Dieses Posting schlummert schon lange auf dem Server und wartete auf seine Vollendung. Heute geisterte dann dieser Aufreger durch meine TL. Ein Sysadmin regt sich auf, dass er sein 10 (!) Monate altes Baby nicht mit auf die Cebit nehmen durfte. Anlass genug, dazu meine Meinung kund zu tun (und den alten Teil endlich zu veröffentlichen).
Im Grunde hat er Recht, Kinder sind in Deutschland einfach nichts wert. Soll heißen, es interessiert niemanden.
Fangen wir mal vorne an. Eine Tagesmutter bekommt zB im Ruhrgebiet, abhängig von Stadt und Kommune, für ein Kind, dass sie verpflegt, versorgt und betreut verwahrt, na, was schätzt ihr so?
Irgendwo etwas zwischen 3,50 und 4,50 € von der Stadt bezahlt, pro Kind und Stunde.
Nur so zum Vergleich, der Mindestlohn für Gebäudereiniger (im Osten) liegt bei 6,83 €!
Entsprechend der enormen Nachfrage an Kinderbetreuungsplätzen können die Tagesmütter mehr verlangen, die Differenz müssen die Eltern dann selbst zahlen. Ergo, gescheite Kinderbetreuung kriegt, wer es bezahlen kann.
– Also, Kinder sind weniger wert als ein leerer Mülleimer oder ein sauberes Fenster.
In den meisten Supermärkten gibt es mehr Haustiernahrung als Kindernahrung. Und noch besser:
Die Mehrwertsteuer für Kindernahrung (Brei, Gläschen etc.) liegt bei 19%.
Grundnahrungsmittel werden mit 7% besteuert. Und (Haus-)Tiernahrung? Auch mit 7%!
Nachtrag: Weiterlesen hier und hier, Danke Dierck!
-Also, Kinder sind weniger wert als Haustiere.
Aber es kommt noch besser. Was sieht man auf dem folgenden Bild:
-Hund und leerer Kinderwagen.
-Hund passt vor dem Supermarkt auf den Kinderwagen auf.
-Hund darf echten Boden mit seinen Füßen berühren, bevor er gleich nach Hause gefahren wird,im Hundewagen.
Nachtrag: Auf dem Bild ist ein spezieller Hundewagen
Ja, ich habe keine Haustiere und kann das vermutlich einfach nur nicht nachvollziehen. Aber weiter geht´s in der Liste, warum Deutsche vermutlich einfach keine Lust haben, Kinder zu kriegen:
Der gemeine, gute Bürger klagt gegen Kindergärten, weil das in seinen Augen unzumutbare Lärmbelästigungen seien. Etwa hier, oder hier in Österreich oder hier
Traurig aber wahr, die Klagen haben derart zugenommen, dass es einen besonderen Gesetzesentwurf geben muss, der Geräusch von Kindergärten explizit nicht als Lärm definiert und solche Klagen vom Grunde her abwehren will.
Die Politik kann noch so viele (finanzielle) Anreize schaffen, seine Gene weiter zu verbreiten, wenn an allen Ecken solch eine Stimmung herrscht, bleiben eigene Kinder wirklich ein Luxusgut.
Und, um mal wieder zurück zur Cebit zu kommen: Ich frage mich, in welchem Paralleluniversum er gelebt hat, bis er das zum ersten Mal gemerkt hat. Ach ja,
Ich bin Systemadministrator, hauptberuflich. Seit nun fast 20 Jahren
Es braucht also eigenen Nachwuchs, dass man es merkt. Aber, und da gib ich ihm Recht, Deutschland ist kinderfeindlich, andere Länder sind da wesentlich besser aufgestellt. Kinder haben bei uns dann einen Wert, wenn es ein realer ist, also, wenn die Kaufkraft dahinter steckt, Lillifee, Star-Wars-Sammelkarten etc.
Dann werden sie erst wieder interessant, wenn es um die fehlenden Fachkräfte geht. MINT-ist-interessant Projekte richten sich (zu oft erst) an Schulabgänger, denen eingebläut wird, dass Wissenschaften gar nicht so schlimm sind, wie es ihre Lehrer ihnen 13 Jahre lang erzählt haben… (und damit wäre ich endlich wieder On-Topic)
Aber vielleicht, vielleicht ist bei der Cebit ja ein Vater für die besagten Regeln verantwortlich? Ein Vater, der es keinem (fremden) Kind zumuten möchte, durch Messehallen kutschiert zu werden, voller Lärm und Reizüberflutung.
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