Physiker sind ganz verrückt nach leckeren Honig-broten und Chemiker hangeln sich wie Tarzan durch den Dschungel. Das sind zwei der Erkenntnisse, die das österreichische Famelab-Finale 2010 bereithielt. Aber natürlich lernte das Publikum im Festsaal des Technischen Museums in Wien noch viel mehr: daß man mit einer Wasserflasche, einem Streichholz und geeigneten Druckbedingungen auf der Bühne Wolken erzeugen kann zum Beispiel. Und natürlich konnte man lernen, daß Wissenschaft nicht langweilig ist, sondern sehr kreativ und humorvoll vermittelt werden kann.
Insgesamt zehn junge Wissenschaftler hatten sich in den Vorentscheidungen für das Finale des Famelab-Wettbewerbs qualifiziert. Jeweils fünf Minuten hatten die Kandidaten Zeit, um ein wissenschaftliches Thema – idealerweise ihre eigene Forschung – zu präsentieren. Und das ist tatsächlich gelungen. Ohne Powerpoint-Folien, die im Hintergrund flimmern und Sicherheit geben, ohne Fachkauderwelsch, bei dem ein Laienpublikum schon allein durch das Fachvokabular abgeschreckt wird. Kurz, verständlich, sympathisch. Das war das Gütezeichen der meisten Präsentationen.
Vortrag mit Knalleffekt: Wie man den Alterungsprozeß bei Mäusen verlangsamt
Ich persönlich fand bspw. den Vortrag von René Anour sehr, sehr gut. (Photo oben rechts.) Er schilderte auf sehr unterhaltsame Weise, wie die Forscher der Funktion des Gens “Klotho” auf die Spur kamen und feststellten, daß (wenigstens bei Mäusen) dieses Gen wesentlich den Alterungsprozeß bestimmt und auch beim Menschen den Phosphatspiegel beeinflußt. René überzeugte mich auf der ganzen Linie, rhetorisch war’s brillant und absolut souverän im Vortrag.
Bei der Jury kamen allerdings andere besser an. Ramona Pinterich (Physik-Doktorandin der Uni Wien) landete mit ihrer Antwort auf die Frage: “Was haben Nanopartikel mit den Wolken zu tun?” auf dem dritten Platz.
Die Jury-Silbermedaille ging nach Innsbruck. Philip Handle (rechts) überzeugte wie schon bei der Vorentscheidung mit einem Kurzvortrag zu amorphem Wasser. Dabei zeigte er den überzeugendsten Körpereinsatz und hangelte sich quasi als Wasser-Tarzan über die Bühne und verkörperte somit ein (flüssiges) Wassermolekül. Seine Begeisterung für seine Forschung (bei der es u.a. darum geht feste Wasserkristalle bei -140°C zum Schmelzen zu bringen) schwappte über. Sehr cool.
Sieger-Präsentation: Die Suche nach dem perfekten Vakuum
Am Ende wurde lediglich eine Präsentation besser bewertet. Und Wolfgang Steurer, Post-Doc am physikalischen Institut der Uni Graz, war auch wirklich gut. Er benötigte nichts außer einem Honigbrot, um mit dessen Hilfe die Sehnsucht der (Oberflächen-)Physiker nach dem “perfekten Vakuum” zu illustrieren. Man hätte sehr gerne viel länger als nur fünf Minuten zugehört, als Wolfgang von seinem Honigbrot, vom Wiener Ernst-Happel-Fußballstadion, den lästigen Fliegen und der Suche nach dem Nichts erzählte, Wirklich gut. Und Wolfgang war auch einer meiner Favoriten auf den Gesamtsieg.
Das Publikum war übrigens am meisten von einem anderen Vortrag angetan. Den meisten Beifall (und somit den Publikumspreis) bekam Dr. Nora Lawo. Ihr geht es um den Kampf gegen die Reblaus, die (nicht nur) österreichische Reben bedroht. Und solche Forschung ist natürlich immer preisverdächtig.
Hier nochmal alle Sieger mit Beatrix Karl, der Bundesministerin für Wissenschaft und Forschung, die die Preise überreichte.
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