Sind Tiere die besseren Meteorologen? Seit Menschengedenken wird jedenfalls versucht, das Wetter durch genau Beobachtung der Tierwelt vorherzusagen. Der auf seiner kleinen Leiter sitzende Wetterfrosch ist sprichwörtlich geworden, aber auch anderen Tieren wird ein feines Gespür für kommende Wetterverhältnisse attestiert. Schwalben beispielsweise. Das Problem: einer empirischen Überprüfung hält die Bauernregel nicht stand. Im Gegenteil: die Flughöhe der Schwalben ist ganz anders, als es das Sprichwort vermuten läßt.
Aber kurz der Reihe nach: die Schwalben, die übrigens zur Familie der Sperlingsvögel gehören, sind gleich mehrmals in Wetterregeln bedacht. Eine davon ist richtig, die andere hat sich nun durch eine Beobachtungsstudie von Ornithologen als falsch herausgestellt.
Mehrere Schwalben machen doch den Sommer
Jedes Kind kennt das Sprichwort, wonach eine Schwalbe noch keinen Sommer macht. Und das ist vollkommen richtig, denn die Rückkehr der Schwalben aus ihrem Winterquartier vollzieht sich nicht schubweise, sondern als langer Prozeß. Die ersten Schwalben kehren meist schon Anfang bis Mitte Februar an ihre Brutplätze zurück. Die Rede vom Sommer ist da sicher nicht angebracht. In den folgenden Wochen werden es natürlich immer mehr. Und dann rund um den 25. März (Marienverkündigung) sind die Schwalben in nennenswerter Anzahl wieder bei uns anzutreffen.
Es läßt sich also durchaus sagen, daß zwar eine Schwalbe noch keinen Sommer macht, mehrere Schwalben aber sehr wohl.
Was sagen uns hochfliegende oder tieffliegende Schwalben?
Die andere prominente Wetterregel, die die Flughöhe der Schwalben berücksichtigt, ist aber definitiv falsch, wie nun eine kleine Studie zeigt. Die Regel lautet sinngemäß:
“Fliegt die Schwalbe hoch, wird das Wetter schöner noch, fliegt die Schwalbe nieder, kommt grobes Wetter wieder”
Das ist allerdings Blödsinn. Auch wenn für die oben ausgeführte Bauernregel hübsche (und durchaus plausible) Erklärungen kursieren. Hintergrund ist der Umstand, daß Schwalben Insektenjäger sind, die sie im Flug erbeuten. Nun ist es schlicht so, daß bei sonnigem Wetter die warme Luft aufsteigt und mit ihr auch kleinere Insekten. Das – so die konventionelle Erklärung – sei der Grund, weshalb die Schwalben bei gutem Wetter in der Höhe zu sehen seien.
Im Prinzip seien es also die Insekten, die das Wetter “anzeigen”. Denn wenn die Luft feuchter und der Wind stärker werde, dann fliegen die Insekten wieder niedriger und werden von den Schwalben verfolgt.
Die Bauernregel widerspricht der Beobachtung der Ornithologen
Peter Biedermann von der Universität Bern und Martin Kärcher von der University of Sheffield haben jetzt aber schlechte Nachrichten für die Liebhaber dieser einleuchtenden Bauernregel. Sie haben nämlich das Flugverhalten und die Flughöhen von Rauch- und Mehlschwalben analysiert (dabei deren Flughöhen recht genau anhand von Luft- bzw. Wetterballons abgeschätzt).
Rauch- und Mehlschwalben sind die häufisten Schwalbenarten und im Ergebnis stellten Biedermann und Kärcher fest: die Flughöhe hängt sehr stark von zufälligen Faktoren ab (je nachdem, wo Insektenschwärme auftreten) und ist von der Schwalbenart abhängig. Denn: während Mehlschwalben sehr häufig in Höhen von 30-40 Metern umherfliegen, sind die Rauchschwalben überwiegend in niedrigen Höhen unterwegs. Und insgesamt kommen sie zum Ergebnis:
“Unsere Ergebnisse zeigten, dass beide Arten bei schlechtem Wetter in größerer Höhe flogen als bei Schönwetter.”
Ein ernüchterndes Fazit für alle Schwalben-Wettervorhersagefans. Aber ich finde es ja jedesmal schön, wenn Vorurteile auf diese Weise zurechtgerückt werden. Nun bin ich nur noch gespannt, wie lange es dauert, bis die olle Regel mit dem Federvieh und dem Mist entzaubert wird. 😉
- Science ORF: Schwalben als Wetterpropheten ungeeignet
- Die Studie erscheint in Egretta, der wissenschaftlichen Zeitschrift von BirdLife Österreich.
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