Wenn ein Verlag ein Buch mit Experimenten anbietet, dann bin ich gerne dabei. So auch bei diesem hier:

Ein buntes Titelbild, das viel verspricht. Ein erstes Durchblättern zeigt jedoch, dass es mit der Farbe nicht so weit her ist, ein paar vereinzelte schwarz-weiß Abbildungen versuchen die Bleiwüsten der 160 Seiten aufzulockern.
Aber hey, es kommt auf den Inhalt an!
Im Vorwort erfahre ich, dass ein ähnliches Buch des Autors gibt, welches die geschichtlichen Hintergründe der Kunststoffe behandelt. Das hier sei das Experimentierbuch zum Geschichtsbuch. Coole Idee!
Ziel der Versuche sei es, nur exemplarisch für die ganze Gattung der jeweiligen Sorte zu dienen. Der Leser soll ermutigt werden, sich eigene, weiter hinaus gehende Versuche auszudenken. Das nenne ich mal vorbildlich und löblich.
Voller Neugier lese ich weiter.
Es kommt ein kleiner Exkurs über die Geschichte voller Missverständnisse der Kunststoffe, eine Systematik mit schönen Strukturformeln und allgemeine Eigenschaften wie Schmelzpunkte und Wärmeleitfähigkeit. [An dieser Stelle bitte ein verzweifeltes Seufzen denken] Dann endlich, zwar noch unter “Allgemeine Eigenschaften”, das erste Experiment auf Seite 20[Hoffnung]
Versuche mit der Heißluftpistole
Joghurtbecher, Trinkbecher und Tischtennisball erhitzen und gucken, was passiert.
[echt jetzt?]
Nächste Seite, Brennbarkeit, was brennt, was stinkt…

Es folgen etliche Seiten, sortiert nach den jeweiligen Sorten von Kunststoffen. Ich merke, dass ich inzwischen eine andere Vorstellung habe, wie Experimente im Alltag aussehen (können). Ein wenig in diese Kategorie fällt vielleicht noch das Kapitel über Galalith, ein Kunststoff, den man recht leicht aus frischer Milch herstellen kann. Das “Rezept” ist ebenfalls im Buch erwähnt.

Ansonsten entsprechen viele Experimente genau dem, was man aus der Schule zu oft gewohnt ist. Man nehme, dann sieht man.
Verschiedene Plastikschnipsel verbrennen unterschiedlich, schwimmen unterschiedlich, können unterschiedlich viel Wasser aufnehmen und so weiter. Das ganze ohne Farbe und mit zu wenigen Bildern. [hier bitte wieder einen tiefen Seufzer denken]

Schade, der Titel weckte (in mir zumindest) Erwartungen, die nicht erfüllt wurden. Es ist ein Buch für Chemie-LK-Schüler, die zu Hause gerne noch mehr rumexperimentieren wollen. Gut vorstellen kann ich mir das auch beim Tag der offenen Tür bei einem großen Chemie-Konzern, bei dem dann die Chemie-LK Schüler aktiv werden können.
Für Chemie-Lehrer, die schon die Hälfte der Experimente kennen. Für Leute, die ihre Vorurteile gegenüber Chemie noch weiter bestätigt sehen wollen.

Das ist sehr schade, denn in dem Thema wäre bestimmt sehr viel mehr Potenzial gewesen. Aber so ist es ein besseres Vorlesungsskript, das sich außerhalb der Fachcommunity kaum jemand freiwillig antun wird, fürchte ich.

Kommentare (9)

  1. #1 peer
    Mai 28, 2013

    Georg Schwedt hat viele Bücher, die ich als Chemielehrer gerne nutzen würde.
    Leider sind die alle ein bisschen aus der Zeit gefallen und wirken “Prä-Internet”. Insbesondere sind die auch oft furchtbar strukturiert. Richtig benutzen konnte ich bislang nur das Buch über Pflanzenuntersuchungen und das auch nur nach intensiver Bearbeitung. Ich finde das auch sehr schade, denn das Potential ist vorhanden.

    • #2 Chris
      Mai 30, 2013

      An der Struktur dieses Buches habe ich nichts auszusetzen…

  2. #3 Pia Slimani
    Schule
    Dezember 12, 2013

    Wir machen eine Präsentation über Kunststoffe in Chemie und sind komplett überfordert.

    • #4 Chris
      Dezember 12, 2013

      ?Und? Das ist eine Aussage. Das ist schade für Euch.

      Wenn Ihr konkrete Fragestellungen habt, dann würde ich empfehlen, diese auch als solche so zu formulieren.

  3. #5 Pia Slimani
    Schule
    Dezember 12, 2013

    Leider kann ich keine Fragen stellen da ich das komplette Thema nicht verstehe. Wenn ich jemanden finden könnte der es mir so erklären kann das selbst ich es verstehe wäre es hervorragend.
    Sind sie ein Spezialist ?
    (Das war eine Frage)

    • #6 Chris
      Dezember 12, 2013

      lol, ich arbeite seit 10 Jahren im Bereich der Wissensvermittlung, ja.
      ABER ich bin kein Lehrer, vor allem nicht Euer. Nur schwer läst sich der Stoff der letzten Monate mal eben so aufarbeiten, als das Ihr schnell Eure Hausaufgaben erledigt bekommen habt. Leider, leider werdet Ihr Euch nur selbst Wissen aneignen können. Hierzu bietet das Internet Unmengen an Wissen an. Vielleicht sucht Ihr mal bei den großen Sendungen. Egal, ob Sendung mit der Maus (da gab es einen sehr guten Film über den Weg vom Erdöl zum Kunststoff), nano, Quarks & Co. etc…

  4. #7 rolak
    Dezember 12, 2013

    da ich das komplette Thema nicht verstehe

    Mich deucht, Pia versteht es nicht einmal, Fragen zu stellen – wäre doch das Thema an sich schon ein guter Ausgangspunkt.

    Berechtigte Heiterkeit, Chris — doch ein paar links gäbe es schon: MBdS, nano, Quarks&Co, die beiden Letzteren jeweils mit einer ziemlichen Mediathek-Sammlung.

    • #8 Chris
      Dezember 12, 2013

      @rolak
      Das war pädagogisch jetzt aber nicht sinnvoll, hast Du Ihr doch schon wieder Arbeit abgenommen. tsts

  5. #9 rolak
    Dezember 12, 2013

    oooops – Wird wohl so sein, Chris. Mangelnde Ausbildung meinerseits.