Letztlich sind die Unterschiede zwischen der Wissenschaft und dem Formel-1-Zirkus nur marginal. In beiden Fällen ist ein ganzes Team daran beteiligt, um möglichst schnell, möglichst effizient das Ziel zu erreichen. Und am Ende zählt der Platz auf dem Siegerpodest.
Der Platz ganz oben auf dem Treppchen ist freilich begrenzt; da trifft es sich gut, daß es das Universitäts-Ranking des CHE gibt. Das produziert – wie man lesen kann – eigentlich ausschließlich Gewinner.
Man könnte eine ganze Artikelserie verfassen, in der man die einzelnen Aspekte darstellt, die das Wissenschaftssystem als Wettbewerbssystem kennzeichnen. Da gibt es den Wettlauf der Forscher untereinander: ganz egal ob es um die Publikation von Papers in den relevanten Journals geht oder um die Konkurrenz um Mitarbeiterstellen oder Professuren.
Höher, schneller, weiter…?
Ganz ähnlich geht es zwischen einzelnen Forscherteams oder Instituten zu, die beispielsweise um Forschungsgelder konkurrieren oder eben versuchen als Erster das Ziel zu erreichen (etwa den Nachweis des Higgs-Boson, um den das europäische LHC und das Fermilab in den USA wetteifern).
Und ganz genauso stehen die Universitäten in Konkurrenz zu einander. In Konkurrenz um die motiviertesten Studenten, um die besten Dozenten oder wenn es mal wieder um das Prädikat einer Exzellenzuniversität geht.
Klar ist: wenn es einen Wettbewerb gibt, so gibt es am Ende Sieger und Verlierer. Umso erfreulicher ist da das heute erschienene Universitäts-Ranking, das seit 1998 vom CHE (Centrum für Hochschulentwicklung) erstellt und in Kooperation mit der ZEIT veröffentlicht wird.
Das CHE-Ranking
Die Untersuchung ist die größte ihrer Art im deutschsprachigen Raum. Es werden etwa 300 Universitäten und Fachhochschulen in Deutschland, sowie in Österreich, Schweiz und den Niederlanden bewertet. Die Kriterien reichen von Forschungsreputation der Hochschule im jeweiligen Fach über die Bibliotheksausstattung bis zur Betreuungssituation.
Aktuell gab es eine Neuauflage des Rankings für die Fächer: Medizin, Zahnmedizin, Pharmazie, Pflege, Biologie, Chemie, Physik, Geowissenschaften, Geografie, Mathematik, Informatik und Sportwissenschaften.
Festtag für die Universitäts-Presseabteilungen: Das CHE-Ranking bescheinigt allen Unis fabelhafte Leistungen. Irgendwo. Man muß nur genau hinschauen…
Und die Ergebnisse haben offenbar in dutzenden Universitäten für Jubel gesorgt; wobei: vermutlich waren es eher die Mitarbeiter der universitätseigenen Pressestellen, die über alle Maßen begeistert waren. Denn aus den ziemlich wachsweichen Ergebnissen des CHE-Rankings läßt sich – wenn man sich Mühe gibt – immer ein positives Ergebnis für die eigene Hochschule ableiten.
Gestern und heute habe ich dutzende Pressemitteilungen erhalten, in denen sich die akademischen PR-Profis kaum mehr einkriegen vor lauter Freude. Von Spitzenpositionen im CHE-Ranking ist die Rede oder daß man erneut seine Exzellenz bescheinigt bekommen habe.
Sollte man sich gerade für ein Studium und eine bestimmte Uni entscheiden müssen, so lohnt sicher ein Blick in das CHE-Ranking. Insgesamt erscheint es mir aber eher als Steilvorlage für eifrige Mitarbeiter der Universitäts-Pressestellen.
Oder anders formuliert: So schlecht kann eine Uni gar nicht sein, als daß man aus dem CHE-Ranking nicht doch eine Erfolgsmeldung basteln könnte.
Beweise gefällig?
So ist das. Bei allen anderen deutschen Unis, die nicht oben aufgeführt sind, hatte die Pressestelle heute vermutlich Betriebsausflug.
So müssen Studien sein: alle Beteiligten können irgendein positives Ergebnis rauslesen und in die Welt posaunen. Überall Gewinner. Schön.
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