Nach dem Prinzip der Parsimonie sollten wir erwarten, dass dies der wahrscheinlichere Weg sei. Die Alternative wäre, dass die Umweltbedingungen verursachen, dass ein komplett neuer Flügel entstanden ist, der nur zufällig dem uralten gleicht.
Heißt das aber, dass Herr Dollo Unrecht hatte, und es doch möglich ist, zu alten Zuständen “zurück” zu evolvieren? Ich denke nicht. Was Louis Dollo sagte ist, dass ein einmal eingeschlagener Weg im Laufe der Evolution nicht ein zweites Mal eingeschlagen werden kann und dabei genauso abläuft wie beim ersten Mal. Richard Dawkins hat das in seinem Buch “Der blinde Uhrmacher” so formuliert:
“Eine statistische Wahrscheinlichkeit, den exakt gleichen Weg zweimal zu gehen.” Dawkins reduziert das auf die Gene und sagt dann, dass es unwahrscheinlich ist, dass ein Gen zweimal die exakt gleiche Basenzusammensetzung evolviert. Das muss natürlich nicht sein, da trotz Variation im Gen es immer noch für das gleiche Genprodukt verantwortlich sein kann. Doch im Kern ist es richtig, wie Herr Dollo ihm hundert Jahre zuvor zustimmte:
Ein Organismus ist nicht in der Lage, zu dem Ausgangszustand zurückzukehren, um den von Dawkins geforderten Weg erneut zu gehen. Zu vieles hat sich geändert. Zu viele Veränderungen verhindern, dass der Organismus sich genau gleich verändern kann. Evolution geht nicht rückwärts. Sie geht auch nicht wirklich vorwärts. Sie ist die Anpassung an das Jetzt und die Veränderung der jetzigen Zustände. Nur weil der jetzige Zustand einem gleicht, der einmal existiert hat, sollte das nicht als Rückwärtsbewegung verstanden werden. Es ist tatsächlich eine Art von Re-Evolution. Der Begriff ist dabei jedoch völlig überflüssig und wird wahrscheinlich in erster Linie für Marketingzwecke benutzt. Es ist Evolution, nicht mehr und nicht weniger.
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