Was mich bei den ganzen so genannten Wissenschafts-Sendungen und Magazinen immer ein wenig (meistens mehr) stört, ist die Art und Weise, wie Wissenschaft dargestellt wird. Der Weg, wie dieses Wissen generiert worden ist, bleibt im Dunklen. Nur selten werden zudem Perspektiven gezeigt, wie man dieses Wissen weiter nutzen könnte, in welcher Art und Weise man den Versuch, das Experiment, etwas modifiziert und noch weiter ausbauen könnte.
Wie bei gefühlten 98 Prozent aller Experimentierbücher für Kinder, und 100% der Versuche in der Schule: Nimm A, tue es zu B und C hat gefälligst heraus zu kommen. Sonst warst Du zu blöd und bekommst eine schlechte Note.
Bei Formaten wie Clever wird ein Versuch erläutert, die “Promis” tippen auf eine von 3 möglichen Antworten. Es wird vorgeführt, die Punkte werden verteilt und eine kurze Erklärung schließt das ganze ab. Fertig.

Aber so geht Wissenschaft nicht. Forschung lebt von Fehlern. Von Modifzierungen und Wiederholungen, weil es mal wieder dann doch ganz anders kam, als man vermutet hat. Die erste Theorie wird mit den tatsächlichen Ergebnissen verglichen und angepasst, der nächste Versuch wird mit geänderten Variablen gemacht, eine nie endende Spirale des Erkenntnisgewinns.

Bei diesem im ersten Moment unscheinbar klingenden Versuch hat ein Vater seiner Tochter genau das beigebracht. Wir gucken mal, was Krabben im Winter machen. Wir nehmen ein wenig Futter, packen ein iPhone als Kamera wasserdicht ein und versenken beides im Meer. Dann kommen die Krabben zum Futter, und wir filmen es.


[Spoiler]

Erste Erkenntnis, wir sehen nichts. Da unten ist es dunkel. Dann machen wir eben das Licht vom iPhone an -> 2.Runde
Licht ist nicht angegangen, eine Taucherlampe muss her -> 3.Runde
……
So was sollte viel mehr thematisiert werden. Penicillin ist durch einen Fehler entdeckt worden. Wäre Alexander Flemming aus einer heutigen deutschen Schule entwachsen, Milliarden von Menschen wären gestorben, weil das Antibiotikum in der Mülltonne unter “Misslungenes Experiment” gelandet wäre.

Kommentare (9)

  1. #1 Homer S
    Januar 14, 2012

    Thomas Edison : ““Ich habe 1.000 Versuche gebraucht, um eine Glühbirne zu entwickeln, die wirklich funktioniert. Ob meine 999 Versuche davor Fehlschläge waren? Ich würde sagen, nein. Immerhin habe ich 999 Wege gefunden, wie eine Glühbirne nicht funktioniert.””

  2. #2 rolak
    Januar 15, 2012

    Auch wenn es in der titeligen Formulierung mehr als nur ein wenig angedeutet wird, so geht es in ‘Clever!’ doch um ‘wie geht das’, um das Anhäufen bzw Schaffen von Wissen, was trotz ähnlicher Buchstaben nicht dasselbe ist. Dessen ungeachtet stimme ich der gefühlten Wertung von Lehrbuch und Versuchen an Schule und Universität (Praktika) sofort zu.

    btw: Im Gegensatz zu den vorgeblich suizidalen Tieren und dem D’dorfer Kommissar hat Alexander nur ein einsames ‘m’ 😉

  3. #3 Chris
    Januar 15, 2012

    @rolak
    mit Clever kann ich Dir nicht ganz folgen.

    zu Alexander Fleming
    Danke für den Hinweis, wird korrigiert.

  4. #4 rolak
    Januar 15, 2012

    Trotz aler Sprachspielerei ist ‘Clever!’ nicht einmal nach Eigenanspruch eine Wissenschaftssendung, sondern eine Show um Wissen, so wie z.B. ‘Genial daneben’ auch.

  5. #5 Chris
    Januar 16, 2012

    OK, jetzt hab ich Dich verstanden. Damit taucht direkt das nächste Problem auf, in den Augen vieler Zuschauer ist es das Gleiche. “Was mit Wissenschaft”…

  6. #6 rolak
    Januar 16, 2012

    Tja, das zu ändern finge wohl schon vor dem Kindergarten an, den Menschen zu erklären, daß (nichts dagegen, aber es sind halt nur) Spielereien wie “Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft” trotz aller durchaus hilfreichen Möglichkeiten keine korrekte Sprachanalyse darstellen. Innersprachliche falsche Freunde, sozusagen. ‘Weiß viel’ und ‘ist weise’ wird ja auch gedanken- und insbesondere bedenkenlos gleichgesetzt.
    Aus derselben Ecke dürfte die hier in den blogs recht häufige Gleichsetzung von Wissenschaft und Glauben (W. ist halt auch nur ein G.) stammen, obwohl es doch so einfach sein könnte, den Unterschied zu erklären.

  7. #7 Frank Wappler
    Februar 3, 2012

    Christoph Larssen schrieb (14.01.12 · 21:10 Uhr):
    > Modifzierungen und Wiederholungen […] der nächste Versuch wird mit geänderten Variablen gemacht

    Nein: es sollte Versuch für Versuch um die selben, nachvollziehbaren Größen gehen, und um den Vergleich, wie bzw. ob sich deren Werte änderten.

    Das Variable an einer “Variablen” ist lediglich ihr (jeweiliger) Wert;
    nicht aber ihr Wertebereich oder sonstige Definition.

  8. #8 Chris
    Februar 3, 2012

    @Frank
    Was Du meinst, ist eine reproduzierbare Wiederholung des Versuchs bzw. dessen Ergebnisse. Kein Ergebnis ist wirklich etwas wert, wenn es sich nicht in der gleichen Versuchsanordnung reproduzieren lässt. Aber das ist nur der eine Aspekt.

    Ich meine eine neue Runde, eine Modifizierung des ursprünglichen Versuches, “was passiert wohl, wenn wir das hier jetzt ändern”.

  9. #9 Frank Wappler
    Februar 4, 2012

    Chris schrieb (03.02.12 · 15:15 Uhr):
    > Ich meine […”] das hier jetzt ändern”

    Ich meine, dafür muss man zunächst etwas Bestimmtes haben und auch festhalten.
    (In der Versuchsreihe, die im Artikel beschrieben wurde, z.B. den Begriff “Helligkeit”.)
    Und das sollte viel mehr thematisiert werden.