Sind solche Statements heute undenkbar?:

“Je mehr Frauenzimmer höhere Schulen besuchen, um so mehr steht die Männlichkeit der Studenten in Gefahr, insoferne als sie vor lauter Rücksichten gegen das weibliche Geschlecht zu duldenden Eunuchen werden. Derjenige Staat, in dem die Weiber professions- oder sportmäßig in die politischen und wissenschaftlichen Berufe hineinpfuschen, ist dem Untergange geweiht, dafür liefert die Geschichte Beispiele.

Die Männer haben ohnehin unter sich genug oder schon zu viel Konkurrenz, also können sie die weibliche Konkurrenz nicht mehr brauchen … Die Ausbreitung des Frauenstudiums ist ein gemeingefährlicher Unfug, die Frau hat vermöge ihrer natürlichen Veranlagung und Bestimmung nicht den Beruf des Mannes, … Die Frauen gehören nicht in die Hörsäle der Hochschulen und ins Gymnasium.”

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So war am 18. Januar 1900 in der “Neuen Bayerischen Landeszeitung” zu lesen. Heute, über 100 Jahre später, nehmen wir solche Einlassungen irritiert oder schmunzelnd zur Kenntnis. Wenn heute über Hochschulen geredet wird, dann geht es um Internationalisierung, Exzellenzinitiativen und die Sicherstellung der Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit der Universitäten.

Dabei gerät häufig in Vergessenheit, dass Frauen innerhalb des Wissenschaftssystems noch immer deutlich benachteiligt sind.


Gleiche Chancen in Wissenschaft und Forschung?

Denn obwohl die Bildungsexpansion der 60er und 70er Jahre und die Bemühungen um Chancengleichheit in Erziehung und Bildung dazu geführt haben, dass Mädchen längst die besseren Schulabschlüsse mit nach Hause bringen.

Die Chancengleichheit zwischen Männern und Frauen in der Wissenschaft ist eine Zukunftsfrage.

Und obwohl auch die Studentinnen längst genauso erfolgreich die Seminare und Abschlußprüfungen der Universitäten bewältigen, wie ihre männlichen Kommilitonen, sind Wissenschaftlerinnen in Forschung und Lehre nach wie vor unterrepräsentiert.

Das weibliche Potenzial für die Wissenschaft nutzen

Insider reklamieren seit langem: das weibliche Potenzial in der Wissenschaft wird bei weitem nicht ausgeschöpft. Und zwar in sträflicher Weise. Denn schließlich wird die Zukunftsfähigkeit des Wissenschaftssystems ganz grundsätzlich auch davon abhängen, ob es uns gelingt junge, begeisterte Wissenschaftlerinnen für einen Karriereweg innerhalb der Wissenschaft zu begeistern.

Allzu oft stoßen Forscherinnen an “gläserne Decken” – auf dem Karriereweg bis zu den Spitzenpositionen gibt es unnötig viele Hindernisse.

Und – das ist das Entscheidende – die Zukunft der Wissenschaft hängt davon ab, ob es uns gelingt, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass diese Karrierewege auch zum Ziel (etwa zur Professur) führen, ohne dass die Forscherinnen zuvor an “gläserne Decken” stoßen und resigniert aufgeben.

Die Herstellung einer wirklichen wissenschaftlichen Chancengleichheit ist folglich eine unserer größten Herausforderungen.

Start des Weblogs “For Women in Science”

Im Weblog “For Women in Science” werden wir in den nächsten Wochen versuchen, die Situation von Frauen in der Wissenschaft aus möglichst vielen Blickwinkeln zu beleuchten. In Gastbeiträgen analysieren renommierte Expertinnen und Experten verschiedene Aspekte der Thematik. In Interviews kommen herausragende Wissenschaftlerinnen selbst zu Wort und berichten über ihre Erfahrungen.

Analysen, Essays, Interviews & Porträts – viele Facetten zur Situation von Frauen in der Wissenschaft

Außerdem werden in kurzen Porträts bemerkenswerte Wissenschaftlerinnen vorgestellt. Und schließlich geben auch die deutschen Preisträgerinnen des Förderprogramms “For Women in Science” einen Einblick in ihren Forscherinnenalltag. Und am 29. September wird die diesjährige Preisverleihung des Förderprogramms im Mittelpunkt stehen, mit dem die UNESCO gemeinsam mit L’Oréal und der Christiane Nüsslein-Volhard-Stiftung seit 2006 die Arbeit von herausragenden Wissenschaftlerinnen unterstützt.

Bis dahin erhoffen wir uns viele anregende Diskussionen rund um die Situation von Frauen in der Wissenschaft. Und vielleicht ergeben sich ja auch in und über diesen Weblog auch Antworten, wie die Weichen gestellt werden müssen, um die Zukunftsfähigkeit der Wissenschaft unter der Bedingung der Geschlechtergerechtigkeit sicherzustellen.

Kommentare (1)

  1. #1 Paula Schramm
    September 16, 2008

    Liebe Women in Science,

    Ich freue mich, als eine der Euren, dass ihr euch dieses Themas annehmt. Ich wünsche Euch viele tolle Diskussionen und erleuchtende Augenblicke für Eure Leserinnen.

    Gruß Paula/Jokerine