Spore
Ich will mich gar nicht lange an diesem Spiel aufhalten, da seit seinem Erscheinen 2008 genug darüber geredet wurde. In diesem Spiel muss man einen Einzeller “erschaffen” und ihn nach und nach hin (hinauf?) zu einem komplexen, intelligenten Lebewesen evolvieren. Der Entwickler des Spiels behauptet zwar, dass man dies gar nicht unbedingt muss, aber dann kommt man im Spiel eben nicht weiter:
— Will Wright auf NPR
Das “Evolvieren” findet hier eher statt, indem man seinem Tier irgendwelche Körperteile “anklebt”. Diese haben allerdings wenig oder gar keine Auswirkung auf die Fitness des Tieres. Allerdings greift Spore trotz alledem wichtige Punkte auf: In dem Spiel so wie beim tatsächlichen Evolvieren entwickeln sich einfache Kreaturen zu komplexeren, ein Prozess der, wenngleich nicht notwendig, sehr verbreitet ist. Außerdem sind die Lebewesen aus Spore meist bilateralsymmetrisch und geben so den Großteil der tatsächlichen Tiervielfalt wieder. Schließlich ist das Ankleben von Körperteilen vielleicht eine sehr vereinfachte Variante der Evolution, aber die Entscheidung zu solch einem Teil fällt meist auf Gedanken der Anpassung zurück. “Oh, der dritten Fuß bei dem komischen Nashorn dort scheint sehr hilfreich zu sein. Es läuft mir immer davon, wenn ich es angreife.” Man verändert sein eigenes Tier daher in der Regel nur wenn es einen Vorteil bringt. Tut es das nicht, tauscht man sein drittes Bein schnell wieder gegen ein Paar Geweihe.
Who Wants to Live a Million Years?
In der Welt der Online-Gelegenheitsspiele gibt es eine große Zahl an Spielen, die Evolution zum Thema machen. Die Flash-Games Monster Evolution und Evolution 2 bedienen sich da eher dem Spore-Prinzip: der Spieler spielt Gott und entscheidet welchen Weg die Kreatur gehen soll. Das ist künstliche Selektion, wenn überhaupt. Leider findet die Entwicklung dann auch immer vom Einzeller im Wasser zum intelligenten Wesen im Weltraum statt. Ich denke dass solche Spiele eher wenig zum Verständnis der Evolution beitragen. Liest man in Foren und bei Youtube die Kommentare zu Spore oder solchen Spielen, ist leider nur wenigen Kommentatoren Natürliche Selektion ein Begriff, und Mutationen dienen eher dazu, ein Individuum zu verbessern.
“Komm, ich lasse mir Flügel wachsen, damit ich den schießenden Soldaten davon fliegen kann.”
Eine wunderbare Alternative ist das zum Darwin-Jahr 2009 produzierte Online-Spiel des Science Channels: Darwin’s Survival Game. Liebevoll designt, mit einem Charlie Darwin in der Ecke, der mit ausgefallenen Hüten für Unterhaltung sorgt während er Tipps gibt. Und zum ersten Mal steuert man nicht die Evolution, sondern lediglich die Verbreitung einer Anpassung in der Population. Steht ein kalter Winter bevor, lohnt es sich, Allele für dickes Fell in der Population zu haben. Ziel ist es, seine Population möglichst divers zu halten, damit sie die 1-Million-Marke erreichen. Aber selbst wenn man mal nicht an alles gedacht hat, darf man als Joker eine neue Mutation einbringen.
Darwin Pond
Es gibt viele lehrreiche Spiele zur Evolution, manche sind dabei besser gemacht als andere. Bei denen fehlt es meist nur leider am Spaß und an einem schönen Design. Wo ist das Spiel in ansprechender 3D-Grafik, in dem ich die Allelverteilung in den Populationen bestimmen darf und die Ökologie verändere um es den kleinen, süßen Kreaturen nicht zu einfach zu machen?
Das Nächstbeste, was ich finden konnte, ist Darwin Pond, eine Simulationssoftware ähnlich dem berühmten Blinden Uhrmacher von Richard Dawkins (den man übrigens mittlerweile auch online ausprobieren kann). Schön ist bei Darwin Pond allerdings das Spielelement. Es ist nichts weiter als eine Simulation von kleinen, schwimmenden Viechern in einem Teich; aber ihr Aussehen und ihre Fähigkeiten hängen von vielen Faktoren ab. Sie haben Farbpräferenzen bei den Partnern, unterschiedlich komplexe Bewegungen, sie sind ständig auf der Suche nach Futter, und man kann sich in die Evolution der Population einmischen indem man künstliche Mutationen herbeiführt. Aber bei dem Versuch, eine gesunde dreibeinige Gruppe zu evolvieren (oder zwei Populationen, die sich nicht mehr miteinander paaren), stellt man eines fest: Egal was man tut, am erfolgreichsten und gesündesten sind die Tiere dann, wenn man sie in Ruhe lässt. Nach 6 Stunden hat sich ein gesundes, aber durchaus spannendes Gleichgewicht eingestellt. Die Grafik ist dem Spielalter entsprechend simpel (die erste Version ist von 1996), aber als Biologe muss ich zugeben: es macht erstaunlich Spaß!
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