In der Wissenschaft sind wir alle gleich: Unsere Gehirne arbeiten daran, Grundkonzepte zu begreifen. Dabei ist es egal, ob man als Mann oder Frau forscht: Was zählt sind nur die Ergebnisse. Dennoch ist es etwas Besonderes, als Frau in der Wissenschaft tätig zu sein. Und da ich einige Jahre auch in den USA gelebt und gearbeitet habe muss ich sagen: In Deutschland umso mehr.
Die Unterschiede zwischen Männern und Frauen in der Wissenschaft fangen schon in ihrer Herangehensweise an wissenschaftliche Themen an: Frauen fangen eher mit ganz kleinen Details an und fügen sie erst später zu einem größeren Ganzen zusammen. Ihr Ausgangspunkt ist meiner Ansicht nach meist breiter gefächert. Männer funktionieren meiner Beobachtung nach genau andersrum: Sie sehen zuerst das große Ziel und füllen dann nur noch die Lücken mit den benötigten Details aus.
Und in einem weiteren Punkt unterscheiden wir Wissenschaftlerinnen uns von unseren männlichen Kollegen: Wir sind viel ordentlicher! Alles hat seinen Platz. Meistens kann man wirklich bereits beim Anblick einer Laborbank sagen, ob dort ein Mann oder eine Frau arbeitet.
Meiner Meinung nach sollte die Gleichstellung von Männern und Frauen in der Wissenschaft auf jeden Fall ein Ziel sein. Momentan ist das aber noch nicht möglich – zum einen weil es an Unterstützung fuer Kinderbetreuungsmöglichkeiten fehlt, zum anderen ist meine Beobachtung, dass es vielen Forscherinnen an Unterstützung seitens ihrer Familien fehlt. Wir sind in der Gesellschaft immer einsamer. Auch dadurch, dass man heutzutage jobbedingt oft umzieht, wird es nicht leichter. Die Leute, die bereit wären uns zu unterstützen, wie etwa Großeltern, sind einfach zu weit entfernt.
Frauen in der Wissenschaft haben vermutlich immer eine außergewöhnliche Stellung und in Bezug auf meine Karriere darf ich behaupten, dass sie durchaus unkonventionell war:
Mein Studium habe ich in Italien begonnen – dort studierte ich zunächst Zahnmedizin. Als Zulassung für das Studium mussten wir eine Eignungsprüfung ablegen – danach waren wir im ersten Semester etwa nur ein Fünftel Frauen.
Meine Entscheidung, in die Forschung zu gehen, war ziemlich außergewöhnlich. Die Zahnmedizin entfachte mein Interesse für Zellbiologie, in einem Biologiekurs. Meine Abschlussarbeit habe ich dann auch dort am Institut für Zellbiologie und Anatomie geschrieben.
Als ich anschließend als Zahnärztin arbeitete, fand ich die Vorstellung schrecklich, ein Leben lang „nur” am Menschen zu arbeiten. Ich wollte wissen, was hinter den Krankheiten steckt. Ich muss dazu sagen: In meiner Familie gibt es sonst nur „praktisch” arbeitende Leute; Ingenieure und Physiker etwa, ich bin darunter die Einzige, die forscht.
Um also mehr über die Ursachen von Krankheiten zu Erfahren, habe ich ein Zweitstudium in Angriff genommen: In Biologie habe ich zunächst einen Master gemacht und anschließend auch promoviert, um mein Wissen zu vertiefen.
Von einer Disziplin in die andere zu wechseln, war nicht immer leicht. Schließlich musste ich lernen, mein Wissen als Biologin mit Chemie und Physik zu verbinden. Im Laufe meiner Karriere habe ich aber viel Unterstützung erfahren. Promoviert habe ich bei einer Doktormutter. Hier in Heidelberg bin ich sehr glücklich, dass mein Institutsleiter mich bei meiner Doppelbelastung zu 100 Prozent unterstützt. Ich bin hier nicht die einzige mit Kindern, eine Kollegin von mir hat letztes Jahr auch ihr zweites Kind auf die Welt gebracht.
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