Auch wenn die Meldung schon etwas älter ist, irgendwie hat sie keine Beachtung gefunden:
Auf den Cayman-Inseln wurden Anfang des Jahres Eunuchen ausgesetzt, um Krankheiten wie etwa das Dengue Fieber auszurotten oder zumindest einzugrenzen. Die Männer waren steril und konnten so zwar die einheimischen Weibchen begatten, brachten durch die vorherige Kastration allerdings keine Nachkommen hervor. Die Mücken (hätte ich die Gattung eher erwähnen sollen?) wurden speziell gezüchtet und genetisch verändert.
Im Zeitraum Mai bis Oktober wurden mehrmals die Woche insgesamt 3 Millionen gentechnisch veränderte Mückenmännchen ausgesetzt.
Und siehe da, die gesamte Mückenpopulation ging in dem Zeitraum um etwa 80% zurück. Was die Firma allerdings nicht verrät, ob dadurch auch die Erkrankungen zurückgegangen sind, was ja das wesentliche Ziel des Versuchs war.
Mögliche Gegenargumente bezüglich des Freisetzens genetisch manipulierte Organismen in die freie Wildbahn, noch dazu in solchen Mengen Massen entgegnet die Uni Firma mit dem Hinweis, dass die Tiere ihre veränderten Gene ja nicht weitergeben können.
NACHTRAG:
Oli hat mich in den Kommentaren darauf hingewiesen, dass die betreffenden Spezies Neozooen sind, also eigentlich fremde Tiere, die hier erst vom Menschen eingeschleppt worden sind. Eine weitere Diskussion, ob und wie eine Vernichtung dieser fremden Tiere das heimische Öko-System stören, ist daher relativ überflüssig. Der Vollständigkeit und wegen den sonst sinnfreien Kommentaren streiche ich meinen falschen Text jetzt nur durch.
Aber was ist mit der Nahrungskette, in der die Mücken ja zweifelsohne eine grundlegende Funktion haben? Verhungern jetzt Vögel, Spinnen etc.? Wenn 80% der Nahrung fehlt, werden die Vögel (mal ganz plakativ übertrieben) weniger Nachkommen hervorbringen. In der kommenden Generation würde dann ein Teil der Fressfeinde fehlen und somit den Mücken wiederum einen Vorteil verschaffen! Also müssen prophylaktisch im kommenden Jahr schon mal mindestens genauso viele frische Eunuchen auf die Inseln losgelassen werden, geschickter Schachzug der Firma.
Oder nutzt ein anderes Tier die frei gewordene Nische aus?
Den Aspekt, gentechnisch veränderte Tiere auf die Natur loszulassen, möchte ich mal außen vor lassen. Alleine die Tatsache, eine Population auf 20% zu reduzieren, die am unteren Ende der Nahrungskette angesiedelt ist, ist schon der Hammer.
Wie auch in dem Artikel erwähnt, sind mir spontan mehrere Beispiele eingefallen, wie eine “Verbesserung”, eine Eingreifen in ein funktionierendes Ökosystem mal ganz derbe nach hinten losgegangen ist. Etwa die Kaninchen und Katzen im Südpazifik, die Kaninchen und Aga-Kröten in Australien etc.
Es würde mich nicht wundern, wenn die Cayman-Inseln demnächst nicht mehr ein Synonym für Schwarzgeld-Konten, sondern für gekippte Ökosysteme werden. Hat eigentlich mal jemand an Bayer gedacht? Wie sollen die denn ihr Autan noch loswerden?
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