Das Buch funktioniert als Lehrbuch der Wissenschaft, Wissenschaftsgeschichte, Soziologie und Philosophie. Es ist vielleicht an Kinder gerichtet, doch jedes Kind wird bei einem erneuten Lesen Kleinigkeiten entdecken, die man erst nach Jahren versteht. Auch als “Erwachsener” habe ich mich bei diesem Buch köstlich unterhalten, wozu die absurden und verrückt-humorvollen Dialoge und Situationen sicher beigetragen haben. Wo sonst lernt man, dass Haarbalgmilben keinen Hintern haben, und auch keinen brauchen?!

“Ehrlich, wir sollten ihn [Darwin] Sachen fragen. Wir könnten endlich die Antworten zu den großen Fragen des Lebens bekommen.”

“Wie welche zum Beispiel?”

“Na ja, zum Beispiel warum wir keine Hintern haben.”

Am Ende ist “The Sandwalk Adventures” genau das, was drauf steht – eine Abenteuergeschichte mit zwei unerwarteten aber liebevollen Charakteren. Ich habe vielleicht sieben Jahre gebraucht, um es zu entdecken; weiterempfehlen kann ich es aber sofort.

Hier ein kleiner Comic von Prof. Hosler, der noch vor Sandwalk entstanden ist.

darwinsavestheworld.jpg

Wer mehr lesen möchte, kann auf Jay Hoslers Blog, Drawing Flies, in den kommenden Tagen die Abenteuer von Wilbur, der Fliege, als Webcomic verfolgen. Darin geht es um Photosynthese.

Englisch ist dabei allerdings sehr zu empfehlen.

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Kommentare (10)

  1. #1 Geoman
    September 28, 2010

    @ Nils schrieb:

    “Charles Darwins “On the Origin of Species” ist auch eines dieser Bücher, die im Original zum Teil wunderschön, im alten deutsch jedoch wirklich schwerfällig sind.”

    Ob Charles Darwins berühmtes Werk im Original weniger langatmig und umständlich als in der deutschen Fassung mag ich hier bezweifeln. Ich erinnere mich an eine Anekdote, die ich bei Stephen Jay Gould gelesen habe. Als er seinen Studenten auftrug, doch einmal Darwin im Original zu lesen, kamen nach einigen Tagen verschiedene Studenten auf ihn zu und fragten, ob es auch eine wissenschaftliche Fassung des Buches gebe. Mit anderen Worten, wenn es denn den Studenten “wunderschön” vorkam, so doch nicht wissenschaftlich und eher trivial.

  2. #2 Nils
    September 28, 2010

    @Geoman:
    Na, ich finde “On the Origin of Species” ein herrliches, Augen öffnendes und zutiefst wissenschaftliches Buch. Ob man es jetzt für sprachlich schön hält oder nicht, das sei jedem selbst überlassen. Doch wer unbefangen sucht, findet besonders in den zusammenfassenden Passagen am Ende der Kapitel wirklich gelungene, meiner Meinung nach schöne Absätze:

    As buds give rise by growth to fresh buds, and these, if vigorous, branch out and overtop on all sides many a feebler branch, so by generation I believe it has been with the great Tree of Life, which fills with its dead and broken branches the crust of the earth, and covers the surface with its ever branching and beautiful ramifications.

    Aus: Chapter IV – Natural Selection

  3. #3 Geoman
    September 29, 2010

    Nils schrieb:

    “Na, ich finde ‘On the Origin of Species’ ein herrliches, Augen öffnendes und zutiefst wissenschaftliches”

    Schauen wir uns mal einer Passage aus der Erstausgabe von “The Origin of Species” an, dass wunderschöne Sprache zugleich trivialste Wissenschaftlichkeit sein kann:

    “In North America the black bear was seen by HEARNE swimming for hours with widely open mouth, thus catching, like a whale, insects in the water. Even in so extreme a case as this, if the supply of insects were constant, and if better adapted competitors did not already exist in the country, I can see no difficulty in a race of bears being rendered, by natural selection, more and more aquatic in their structure and habits, with larger and larger mouths, till a creature was produced as monstrous as a whale.”

    [“In Nordamerika sah HEARNE den schwarzen Bär viele Stunden lang mit weit geöffnetem Munde im Wasser umherschwimmen, um fast nach Art der Wale Wasserinsekten zu fangen. Wenn die Versorgung mit Insekten gleich bleibt und wenn in der Gegend noch keine besser angepassten Konkurrenten vorhanden sind, kann ich selbst in einem so extremen Fall keine Schwierigkeit für eine Rasse von Bären erkennen, welche von der natürlichen Selektion in Bau und Gewohnheit stärker dem Wasser angeglichen werden, mit einem immer größeren Mund, bis schließlich ein Geschöpf hervorgebracht wird, welches so gewaltig wie ein Wal ist.”]

