Eigentlich ist das ja eine verrückte Idee: da forschen Wissenschaftler monate- und jahrelang in ihren Labors und dann sollen sie ihre Arbeit innerhalb von wenigen Minuten einem fachfremden Publikum näherbringen. Daß das gelingen kann, beweist der Wettbewerb Famelab, der dieses Jahr wieder viele junge Talente der Wissenschaftskommunikation anlockt. Morgen findet das österreichische Finale in Wien statt.

Es ist kein Geheimnis, daß mir diese etwas unkonventionellen Formate der Wissenschaftskommunikation sympathisch sind. Wissenschaftler verlassen ihr angestammtes Revier und präsentieren ihre Themen in Kneipen, Bars oder an anderen ungewöhnlichen Orten. Es muß ja nicht immer die Fachkonferenz sein. In München hat beispielsweise die NerdNite innerhalb weniger Monate schon eine stattliche Fangemeinde erobert. Und die ScienceSlams haben nicht nur in Braunschweig einen tollen Erfolg. 

FameLab: Zum vierten Mal in Österreich

Ganz ähnlich funktioniert FameLab, wobei bei diesem Wettbewerb, dessen Idee 2005 in Großbritannien entstanden ist, die Regeln relativ strikt sind. Bei den Vorentscheidungen stehen den Kandidaten nur jweils 3 Minuten zur Verfügung, um einen kurzen, komprimierten Vortrag zu halten. Im Finale hat man dann 5 Minuten Zeit, um sein Publikum zu begeistern.

Vor zwei Wochen fand in Innsbruck eine der österreichischen Vorentscheidungen statt. Wie schon letztes Jahr war ich Mitglied der Jury und hatte die schwierige Aufgabe, die einzelnen Präsentationen zu bewerten. Und wir haben uns wirklich gequält. Denn die Vorträge waren wirklich sehr, sehr gut. Klar, witzig, interessant. Wer es schafft innerhalb von 3 Minuten einen kleinen Einblick in die tägliche Arbeit des Forschers zu geben, der hat ja schon allein dafür einen kleinen Orden verdient. 

Talente der Wissenschaftskommunikation gibt es in Österreich genug.

Nach diesem Eindruck von Innsbruck kann ich jedenfalls nur feststellen, daß sich Österreichs Wissenschaft im Prinzip keine Sorgen machen muß. Talente, die wissenschaftliche Sachverhalte vermitteln können, gibt es. Da müssen jetzt nur die Rahmenbedingungen für die Forschung(sfinanzierung) stimmen.

Und die Themenvielfalt war auch sehr beeindruckend. Da gab es Vorträge zur Astrophysik und zum LHC. Beides von Markus Haider, der aber trotz seines beeindruckenden T-Shirts (das er natürlich in seinen Vortrag einbaute) nichts bis ins Finale kam.

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Und auch die Soziologie war vertreten. Andreas Aschaber (Photo rechts mit Hut) von der Uni Innsbruck legte sich mächtig ins Zeug, um dem Publikum näherzubringen, daß jede Technologie (sei sie auch noch so raffiniert) letztlich unter konkreten sozialen (Umwelt-)Bedingungen eingesetzt werden muß.

i-bfb6cd91c7e2fd56392ee3506501fbe4-IMG_0418_II.jpgUnd daß eben bspw. die kulturellen und sozialen Faktoren bei der Implementation von Technik in Drittwelt-Ländern entscheidend sind. Das klingt jetzt in diesen zwei Sätzen vermutlich etwas verschwurbelt, in seinen beiden Kurzvorträgen illustrierte Andreas Aschaber diesen Zusammenhang allerdings sehr anschaulich am konkreten Beispiel des Einsatzes von Biogas in Burkina Faso. Denn hier gilt es natürlich sowohl die traditonellen Ess- und Zubereitungsgewohnheiten genauso zu berücksichtigen, wie der Stammesälteste und seine Position mit einzubeziehen ist. Die Präsentationen von Andreas (der zu diesem Thema Feldforschung betreibt und promoviert) kamen jedenfalls sehr gut an – und doch reichte es letztlich nicht bis ins Finale.

Morgen in Wien werden folgende Tiroler Kandidaten mit dabei sein: Philip Handle ist (durchaus naheliegend in Innsbruck, wenn man ständig einen Blick auf verschneite Gipfel hat) ein richtiger Eisexperte. Er erzählte dem Publikum, daß es in der Natur im Prinzip nur genau eine Eisvariante (Eis 1) gibt. Im Labor konnte man (u.a. durch Variation der Druckverhältnisse) aber inzwischen 16 verschiedene Eissorten produzieren. (Wir sprechen nicht von Schokolade oder Pfirsich Melba!)

Genauso sympathisch und kompetent war Ruth Greußing. Sie forscht zu Hautalterungsprozessen und hier im Video wird deutlich, was ihre Stärke ist: Klarheit. Ist doch wirklich superverständlich, oder?

Ich bin jedenfalls sehr gespannt, wer morgen in Wien das Rennen macht. (Außerdem ist aus Innsbruck die Zellbiologin Cornelia Thöni mit dabei.)

Philip und Ruth haben in meinen Augen sehr gute Chancen. Allen österreichischen ScienceBlogs-Fans, die morgen abend noch nichts vorhaben, sei das Finale empfohlen. Es findet ab 18Uhr im Technischen Museum statt. (Kartenreservierung empfohlen!) Ich werde auf alle Fälle da sein.

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