Das ist ein Klischee, das vor vielen Jahren durchaus gesellschaftsfähig war (und in den Köpfen mancher auch immer noch ist). ABER eigentlich schreiben wir das Jahr 2017 und sind schon viel weiter.
Naja, zumindest ein wenig, aber Initiativen wie For Women in Science oder auch AWIS bemühen sich stetig, das auch die letzten von ihren alten Klischees ablassen. Deutsche Varianten gibt es auch, der Vollständigkeit wegen: Frauen in Bildung und Forschung oder auch mal stellvertretend für viele andere hier die DFG.
Es ist etwas merkwürdig, wenn beim Discounter Jungen Drachen steigen lassen und Mädchen Handtaschen bemalen, aber die Produkte sollen die Zielgruppe ansprechen, der Wurm muss dem Fisch, nicht dem Angler schmecken, es ist “ja nur” der Discounter. Chancengleichheit in einem Werbe-Flyer, der eh nur die Haltbarkeit von einer Woche hat, das wäre nett, aber man muss es hinnehmen.
Ganz anderes erwarte ich (warum auch immer) eigentlich bei einem hochpreisigen Kinder-Ausstatter wie etwa Jako-O. Zielgruppe sind hier ganz vermutlich (Groß-)Eltern, die nur das Beste für die Kleinsten wollen UND es sich leisten können/wollen. Die Firma hat eine eigene Bildungsstudie in Auftrag gegeben und veranstaltet einen Familien-Kongress. “Geballtes Wissen für Eltern in 16 Vorträgen” heißt es da. ABER der Katalog trieft auf 420 Seiten von klassischen Vorurteilen, die kaum vom Discounter-Flyer zu unterscheiden sind. Klar, die Feen-Kostüme tragen auf den Fotos Mädchen und bei den Piraten sind es Jungen, die hier die Produkte vorführen. Aber dann geht es weiter, Jungen im Astronautenanzug und bei den Dinos, Jungen bei der Polizei und Feuerwehr. Kran und Autos werden von Jungen bespielt. Mädchen dürfen mit Ponys und Bauernhöfen spielen.
Beim Kaufladen, oho, da spielen Mädchen tatsächlich mit Jungen auf den Fotos… Online wird der Shop, der hier ja nicht auf wenige Fotos im Print-Katalog begrenzt wäre, aber nicht besser.
Eine Beobachtungslupe: Junge
Die klassische Becherlupe: Junge
Insektenfang-Gerät: Jungen fangen, Mädchen guckt aus der Entfernung zu
Große Becherlupe: Der Junge zeigt etwas einem Mädchen
Schach spielt ein Junge.
Ein Junge mikroskopiert eine Baumrinde und “natürlich” trägt ein Junge den Forschergürtel.
Bei den kreativen Produkten, Tassen bemalen etc. sind es vorwiegend Mädchen auf den Fotos, ich erspare mir weitere Verlinkungen.
Ganz ehrlich Jako-O, muss das 2017 noch sein? Vor meinen Augen zeichnen sich weitere Diskussiongruppen auf dem Kongress ab: “Mein kleiner Bub malt Bilder mit roten Farben, ist er schwul und wie kann ich ihn retten?” oder “Hilfe, meine Tochter möchte tatsächlich Fußball spielen!”
Followerpower: Habt Ihr akzeptable Kataloge / Firmen gesehen, die mal nicht in die alten Rollenverteilung verfallen?
Update:
Bin gerade über dieses Video bei der BBC gestolpert. Wie sich fremde Erwachsene gegenüber Kleinkindern verleiten lassen..
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