    Dieses arg die Grenze der Lächerlichkeit strapazierende ‘schöne’ Märchen über schwimmende insektenfangende Bären, die mit der Zeit zu Walen werden, hat Darwin viel Spott eingebracht. In späteren Ausgaben hat er die Passage dann immer mehr verkürzt, so dass schließlich von der Kernaussage oder -phantasie nichts mehr übrig blieb.

  4. #4 MartinB
    September 29, 2010

    @geoman
    Ja, immer, wenn die Sprache auf Darwin kommt, zitieren Sie diese eine Stelle.
    Wenn das alles ist, was es an dem Buch zu bemänglen gibt, dann ist das schon eine Leistung…

  5. #5 Nils
    September 29, 2010

    Als On the Origin of Species veröffentlicht wurde, hat es generell viel Spott eingebracht. Das lag daran, dass seine Ansichten so revolutionär waren, dass man sie nicht akzeptieren wollte.

    Ich verstehe allerdings nicht was dein Problem mit dem Abschnitt ist. Zu der Zeit war diese Ansicht in keiner Weise trivial. Und “I can see no difficulty” bedeutet ja nicht, dass es so war. Es war reine Spekulation, aber sie basierte auf guten Hypothesen. Ich habe damit übrigens auch kein Problem mir vorzustellen dass Wale von Landsäugetieren abstammen. Ja, Darwin hat die Passage später verkürzt, aber so hat er viele der schönsten Stellen später gestrichen, eben weil die (meist religiöse) Gesellschaft ihn stark kritisierte, und Darwin viel daran lag in der Gesellschaft akzeptiert zu werden. Lies das Comic, wenn du wissen willst, welch Sorgen Darwin geplagt haben. 😉

  6. #6 MartinB
    September 29, 2010

    @Niels
    Das Problem mit der Passage ist, dass sie die wahre Komplexität der Evolution verschleiert – einen so geradlinigen Weg dürfte es selten bis nie gegeben haben, und die Passage ignoriert all die vielen Anpassungen, die man braucht, um vom Bären zum Wal zu gelangen.
    Wie komplex die Evolution tatsächlich verläuft, hat man aber im Detail erst später herausgefunden – dass beispielsweise die berühmten geradlinigen Pferdestammbäume in Wahrheit eher extrem verzweigte Büsche waren.
    Nichtsdestotrotz – wenn Darwin in einem Buch von solcher Datenfülle an nur einer Stelle danebengegriffen hat, dann ist das wohl eher ein Gütezeichen.

  7. #7 Geoman
    September 29, 2010

    @ MartinB schrieb:

    “Ja, immer, wenn die Sprache auf Darwin kommt, zitieren Sie diese eine Stelle.”

    Immer scheint mir reichlichst übertrieben, ich habe diese Stelle auf Scienceblogs das zweite Mal zitiert, weil sie so symptomatisch und zu gleich anschaulich dafür ist, wie im Darwinismus und später im Neodarwinismus/Synthetische Theorie der komplexe Vorgang der Evolution trivialisiert wird. Das räumen Sie ja selber ein.

    Nicht ohne Grund kann man sagen, dass durch den Darwinismus und seine späteren Varianten die Evolutionsforschung – zumindest was den Bereich der Makroevolution angeht – um fast 150 Jahre zurückgeworfen wurde.

    PS: Wenn Sie meine Kommentare zu anderen Stellen aus Darwins berühmten Werk interessieren, schauen Sie vielleicht mal auf meiner Website vorbei.

  8. #8 Nils
    September 29, 2010

    @Martin:
    Ja, ich verstehe was du meinst. Ich denke man muss so ein Buch aber in seinem zeitlichen Zusammenhang sehen. Die Konzepte würden das damalige Weltbild verändern; ein großer Teil des Buches behandelt deshalb seine Gedanken, basierend auf seinen Entdeckungen. Das ist eigentlich genau wie bei einem Paper heute, in dem man in der Diskussion auch spekulieren darf. Und eine Spekulation wie diese hier finde ich da (in einem 500-Seiten Buch) völlig okay, besonders da er ja auf die verschiedenen Anpassungen eingeht. Stimmt aber, dass solche weniger gelungenen Passagen eher selten auftauchen.

  9. #9 Richard
    September 29, 2010

    Einfach schnell und mit Spaß Englisch lernen ( kostenlos)

    https://englisch-lernen-de.blogspot.com

  10. #10 KerstinH
    Oktober 10, 2010

    Die Comics sind wirklich hinreißend, danke fürs “Ausgraben”!
    Es gibt auch eins über Bienen (“Clan Apis”), in dem die Insekten die Ankunft der Amphibien lakonisch mit “Well, well, well – there goes the neighborhood” kommentieren. Sweet.