee umfasste nicht nur diesen einen kleinen Workshop am morgen, es sollte auch den ganzen Tag über Ansprechpartner*innen geben: die Pat*innen. An einem festen Ort sollte jede/r eingeladene Wissenschaftler*in zur jeder Zeit jemanden finden können um über das gesehene und gehörte zu reden, eine Pause zu machen und Fragen zu stellen, einen ganzen Konferenztag des FWK lang. Dieses Angebot wäre vollkommen freiwillig, es würde keine Verpflichtung bestehen in den Pausen zu den Pat*innen zu kommen – ich glaube aber das so ein Angebot hilfreich wäre und sicher auch angenommen würde. Am Abend war dann noch ein gemeinsames Treffen und eine Feedbackrunde geplant und im Nachgang der Konferenz noch ein Fragebogen um noch mehr Feedback einzusammeln. Ich wollte diese Idee als Pilotprojekt verstanden wissen, da das FWK jedes Jahr in einer anderen Stadt zu Gast ist, würden so immer verschiedene Wissenschaftler*innen zum FWK kommen – und hoffentlich bei Diskussionen und Fragerunden die Sicht der Forschenden beisteuern und sich selbst mehr für die Wissenschaftskommunikation interessieren.
OK. Und warum ist das noch nicht passiert?
Ich habe mich bemüht, dass diese Idee auf einem FWK umgesetzt wird, aber es hat bisher nicht geklappt. Ich mache weder den Organisatoren in der jeweiligen Stadt noch dem Team von Wissenschaft im Dialog einen Vorwurf daraus. Ich schreibe diesen Text nicht aus Frustration, sondern ich fasse mir hier, ganz öffentlich, an die eigene Nase. Ich predige immer wieder open science und open access – also muss ich mich auch daran messen lassen. Dementsprechend wollte ich die Idee der Wissenschaftskommunikationspat*innen öffentlich machen. Vielleicht nimmt jemand diese Idee auf, vielleicht schreibt mich jemand deswegen an, vielleicht klappt es auf dem FWK 2018 mit den Wissenschaftskommunikationspat*innen – nur weil ich die Idee jetzt “veröffentlicht” habe, heißt das ja nicht, dass ich es nicht weiter versuchen werde! Das ist ja das tolle an open science: Nur weil man es öffentlich macht, ist es ja nicht plötzlich weg 😉
Eine Bitte
Ich möchte einen Denkprozess anstoßen, aber ich bitte auch um Feedback. Egal ob euch das Thema betrifft oder nicht, teilt mir bitte eure Meinungen und Gedanken dazu mit. Hab ich etwas wichtiges vergessen? Habe ich einen bösen Schnitzer in meinem Konzept? Wären Wissenschaftler*innen auf dem Forum WissKomm überhaupt richtig? Fragt ihr euch warum Wissenschaftler überhaupt kommunizieren sollen? Ich würde das gerne von euch hören und lesen. Bitte seid beim kommentieren höflich zueinander. Es schmerzt mich etwas diesen letzten Satz dazu schreiben zu müssen. Ich werde die Kommentare aufmerksam moderieren und auch kommentieren.
Ich verstehe mich selbst als kommunizierenden Wissenschaftler, der sich auch immer wieder Gedanken zu neuen Formaten macht – eins davon findet sich unter ploetzlichwissen.de, dass ich jedem Leser hier einmal aufrichtig ans Herz legen möchte. Herzlichen Dank fürs lesen!
UPDATE, zur Klarstellung: Mein Vorschlag bezieht sich vor allem darauf, dass ich es wünschenswert finde, wenn mehr Wissenschaftler*innen das FWK besuchen würden, weil diese Stimmen und Sichtweisen meiner Meinung nach wichtig dafür sind. Das dies nicht dazu führt Wissenschaftskommunikation in der Breite in die Wissenschaft zu bringen, ist mir durchaus klar und das es dafür andere Ansätze geben muss. Da ich selbst Wissenschaftler bin, selbst allgemeines Interesse an der WissKomm habe und quasi unbedarf vor einigen Jahren auf das FWK stolpert, führte mich zu dieser Idee, den Einstieg leichter zu machen. Ich kenne einige Wissenschaftler*innen die Interesse hätten, nur fehlt etwas Einstiegshilfe und auch Geld. Ich habe des öfteren die Rückmeldung bekommen, dass die jeweilige Uni bzw. Arbeitsgruppe nicht für Kosten für das FWK aufkommt – daher die Idee mit der Einladung für einen Tag.
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